Fünf Prototypen des neuen Passagierflugzeugs MS-21 verließen bislang die Montagehallen im sibirischen Irkutsk. Sie alle schrubben seither fleißig Flugstunden, damit die Flugtests mit Russlands Hoffnungsträger möglichst noch vor Jahresende in der Zulassung münden. Etwa 700 Flüge haben die Testmaschinen laut Angaben von Irkut-Vizechef Anatoli Gaidanski bislang absolviert. Für das ersehnte Zertifikat sollen "weniger als 50 Flüge" fehlen. Allerdings wird die Zulassung durch die russische Luftfahrtbehörde vorerst nur für die MS-21-300 mit dem PW1400G von Pratt & Whitney kommen. Vier der fünf Testmaschinen sind mit dem US-Getriebefan bestückt, während Flugzeug Nummer fünf sich von russischen PD-14-Triebwerken antreiben lässt. Diese als MS-21-310 betitelte Version soll den Segen der Behörden plangemäß 2022 empfangen.
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Countdown zum Jungfernflug
Unabhängig davon wird in Irkutsk schon bald eine sechste MS-21 aufsteigen: gestern feierte die erste Maschine aus der Serienfertigung ihr Rollout und wurde offiziell an die Flugtestabteilung übergeben. Dort wird sie nun zunächst am Boden durchgecheckt und auf den Erstflug vorbereitet – der ebenfalls noch vor Weihnachten über die Bühne gehen soll. Das erste Serienflugzeug besitzt ebenfalls Motoren von Pratt & Whitney. Bedeutsamer allerdings sind die Kohlefaser-Tragflächen, an denen diese Motoren hängen. Denn während alle bisher gebauten MS-21 mit Verbundflügel aus importiertem CFK fliegen, feiern mit der sechsten Maschine auch die ersten komplett in Russland produzierten Tragflächen Premiere.

Not macht erfinderisch
Verantwortlich für die Tragflächen "made in Russia" ist die Firma AeroComposite aus Uljanowsk, die auch den CFK-Flügelkasten baut. Führende russische Chemiker und Technologen, darunter Experten und Wissenschaftler der Moskauer Staatsuniversität und von Rosatom, sind an der Entwicklung und Produktion des einheimischen Verbundstoffs beteiligt. Notwendig wurde der Umschwenk auf heimische Komponenten durch von den USA verhängte Sanktionen, die den Import der Rohstoffe erschwerten. Zur Herstellung nutzt AeroComposite das in Russland patentierte Infusionsverfahren, bei dem Harz in trockene Gewebegelege eingespritzt wird. Mitte Juni fand das erste auf diese Art gefertigte Flügelpaar den Weg an das im Bau befindliche Serienflugzeug. Nun zählen die Verantwortlichen gespannt die letzten Tage bis zum Erstflug.