Zugegeben, der Vergleich hinkt, aber man kennt es ja aus eigenem Erleben: Wenn man zu lange ohne Bewegung in derselben Position verharrt, werden die Beine steif. So ähnlich verhält es sich auch bei dem ersten Airbus A380, den die Lufthansa heute aus Teruel zurück nach Frankfurt überführt. Zumindest ein kleines bisschen, denn der Superjumbo mit der Kennung D-AIMK stand zweieinhalb Jahre am selben Platz – und er wird seine Rückkehr nach Hause heute mit ausgefahrenem Fahrwerk bestreiten.

Superjumbo auf dem Sprung
Für 11 Uhr am späten Vormittag war der Abflug aus dem spanischen Exil ins wintergraue Deutschland eigentlich angesetzt. Daraus ist nichts geworden, bis kurz vor 16 Uhr stand die D-AIMK noch immer auf dem Apron des "Flughafens ohne Passagiere" in Teruel. Dann aber ging es tatsächlich los: "Mike Kilo" ist nun unterwegs und wird am Abend in Frankfurt erwartet.
Dass die Crew auf dem Überführungsflug das Fahrwerk draußen lässt, hat übrigens nicht wirklich etwas mit steifen Beinen zu tun. Zumindest nicht direkt. Vielmehr handelt es sich um eine Sicherheitsmaßnahme, denn ob das Ein- und Ausfahren korrekt funktioniert, kann in Teruel am Boden nicht getestet werden. Dazu hätte man die A380 aufbocken müssen, wozu es vor Ort kein passendes Equipment gibt.

Deshalb bleibt das Fahrwerk draußen
"Sicherheit hat oberste Priorität", begründet ein Lufthansa-Sprecher die Entscheidung, mit "gear down" nach Frankfurt zu fliegen, auf Anfrage der FLUG REVUE. Die Konsequenzen aus Pilotensicht erläutert Kapitän Richard Lenz, der beim Überführungsflug das Kommando innehat, auf dem Instagram-Kanal der Lufthansa: "Wir dürfen nicht so hoch und nicht so schnell fliegen, wie wir üblicherweise fliegen. Außerdem verbrauchen wir mehr Treibstoff auf dem Weg nach Frankfurt und der Lärmpegel im Cockpit wird deutlich höher sein." Die Flugzeit, die im Normalfall bei unter zwei Stunden liegt, ist heute auf etwa dreieinhalb Stunden angesetzt.
Für Richard Lenz, Chief Training Captain für die A380 bei Lufthansa, ist die anstehende Rückkehr des Doppelstock-Riesen in die Dienste des Kranichs eine besonders "freudige Geschichte", wie er selbst sagt. "Ich kann mich noch gut erinnern, als wir 2020 die erste A380 in Teruel geparkt haben. Da hatte ich schon einen Kloß im Hals damals." Umso mehr überwiege nun die Freude über das Comeback.
Nächste Schritte
Bis die D-AIMK tatsächlich in den Passagierdienst geht, werden allerdings noch ein paar Monate ins Land ziehen. Nach der Heimholung kümmern sich Techniker in Frankfurt zunächst um die weitere Instandsetzung der Maschine. Anschließend geht es zur großen Wartung bei Lufthansa Technik in Manila, wo auch die Hagelschäden ausgebessert werden, die die A380 infolge eines Gewitters in Teruel erlitt und deren Spuren vor allem auf den Landeklappen zu erkennen sind. Im darauffolgenden Schritt kommt die "Mike-Kilo" fürs Crewtraining zum Einsatz und wird in dieser Rolle auch einige Trainingsflüge absolvieren, bevor es dann planmäßig Ende März 2023 tatsächlich wieder auf Linie gehen soll.

Die zweite A380 erwacht bereits
Unterdessen bereiten Techniker in Teruel bereits die nächste Lufthansa-A380 auf ihre Rückkehr vor. Die D-AIMM, Taufname "Delhi", erwacht vor Ort gerade aus dem Tiefschlaf. Acht Wochen und 3.000 Arbeitsstunden seien nötig, um eine A380 aus dem Storage in einen flugbereiten Zustand zu versetzen, erläutert José Moliner vom Unternehmen Tarmac Aerosave, das die in Teruel eingelagerten Flugzeuge betreut.