Russland und die Vereinigten Arabischen Emirate rücken im Flugzeugbau näher zusammen. Erst Anfang der Woche verkündeten staatliche Unternehmen beider Länder, mit vereinter Kraft einen neuen Überschall-Airliner an den Start zu bringen. Nun könnte sich die Partnerschaft auch auf ein Flugzeugprogramm ausweiten, von dem immerhin schon fünf Prototypen fliegen: Auf der Rüstungsmesse IDEX-2021 in Abu Dhabi zeigte sich Russlands Industrie- und Handelsminister Denis Manturow sehr angetan von der Idee, die Araber als Zulieferer für den Passagierjet Irkut MS-21 ins Boot zu holen.

Minister auf Partnersuche
Konkret geht es um die Produktion der Tragflächen, die bei der MS-21 aus Kohlefaser (CFK) gefertigt sind. Aufgrund eines geltenden Embargos war Russland ab Anfang 2019 gezwungen, auf Rohstoffe und Technologien aus heimischen Gefilden zurückzugreifen, während ursprünglich ein Import von CFK-Komponenten aus den USA angedacht war. Die Mühen der Russen waren erfolgreich, die Fertigung eigener CFK-Flügel für die MS-21 läuft. Allerdings läuft sie derzeit noch nicht schnell genug, wie Minister Manturow gegenüber der Agentur Tass erklärte. Sein Fazit: "Wir müssen entweder die Kapazitäten selbst erweitern oder Partner gewinnen."
Russland fertigt CFK-Teile mit neuem Verfahren
In den VAE gibt es bereits Produktionsanlagen zur Herstellung von CFK-Verbundteilen. Allerdings nutzen die Araber laut Tass hierfür das klassische Prepreg-Verfahren, bei dem in Harz getränkte Kohlefasermatten in Autoklaven unter Druck und Hitze zu Formteilen "gebacken" werden. Der russische Zulieferer AeroKomposit aus Uljanowsk arbeitet für die MS-21 dagegen mit Vakuum-Infusion. Hierbei werden trockene, automatisiert übereinander gelegte Fasergewebe in einer Vakuumkammer mit Harz imprägniert. Laut AeroKomposit kam diese Technologie im Flugzeugbau weltweit sonst noch nirgendwo zum Einsatz. Sie soll jedoch deutlich effizienter sein.

"Staatsfeindliche Entscheidung"
Eine Partnerschaft mit den VAE bei der Flügelproduktion für die MS-21 würde also zunächst den Aufbau einer arabischen Fertigungslinie bedingen, die nach dem russischen Verfahren produziert. Für die russische Regierung wäre der damit verbundene Technologietransfer offenbar kein Problem. Russland sei daran interessiert, eine solche Produktion in den VAE aufzubauen und diese dann als Zulieferer ins MS-21-Programm zu integrieren, so Manturow gegenüber der Tass. Allerdings stößt der Minister in seiner Heimat auch auf Kritiker, die einen Ausverkauf russischer Technologien befürchten. "Wie profitabel ist es für Russland, fertige Verbundprodukte im Ausland zu kaufen?", fragt etwa das Luftfahrtportal aviation21.ru und spricht, sollte es wirklich zum Deal mit den VAE kommen, gar von einer "staatsfeindlichen Entscheidung, die in Zukunft sowohl der heimischen Luftfahrtindustrie als auch Russland insgesamt schaden kann."