Russischer Regionaljet absolviert Wassertests

SJ-100-Zulassung rückt näher
Russischer Regionaljet absolviert Wassertests

ArtikeldatumVeröffentlicht am 10.11.2025
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Russischer Regionaljet absolviert Wassertests
Foto: OAK

Regen, Pfützen, nasse Pisten – für Passagierflugzeuge sind das keine Ausnahmesituationen, sondern Alltag. Trotzdem muss jeder neue Jet erst beweisen, dass er damit klarkommt. Der völlig in Russland produzierte Regionaljet SJ-100 hat diese Prüfung jetzt auf dem Testgelände in Schukowski in der Nähe von Moskau absolviert.

Künstliche Pfützenlandschaft auf der Landebahn simuliert Extremwetter

Die Techniker des Herstellers Jakowlew verwandelten einen Abschnitt der Landebahn in Ramenskoje in eine riesige Wasserfläche: 70 Meter lang, 12 Meter breit. Die Konstruktion bestand aus einzelnen Kammern, die mit Gummiprofilen eingefasst und mit Epoxidharz auf dem Asphalt befestigt wurden. Dann füllten die Ingenieure sie 30 Millimeter hoch mit Wasser.

Triebwerke müssen auch bei Spritzwasser zuverlässig arbeiten

Die entscheidende Frage lautete: Was passiert, wenn das Flugzeug bei hoher Geschwindigkeit durch diese Wassermassen rollt? Schafft es Spritzwasser in die Triebwerke? Können die Aggregate damit umgehen?

Der Testpilot ließ den SJ-100 mehrfach durch das künstliche Pfützenmeer rollen, variierte dabei die Triebwerksleistung und aktivierte die Schubumkehr. Dutzende Sensoren im Flugzeug, Kameras am Boden und an Bord zeichneten jeden Moment auf. Vertreter der Zulassungsbehörden und Triebwerksexperten schauten genau hin.

Russische PD-8-Aggregate bestehen Belastungsprobe ohne Probleme

Die Bilanz nach mehreren Testläufen: alles im grünen Bereich. Die russischen PD-8-Triebwerke liefen stabil durch, die Hilfsturbine ebenso. Selbst bei Vollgas durch die Wasserfläche gab es keine Aussetzer, keinen Leistungsverlust, keine Probleme.

OAK

Monatelanges Prüfprogramm von Extremflügen bis Notfallmanöver

Der Wassertest ist nur einer von vielen in einem umfangreichen Zulassungsprogramm. Bereits im Juni jagte derselbe Prototyp mit 619 Kilometern pro Stunde und Mach 0,87 über die Piste – deutlich schneller als im normalen Betrieb erlaubt. Im August ging es dann richtig zur Sache: extreme Fluglagen mit gefährlichen Nick- und Rollwinkeln. Die Frage war, ob das Flugsteuerungssystem das Flugzeug selbstständig wieder stabilisieren kann. Ende Oktober stand dann die Schubumkehr auf dem Prüfstand, getestet bei unterschiedlichen Klappenstellungen.

Mit dem erfolgreich absolvierten Wassertest rückt die vollständige Zulassung näher. Läuft alles nach Plan, könnte der SJ-100 noch vor Ende des Jahres seine endgültige Betriebserlaubnis erhalten. Dann wäre der vollständig in Russland produzierte Regionaljet startklar für den kommerziellen Einsatz.