Russischer Riesenhubschrauber hebt nach 12 Jahren wieder ab

Mil Mi-26T in Nordrussland
Riesenhubschrauber hebt nach zwölf Jahren wieder ab

Veröffentlicht am 26.05.2025

Jahrelang gab die Mi-26T mit dem Kennzeichen RA-06030 ein ziemlich tristes Bild ab: Ohne Haupt- und Heckrotor, das Cockpitglas umhüllt mit einer braunen Plane, stand der schneeweiße Riesenhubschrauber, zusammen mit einem Leidensgenossen, auf einem abgelegenen Parkplatz des Flughafens Waskowo nahe der nordrussischen Stadt Archangelsk und welkte vor sich hin. 1990 mit der Seriennummer 34001212406 in Rostow am Don für die örtliche Regionaldirektion der sowjetischen Aeroflot gebaut, war die RA-06030 nach der Wende ab den frühen Neunzigerjahren bei der 2. Vereinigten Flugstaffel Archangelsk im Einsatz gestanden. Wegen "Erschöpfung der Ressourcen" ihres Rumpfes hatte die Betreibergesellschaft den Schwerlasthelikopter aber 2013 aus dem Spiel genommen.

Seit dem 9. April 2025 ist die totgeglaubte RA-06030 aber wieder quicklebendig – und nach zwölf Jahren Standzeit zurück in der Luft. Die Wiederauferstehung der Mi-26T ist das Ergebnis von zwei Jahren Arbeit, die Techniker der Archangelsker Flugstaffel vor Ort in den Hubschrauber investierten. Dabei brachten sie nach eigenem Bekunden nicht nur die Zelle des Monster-Drehflüglers auf Vordermann, sondern erneuerten auch Kerosintanks, Getriebe, Kraftübertragung und das Hydrauliksystem. Derart aufgefrischt, soll die Mi-26T in Zukunft wieder für vielfältige Aufgaben zum Einsatz kommen. Dazu zählen die Unterstützung von örtlichen Ölförderunternehmen und Bauprojekten, aber auch Rettungseinsätze. "Der Hubschrauber soll Ausrüstung, Nahrungsmittel und humanitäre Hilfsgüter in entlegene Gebiete der Region liefern", schreibt das Herstellerkonsortium Russian Helicopters in einer Pressemitteilung über die RA-06030.

Mil Mi-26T in Russland im Flug.
aviation-images.com/Universal Images Group via Getty Images

Einsamer Riesenhelikopter

In der Flotte der 2. Vereinigten Flugstaffel Archangelsk ist die auferstandene Mi-26T das aktuell einzige Exemplar ihrer Art. Zwar besitzt das Unternehmen noch eine Reihe weiterer, ähnlich alter Mi-26, von denen allerdings seit Jahren keine einzige aktiv ist. Stattdessen konzentriert sich die Hauptlast der täglichen Arbeitsaufgaben auf eine Teilflotte von etwa einem Dutzend kleinerer Mi-8-Hubschrauber unterschiedlicher Versionen. Außerdem betreibt die Archangelsker Flugstaffel mehrere Antonow An-2 und Let L-410. Ob die Inbetriebnahme weiterer eingemotteter Mi-26T geplant ist, darüber gibt es aus Archangelsk bislang keine Informationen. Über die Rückkehr der RA-06030 ist man vor Ort aber offensichtlich stolz: "Das ist ein Prachtstück, einen solchen Hubschrauber gibt es weltweit kein zweites Mal", schwärmt Sergej Schamow, Betriebsleiter der Archangelsker Flugstaffel.

Das Monster Mil Mi-26

Die Mil Mi-26 wurde in der Sowjetunion in den Siebzigerjahren als Nachfolgemuster der Mi-6 entwickelt und flog erstmals am 14. Dezember 1977. Mit einem maximalen Startgewicht von 56 Tonnen und beeindruckenden 20 Tonnen Nutzlast stellt die Mi-26 auch heute noch weltweit alle anderen im Dienst stehenden Hubschrauber in den Schatten. Ihre Dimensionen sind in vielerlei Hinsicht kolossal. Ihr Laderaum ist größer als der einer Antonow An-12 und bietet problemlos Platz für 90 Soldaten, 60 Patiententragen oder zwei Luftlandepanzer. Der Durchmesser des Achtblattrotors beträgt 32 Meter, was annähernd der Rumpflänge eines Airbus A319 entspricht. Darüber hinaus hält die Mi-26 bis heute eine ganze Reihe von Weltrekorden. So gelang es ihr 1982, eine Last von 56.769 Kilogramm auf eine Höhe von 2000 Meter zu hieven.

Als modernisierte Mi-26T2W wird die Mi-26 auch heute noch gebaut, ältere Exemplare sollen laut Plänen der russischen Regierung auf den neuen Standard aufgerüstet werden. Bislang verließen seit 1977 rund 320 Mi-26 die Produktionshallen in Rostow am Don.