Der Erstflug habe 26 Minuten gedauert, Geschwindigkeiten bis 390 km/h und 2000 Meter Flughöhe erreicht, meldete die staatliche Rüstungsholding Rostec, der auch der zivile Flugzeugbau untersteht, am Mittwoch. Während des Fluges seien die Stabilität und Steuerbarkeit, die Funktionsfähigkeit der Systeme, der Triebwerke und Avionik überprüft worden. Der Testflug sei erwartungsgemäß abgelaufen, die russischen Systeme und Geräte hätten "stabil" funktioniert. Zur Erstflugbesatzung in Woronesch gehörten der Cheftestpilot des Flugzeugwerks Woronesch (Il PJSC – VASO) Sergei Suchar, Testpilot Igor Zinow, Flugtestnavigator Sergei Goremykin, Testflugingenieur Pawel Litvyakov und Bordtestelektriker Dmitri Semenow.
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Flugzeug ohne westliche Zutaten
"Der erste und erfolgreiche Flug der modernisierten Il-96-400M ist ein Beweis für die höchste Kompetenz inländischer Designbüros und Flugzeugfabriken", sagte Russlands Vize-Ministerpräsident und Industrieminister Denis Manturow. "Das Flugzeug wird den Luftfrachttransport sowie die Verkehrsanbindung an verschiedene Regionen des Landes ermöglichen", ergänzte Rostec-Generaldirektor Sergei Tschemesow. "Die maximale Flugreichweite insbesondere in einer Zwei-Klassen-Passagierkonfiguration beträgt 8.100 km. Der Erstflug der Il-96-400M zeigt, dass die russische Industrie über alle notwendigen Technologien für den Bau von Großraum-Langstreckenflugzeugen verfügt. Ich möchte betonen, dass die Schaffung solcher Flugzeuge eine einzigartige Kompetenz ist, die die technologische Souveränität des Landes gewährleisten wird."
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Glascockpit und Fly-by-wire
Die Il-96-400M ist eine modernisierte Version der Il-96-300 (ursprünglicher Erstflug 1988), sie verfügt über einen um 9,35 m verlängerten Rumpf, leistungsstärkere PS-90A1-Triebwerke und bietet Platz für bis zu 370 Passagiere. Ursprünglich war vorgesehen, die Il-96-400M mit nochmals leistungssgesteigerten PS-90A3M-Turbofans zu bestücken, doch daraus wurde – zumindest bis jetzt – augenscheinlich nichts. Das Zweimann-Glascockpit verfügt über Steuerhörner und eine elektronische Flugsteuerung mit modernem Flight Management System, das mit dem Navigationsstandard RNP-1 kompatibel ist.
Vier Turbofans PS-90-A1 treiben die Il-96-400M an - nicht, wie eigentlich geplant, die nochmals verbesserte Version PS-90-A3M.
Kann ein Vierstrahler westliche Zweistrahler ablösen?
"Die neue, modernisierte Version der Il-96-Familie wird die UAC-Reihe ziviler Flugzeuge im Segment der Großraumflugzeuge ergänzen und es uns ermöglichen, dem Markt neben den Modellen MS-21-310, SJ-100 und Tu-214 Flugzeuge unterschiedlicher Größe und Reichweite anzubieten, die in der Lage sind, ein Streckennetz im ganzen Land bereitzustellen und ausländische Vergleichsmuster zu ersetzen", sagte Juri Sljusar, Generaldirektor des Flugzeugherstellers United Aircraft Corporation (UAC). Die Il-96-400M könne als Frachtflugzeug sowie als Passagierversion mit Ein-, Zwei- und Drei-Klassen-Kabinenlayout konfiguriert werden. Sie lasse sich mit einem modernen Infotainmentsystem ausstatten, das Zugang zu Internet, Fernsehen und Satellitenkommunikation biete.
Wird die Il-96-400M tatsächlich über den Status als Testflugzeug hinauswachsen? Dazu gab es bislang aus Russland widersprüchliche Aussagen.
Produktionsrate reicht nicht
Russland muss eine große Zahl zuvor geleaster, westlicher Airliner ersetzen, die seit dem Ukrainekrieg für Inlandsflüge beschlagnahmt worden waren, die aber jetzt keine reguläre Wartung und Ersatzteile nach westlichen Herstellerstands mehr erhalten und deshalb über kurz oder lang wohl aus dem Betrieb genommen werden müssen. Ob das technisch überholte Vierstrahlerkonzept der Il-96-400M hierfür noch zeitgemäß ist, muss sich zeigen – rein wirtschaftlich betrachtet ist das Flugzeug jedenfalls nicht konkurrenzfähig.
Hauptproblem der russischen Flugzeugbauer sind jedoch deren vergleichsweise niedrigen Produktionsraten. Von der Il-96 entstanden bisher oft nur zwei bis drei Flugzeuge pro Jahr, größtenteils als militärische VIP-Transporter, Relaisflugzeuge oder fliegende Kommandostände. An dieser Quote dürfte sich auch künftig nicht viel ändern – zumal es noch nicht einmal gesichert ist, dass die Il-96-400M überhaupt in Serie geht. Bislang liegen für den Widebody keinerlei Bestellungen vor.
