Russlands neues Passagierflugzeug von innen: Blick in die Iljuschin Il-114-300

Blick in die Iljuschin Il-114-300
So sieht Russlands neues Passagierflugzeug von innen aus

ArtikeldatumVeröffentlicht am 05.12.2025
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Die erste Iljuschin Il-114-300 erhält in der MiG-Fabrik in Luchowizy ihre Passagierkabine. Verantwortlich für die Arbeiten ist das russische Unternehmen Aviation Interiors LLC, wie der Pressedienst des staatlichen Flugzeugbau-Konsortiums United Aircraft Corporation (UAC) mitteilte. Bislang flog der Prototyp, in dessen Rumpf das Interieur derzeit verbaut wird, in der Flugerprobung ohne nennenswerten Innenausbau. Da zumindest eines der beiden aktiven Testflugzeuge nach erteilter Musterzulassung aber mutmaßlich in den regulären Liniendienst wechseln soll und überdies auch die Kabine erst noch durch die Zertifizierung muss, führt an der Nachrüstung kein Weg vorbei.

"Wir bereiten das Flugzeug derzeit für die letzte Testphase vor", erklärt Daniil Brenerman, Chef der UAC-Tochter Iljuschin, in einem Firmenvideo, das den Einbau der Inneneinrichtung in die Il-114-300 in Luchowizy dokumentiert. "Der Innenraum der Passagierkabine wird gerade installiert", so Brenerman weiter. Anschließend werde die Tuboprop-Zweimot eine weitere Reihe von Flügen absolvieren, "nach denen wir die Erteilung des Musterzulassungszertifikats erwarten."

Russisches Regionalflugzeug Il-14-300 im Altai-Gebirge und in Baikonur.
UAC (OAK)

Der Anspruch: Komfort auf engem Raum

Das Video aus dem Produktionswerk erlaubt erstmals einen Blick auf den zukünftigen Ausstattungsstandard der Il-114-300. Die Kabine kommt mit Sitzen in 2+2-Anordnung, einem für diese Flugzeugklasse durchschnittlich breiten Mittelgang und geräumigen Gepäckfächern, die Platz für bis zu zehn Kilogramm Handgepäck pro Fluggast bieten sollen. "Trotz der geringen Abmessungen des Flugzeugs ist es uns gelungen, einen sehr komfortablen Innenraum zu schaffen", kommentiert UAC-Vorarbeiter Igor Fedotow beim Gang durch die Maschine selbstbewusst. "Der Abstand zwischen den Sitzen ist groß", erzählt er weiter. Wie groß genau, verrät er nicht, ergänzt aber: "Mit meiner Körpergröße von 1,90 Meter fühle ich mich im Salon recht wohl." Die Sitze selbst, in gedecktem Grau gehalten, seien überdies "sehr bequem. Ich hoffe, dass das den Passagieren gefallen wird."

Die Rückenlehnen lassen sich auf Knopfdruck nach hinten verstellen. An jedem Sitzplatz findet sich, wie in vergleichbaren westlichen Passagierflugzeugen auch, eine Servicekonsole mit Leselampe und Anschnallanzeige. Ein Gebläse scheint es derweil nicht zu geben. Die Deckenhöhe im Mittelgang dürfte, die Größenangabe des UAC-Mitarbeiters Fedotow als gegeben vorausgesetzt, nach Analyse der Videoimpressionen etwa 1,95 Meter betragen. "Mit der Il-114-300 kann man bequem und bei unterschiedlichen klimatischen Bedingungen fliegen", so das (nicht ganz objektive) Fazit des russischen Fabrikarbeiters.

Cockpit der Iljuschin Il-114-300.
UAC (OAK)

Vergleichbarer Standard wie im Westen

Bordküche, Toilette und ein Garderobenbereich befinden sich bei der Il-114-300 im hinteren Rumpfbereich, ähnlich wie in ATR-72-600 oder Dash-8. Überhaupt birgt die eher schlicht, aber aufgeräumt wirkende Kabine des russischen Regionalflugzeugs auf den ersten Blick kaum signifikante Unterschiede zu westlichen Maschinen. Über die Qualität der verbauten Komponenten und die Verarbeitungsqualität allgemein lässt sich anhand des kurzen Videos allerdings kaum ein Urteil fällen. Da die Kabine und alle ihre Elemente auch nach den Regularien der russischen Luftfahrtbehörde Rosawiazija den international gängigen Sicherheitsstandards entsprechen müssen, dürfte sich das vollständig aus russischer Produktion stammende Interieur auch in dieser Hinsicht kaum von westlichen Pendants unterscheiden.

Iljuschin und UAC rechnen nach aktuellem Stand damit, die Musterzulassung für die Il-114-300 innerhalb des ersten Quartals 2026 in den Händen zu halten. Die Auslieferungen der ersten Flugzeuge an russische Fluggesellschaften sollen dann im August 2026 starten. Erstbetreiber der Il-114-300 wird die fernöstliche Regional-Airline Aurora sein.