Russlands Turboprop-Hoffnung nimmt Fahrt auf: dritte Iljuschin Il-114-300 fliegt

Die dritte Iljuschin Il-114-300 fliegt
Russlands Turboprop-Hoffnung nimmt Fahrt auf

Zuletzt aktualisiert am 02.04.2025

Der 30. März war für die Belegschaft des Flugzeugbauers Iljuschin in Russland ein Grund zum Feiern – und das nicht nur, weil Namensgeber und Konstrukteur Sergei Iljuschin an diesem Tag vor 131 Jahren nahe der Stadt Wologda das Licht der Welt erblickte. Bei strahlend blauem Himmel und Moskauer Frühlingswetter hob sich am 30. März 2025 auch der dritte Prototyp der Iljuschin Il-114-300 zum Erstflug in die Lüfte – begleitet vom bereits voll im Testbetrieb stehenden zweiten Testflugzeug, das seinerseits seit gut einem Jahr flügge ist und derzeit den Großteil der Flugerprobung abspult. Der erste Prototyp, eine auf den neuen Stand modernisierte Il-114 der ersten Generation mit der Kennung 54114, spielt dagegen nur noch eine Nebenrolle.

Ab sofort erhält die zweite Il-114-300 54115, die erste im MiG-Werk Luchowizy komplett neu gebaute, für den Endspurt der Zulassungstests Verstärkung. Die zweite neu in Luchowizy montierte Maschine, Testkennzeichen 54116, war bei ihrem Jungfernflug laut offiziellen Angaben 30 Minuten in der Luft und wurde dabei von den Testpiloten Alexei Gasdijew und Michail Kondratenko gesteuert. Ebenfalls mit an Bord war Testingenieur Maxim Belin. "Während des Erstflugs wurden die Stabilität und Steuerbarkeit des Flugzeugs sowie die Betriebsstabilität aller Systeme und Geräte getestet", schrieb die staatliche russische Flugzeugbau-Holding UAC in einer Mitteilung für die Presse. Das Flugzeug habe wie erwartet und zur vollen Zufriedenheit reagiert.

Iljuschin Il-114-300, Erstflug des dritten Prototyps in Russland.
Rostec / UAC (OAK)

Ziel: Zulassung 2025

Als nächsten Schritt dürfte Iljuschin die Lackierung des neuen Prototyps angehen, bevor die dritte Il-114-300 vollumfänglich in das auf Hochtouren laufende Testprogramm einsteigt. Erklärtes Ziel der Verantwortlichen ist es, bis Ende 2025 die Zulassungspapiere in der Hand zu halten und die ersten Serienflugzeuge im kommenden Jahr an russische Airlines auszuliefern. Dafür spult das komplett aus russischen Komponenten zusammengesetzte Regionalflugzeug derzeit ein intensives Flugprogramm ab. Laut UAC sammelte der zweite Prototyp der Il-114-300 auf insgesamt 100 Flügen bislang über 280 Flugstunden. "Die Inbetriebnahme einer weiteren Maschine ermöglicht es uns, das erforderliche Testvolumen abzuschließen und das Flugzeug fristgerecht zu zertifizieren", unterstrich Iljuschin-Geschäftsführer Daniil Brenerman die Bedeutung, die das nun flügge gewordene Testflugzeug 54116 für das Il-114-Programm besitzt.

Iljuschin Il-114-300, Erstflug des dritten Prototyps in Russland.
Rostec / UAC (OAK)

Zum Nichtstun verdammt

Dass die Il-114-300 nicht längst im Liniendienst steht, hängt auch damit zusammen, dass die Flugerprobung lange Zeit zwangsweise stillstand. Grund war der Absturz des Militärtransporter-Prototyps Il-112W am 17. August 2021 in Kubinka, verursacht durch einen Triebwerksbrand. Da die Il-114-300 und die (inzwischen eingestampfte) Il-112W mit dem Klimow TW7-117ST denselben Triebwerkstyp nutzen, musste Iljuschin erst die notwendige Überarbeitung des Turboprop-Motors abwarten, bis die Behörden grünes Licht für eine Fortsetzung der Flugtests gaben. Kombiniert wird das für die Il-114-300 optimierte TW7-117ST-01, das 3.100 PS Startleistung liefern soll, mit einem neuen AW112-114-Propeller von Aerosila.

Ersatz für West-Flugzeuge

Ausgelegt als Regional-Turboprop mit bis zu 68 Sitzplätzen, soll die Il-114-300 im innerrussischen Kurzstreckenverkehr einerseits die veralteten (aber kleineren) Antonow An-24 ablösen, andererseits aber auch westliche Muster wie De Havilland DHC-8, ATR-42/72 sowie CRJ-100/200 ersetzen. Trotz seiner Auslegung als Tiefdecker ist das russische Flugzeug, das eine Neuauflage der in den 90er-Jahren gescheiterten Il-114 darstellt, laut Hersteller Iljuschin für den Einsatz auch auf unbefestigten Pisten sowie in arktischen Regionen vorgesehen.