Ein kleiner Defekt brachte die Mrija leicht aus dem Tritt: "Am 9. Januar 2022 wurden bei der Landung des Flugzeugs An-225 auf dem Flughafen Rzeszów in Polen die Schrauben zur Befestigung des Fahrwerkspositionssensors 'Flight-Ground' an der Steuerbord-Hauptfahrwerksstrebe beschädigt", teilte Antonov Airlines via Twitter mit – schob aber direkt nach: "Die festgestellte Fehlfunktion beeinträchtigte die Sicherheit von Flug und Landung des Flugzeugs nicht. Nach dem Austausch der beschädigten Schrauben wird das Flugzeug wieder voll einsatzfähig sein." Tatsächlich rückte wenig später ein Antonow-Technikteam aus Kiew an, das mit einer hauseigenen An-26 nach Rzeszów geflogen wurde und den Schaden vor Ort reparierte. Gestern, am 11. Januar, konnte die sechsstrahlige Mrija wieder auf die Reise gehen – und nahm, wie so oft in letzter Zeit, Kurs auf Tianjin in China.
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"Moses muss mitgeflogen sein!"
In den sozialen Netzwerken und vor Ort in Rzeszów spricht man aber seit dem jüngsten Besuch des riesigen Frachters ohnehin nur über eins: den Endanflug. Denn der geriet an diesem 9. Januar besonders spektakulär. Das lag vor allem an den Wetterbedingungen, die auf beeindruckende Weise sichtbar machten, welch massive Wirbelschleppen die An-225 im Flug hinter sich herzieht. Tiefligender Nebel hatte sich an jenem Morgen über dem Flughafen breitgemacht. Alles ringsherum versank in grauer Suppe. Bis die Mrija kam! In Videos von der Landung ist zu sehen, wie die An-225 auf ihren letzten Metern zielstrebig durch das Nebelband pflügt – und hinter sich eine breite Schneise zieht, durch die der blaue Himmel sichtbar wird. "Mrija made the field VFR", scherzt ein Kommentator des Videos auf Twitter. Ein anderer schreibt, in Ahnlehnung an ein biblisches Vorbild: "Moses must have been on that plane!"
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Phänomen Wirbelschleppen
Allerdings braucht man zur Erklärung des Phänomens nicht gleich zur Bibel zu greifen. Schließlich sind Wirbelschleppen in der Luftfahrt ein völlig alltägliches Phänomen – nur eben meistens unsichtbar. In einem Artikel unserer Schwesterzeitschrift aerokurier aus dem Jahr 2019 heißt es dazu: "Wirbelschleppen sind das Resultat von Randwirbeln, die sich infolge der Druckunterschiede am Tragflügel bilden. Je mehr Auftrieb entsteht, desto ausgeprägter sind die Wirbelschleppen und die daraus resultierende Turbulenz (wake turbulence). Ganz besonders im Anflug, wo die Landeklappen zur Auftriebserhöhung ausgefahren werden, sind die 'Wakes' am stärksten. Wirbelschleppen sinken hinter der Maschine ab, bewegen sich nach außen und werden auch durch den Wind versetzt."
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Kategorie "Super-Heavy"
Wie heftig die Wirbelschleppe eines Flugzeugs ausfällt, hängt vor allem von dessen Größe und Gewicht ab. Aus diesem Grund wurden die Flugzeuge in Gruppen kategorisiert: "Light" (sieben Tonnen maxinale Startmasse), "Medium" (136 Tonnen) und "Heavy" (alles, was darüber liegt). Nur zwei Flugzeuge spielen in dieser Klassifizierung noch eine weitere Liga höher: der Airbus A380 und, selbstverständlich, die Antonow An-225 fallen in die Kategorie "Super Heavy" (auch wenn nur die Tabelle der US-Luftfahrtbehörde FAA die An-225 explizit ausweist, die in Europa genutzte ICAO-Tabelle nicht). Die Kategorisierung soll Piloten und Fluglotsen als Handwerkszeug dienen, um zwischen hintereinander eingereihten Flugzeugen den nötigen Abstand einzuhalten. Schließlich sind Wirbelschleppen nicht nur faszinierend, sondern für nachfliegende Flugzeuge vor allem eins: gefährlich. Zumindest dann, wenn der Abstand nicht ausreicht.