Airbus hat zusammen mit verschiedenen Fluggesellschaften und Flugsicherungsorganisationen kürzlich Testflüge über dem Nordatlantik durchgeführt, um das Konzept des Formationsflugs weiter voranzutreiben. Die Tests fanden im Rahmen des seit 2023 laufenden SESAR-Projekts GEESE (Gain Environmental Efficiency by Saving Energy, auf Deutsch: Mehr Umwelteffizienz durch Energieeinsparung; das englische Wort "Geese" heißt Gänse) statt.
Der europäische Flugzeughersteller beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit Formationsflügen und möglichen Treibstoffeinsparungen. Das Prinzip ist aus der Natur bekannt: Um auf ihrem Flug in den Süden Kräfte zu sparen, fliegen vor allem große Vögel wie Kraniche, Kormorane und Gänse oft in einer V-Formation. Dabei nutzen sie die Luftverwirbelungen des versetzt vorausfliegenden Tieres. Im Projekt "fellow'fly" hat Airbus seit 2019 verschiedene Tests durchgeführt, die belegen, dass sich das auch für Verkehrsflugzeuge anwenden lässt. Am 9. November 2021 flogen zwei A350 in relativ geringem Abstand (nur etwa 2,2 Kilometer) hintereinander her. Dabei zeigte sich, dass das Verfolgerflugzeug dank des stetigen Aufwinds der Wirbelschleppen des vorderen Flugzeugs den Schub reduzieren und so fünf bis zehn Prozent Treibstoff pro Flug sparen kann.
Rendezvous-Prozess im Fokus
Doch wie lassen sich solche Formationen im echten Airline-Betrieb realisieren? Bisher gibt es keine offiziellen Verfahren, um zwei zeitlich passende Flüge zusammenzubringen. Bei den jüngsten Testflügen ging es deshalb um diesen Rendezvous-Prozess, also die Frage, wie sich zwei Flugzeuge so führen lassen, dass sie sich zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort treffen. Dabei müssen die vorgeschriebene vertikale Staffelung auch sonstige Verkehrsregelungen eingehalten werden. Zu den Tests gehörte ausdrücklich nicht der eigentliche Formationsflug in geringem Abstand, um die Wirbelschleppenenergie des Führungsflugzeugs zu nutzen.
Im September und Oktober 2025 wurden acht Flüge über dem Nordatlantik durchgeführt. Für jeden der Tests war eine enge Koordination zwischen den Betriebszentren der zwei Airlines, vier Flugsicherungszentralen und den beiden Flugzeug-Besatzungen erforderlich. Beteiligt waren Air France, Delta Air Lines, French bee und Virgin Atlantik sowie AirNav Ireland, der französische Flugsicherungsanbieter DSNA, das britische Pendant NATS sowie Eurocontrol Network Manager.
Validiert wurde ein vierstufiger Prozess: Zunächst berechnet das Airbus Pairing Assistance Tool (PAT) die neuen Flugbahnen und gibt Echtzeit-Anweisungen. Dann bewerten der Airline-Dispatcher, die Cockpit-Crew und die Flugsicherung die neuen Flugbahnen hinsichtlich betrieblicher Umsetzbarkeit. Über eine Schnittstelle namens Eurocontrol Innovation Hub Interface können alle Beteiligten jederzeit den Entscheidungsstatus einsehen. In einem dritten Schritt muss einer der beiden Flüge seine geplante Route anpassen, um sich dem anderen Flug anzuschließen. Schließlich aktivieren beide Crews im Cockpit eine Funktion, die beide Flugzeuge dazu veranlasst, zu einer bestimmten Zeit an einem Treffpunkt zu sein.






