Noch Anfang August war Russlands staatliche Flugzeugbau-Holding UAC davon ausgegangen, den Prototypen der Il-114-300 im September in die Luft zu bekommen. Daraus ist nachweislich nichts geworden, doch allzu lange dürfte es bis zum Jungfernflug der russischen Turboprop-Hoffnung tatsächlich nicht mehr dauern. Alle Systeme sind installiert, sagt UAC, die Maschine ist startbereit. Auf dem Flughafen Ramenskoje in Schukowski absolviert die Il-114-300 derzeit letzte Bodentests.

Prototyp erwacht zum Leben
Unter anderem überprüften die UAC-Ingenieure dabei das Kraftstoffsystem. Außerdem erweckten sie erstmals die beiden TV7-117ST-01-Triebwerke des Prototypen unter realen Bedingungen – sprich: fertig montiert am Flugzeug – zum Leben. Die Turboprop-Motoren wurden von Klimow aus St. Petersburg entwickelt. Klimow wiederum ist Teil der ebenfalls staatlichen United Engine Corporation. Nächster Schritt in Richtung Erstflug werden laut UAC-Angaben Rolltests auf der Startbahn des Flughafens Ramenskoje sein. Dabei streben die Ingenieure sukzessive höhere Geschwindigkeiten an, bis schließlich – mutmaßlich noch im Oktober – der Erstflug auf dem Plan steht.
"Ein vollständig inländisches Flugzeug"
Die Il-114-300 ist eine modernisierte Neuauflage der Il-114-100, die 1990 erstmals flog, aber nur 20 Mal gebaut wurde. Optisch unterscheidet sich die neue Maschine kaum von ihrer Vorgängerin. Die Neuerungen, die der Il-114-300 zum ersehnten Durchbruch verhelfen sollen, liegen eher im Verborgenen, wie der Direktor des Il-114-Programms, Maxim Kusmenko betont: "Die innovative Komponente in der Luftfahrt wird heute weniger vom aerodynamischen Design und der Flugzeugzelle bestimmt, als vielmehr von modernen Systemen und Ausrüstungen". Diese seien "erstmals von russischen Lieferanten speziell für dieses Flugzeug entwickelt" worden. Die Il-114-300 sei "ein vollständig inländisches Flugzeug", so Kusmenko weiter.

Moderne Produktionsverfahren
Unterdessen befindet sich am Produktionsstandort Luchowizy bei RSK MiG der zweite Prototyp der Il-114-300 gerade in der Endmontage. Aktuell werde gerade der Rumpf komplettiert, heißt es seitens UAC. In der nächsten Phase sollen zunächst die Heckeinheit und danach die Tragflächen an den fertigen Rumpf montiert werden. Erstmals im Il-114-Programm kommen dabei automatisierte Verfahren wie die sogenannte Jigless-Technologie zum Einsatz, bei der Roboter Schweiß- und Montagearbeiten komplett in Eigenregie übernehmen. Damit, so hofft UAC, soll die Produktion des neuen Flugzeugs effizienter und kostengünstiger vonstatten gehen.