Mehr als 2.300 Nutzer der Tracking-App Flightradar24 verfolgten am Donnerstagvormittag die Flugroute der Antonow An-148 mit dem Kennzeichen RA-61727. Der vom russischen Geheimdienst FSB betriebene Zweistrahler war am Morgen in Moskau-Wnukowo gestartet und nach Kaliningrad geflogen. Von dort auf brach die An-148 später Richtung Norden auf – und landete schließlich auf dem Flughafen von Murmansk.
Bewährter Gefangenentransporter
Spekuliert wurde, dass die RA-61727 bei ihrer jüngsten Mission Teil eines großen Gefangenenaustausches zwischen Russland und westlichen Staaten war – "dem größten seit Ende des Kalten Krieges" mit bis zu 40 zu tauschenden Personen, wie es in diversen Medien hieß. Für Spezialflüge dieser Art war die An-148 in der Vergangenheit bereits verwendet worden – so zum Beispiel bei der Übernahme des in New York wegen Verschwörung zum Mord und Waffenhandel verurteilten Russen Wiktor But im Dezember 2022 in Abu Dhabi. Auch die Rückholung des in den USA wegen Drogenschmuggels inhaftierten russischen Piloten Konstantin Jaroschenko erfolgte im April 2022 mithilfe der RA-61727. Im Gegenzug übergaben die Russen seinerzeit den US-Marine Trevor Reed.
Keine offiziellen Angaben
Welche Gefangenen dieses Mal unter Verwendung der im Dezember 2015 im WASO-Flugzeugwerk Woronesch vollendeten und fabrikneu an den FSB ausgelieferten An-148 die Seiten wechselten, ist nicht bekannt. Das russische Nachrichtenportal Spektr nennt, unter Bezugnahme auf den Telegram-Kanal "Mash", das in Slowenien wegen Spionage verurteilte Ehepaar Dultsew, das an der Grenze zwischen Kaliningrad und Polen übergeben worden sei. Gegen wen das Paar getauscht worden sein soll, wurde nicht erwähnt.
Tu-204 unterwegs nach Ankara
Insgesamt sollen in den frühen Morgenstunden in Russland acht Flugzeuge der Spezialflugstaffel der Regierung aus Regionen gestartet sein, in denen westliche Gefangene in Haft sitzen. Eine Tupolew Tu-204-300 brach in die türkische Hauptstadt Ankara auf – dort gingen in der Vergangenheit immer wieder Gefangenenaustausche zwischen Ost und West über die Bühne. Die Landung der als RA-64059 zugelassenen Tupolew erfolgte um kurz nach 16 Uhr Ortszeit. Medienberichten zufolge machte sich auch eine C-130J der US Air Force vom deutschen Stützpunkt Ramstein aus auf den Weg in die Türkei.
Als mögliche "Tauschkandidaten" nannten russische Medien die Gefangenen Ilja Jaschin, Wladimir Kara-Mursa, den Amerikaner Paul Whelan sowie den Deutschen Rico Krieger, der in Weißrussland zunächst zum Tode verurteilt, kurz darauf jedoch begnadigt wurde. Die Russen könnten unter anderem den sogenannten "Tiergartenmörder" Wadim Krassikow zurückerhalten, der – mutmaßlich im Auftrag des FSB – 2019 einen tschetschenisch-georgischen Rebellenanführer erschoss.