Was macht dieses seltene Flugzeug in Leipzig? Rarität Antonow An-74TK-300D:

Rarität Antonow An-74TK-300D
Dieses seltene Flugzeug parkt jetzt in Leipzig

ArtikeldatumVeröffentlicht am 14.11.2025
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Eine ziemlich exotische Silhouette zeigte sich vor rund einem Monat am nebelverhangenen Himmel über Sachsens größtem Airport. Für sich genommen war der zweistrahlige Jet, der am 14. Oktober um genau 12 Uhr mittags auf der Landebahn 26L des Flughafens Leipzig/Halle aufsetzte, eher unscheinbar – bei Weitem nicht so groß und mächtig wie die An-124-Frachter, die am Flughafen Leipzig/Halle sonst tagein, tagaus zu sehen sind.

Doch das Auge des Kenners sah sofort, dass es sich bei diesem Flugzeug um eine echte Rarität handelte: und zwar um eine von nur drei jemals vollendeten Antonow An-74TK-300D. Die seltene Maschine mit dem Kennzeichen UR-AWB kam aus dem polnischen Bydgoszcz (Bromberg) nach Leipzig.

Früher flog sie als VIP-Jet für die ukrainische Regierung. Jetzt, so munkelt man, soll sie zum neuen Support-Flugzeug für die Spezialfrachtprofis von Antonov Airlines werden. Eine Position, die bei der Airline seit dem 24. Februar 2022 vakant ist, als bei einem russischen Angriff auf den Antonow-Werksflugplatz Kiew-Hostomel die bis dato als Unterstützung genutzte An-74T UR-74010 zerstört wurde.

Seltene Antonow An-74TK-300D in Leipzig.
Sergey Ryabtsev (GFDL 1.2)

Was ist die Antonow An-74TK-300D für ein Jet und was macht sie so selten?

Die "nromale" Antonow An-74 ist selbst für Laien leicht zu identifizieren. Das liegt an ihren beiden markant vor und über dem Flügel angeordneten Triebwerken. Auf diese Weise nutzt das für kurze Start- und Landebahnen optimierte Flugzeug den sogenannten Coandă-Effekt: Der Luftstrom der Motoren wird über die Tragflächen geleitet und erhöht dadurch den Auftrieb.

Bei der aus der An-74 abgeleiteten Version An-74TK-300D ist das allerdings anders: Sie trägt ihre Turbofans konventionell an Pylonen unter den Tragflächen. Das macht sie zwar einerseits weniger geeignet für Kurzstart- und Landung auf unbefestigtem Terrain. Allerdings lässt sich die modifizierte Maschine im Vergleich zum Ausgangsmodell wirtschaftlicher betreiben.

Bei beiden Mustern kommen Varianten des ukrainischen Strahltriebwerks D36 von Iwtschenko-Progress zum Einsatz, die jeweils 63,9 kN Schub leisten. Während von der ursprünglichen An-74 und dem weitgehend baugleichen Vorgängermodell An-72 aber rund 190 Exemplare entstanden, blieb die An-74TK-300D stets eine marginale Randerscheinung: Neben der jetzt in Leipzig residierenden UR-AWB, dem Prototyp der neuen Variante, lieferte Antonow lediglich je ein Flugzeug an die libyschen und die laotischen Luftstreitkräfte aus.

Die in Laos als RDPL-34020 registrierte, 2009 in Dienst gestellte An-74TK-300D stürzte jedoch am 17. Mai 2014 ab. 14 der 17 Insassen kamen ums Leben, darunter der Verteidigungsminister des Landes sowie weitere hochrangige Beamte.

Somit existieren heute weltweit nur noch zwei Exemplare der An-74TK-300D: die libysche 5A-CAA (Baujahr 2006) und die UR-AWB. Letztere hob laut Angaben der Datenbank russianplanes.net am 6. April 2001 zum Erstflug ab, damals noch unter der Kennung UR-74300. 2003 erhielt sie vorübergehend das Kennzeichen UR-LDK und diente als ukrainische Präsidentenmaschine. Von 2005 bis 2012 war sie in selber Funktion als UR-YVA unterwegs, bevor sie schließlich die noch heute gültige Registrierung UR-AWB erhielt.

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Wie kam die seltene Antonow nach Leipzig?

Seit 2023 gehört die An-74TK-30D wieder offiziell zum Inventar von Antonov Airlines. Wo genau sie zu diesem Zeitpunkt beheimatet war, liegt im Dunkeln – jedenfalls flog sie am 25. September aus der Ukraine nach Polen. Im gesperrten Luftraum über der Ukraine bewegte sich die UR-AWB ohne Transpondersignal. Erst kurz vor dem Überfliegen der Grenze, nordwestlich der Stadt Iwano-Frankiwsk, wurde die kleine Antonow auf einschlägigen Tracking-Plattformen sichtbar.

Am 14. Oktober folgte schließlich der Umzug aus Bydgoszcz nach Leipzig. Dort hat sie sich seither nicht mehr in die Luft geschwungen. Das dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein.