Was hatte Akbar Al-Baker doch in der Vergangenheit gegen die A380 vom Leder gezogen. Eines der "schlechtesten Flugzeuge am Himmel" sei der Superjumbo, zumindest im Hinblick auf seine Emissionen. Ihn zu kaufen, sei sein "größter Fehler" gewesen. Die A380 sei zu groß, zu schwer, zu unrentabel, und überhaupt "das falsche Flugzeug zur falschen Zeit", das mit Sicherheit "keine Zukunft" habe – schon gar nicht bei Qatar Airways. Fünf seiner zehn A380 wollte Al-Baker deshalb für immer streichen, die restlichen fünf zumindest "auf absehbare Zeit" ebenfalls nicht mehr nutzen – und das Muster wenn möglich "über die nächsten zwei bis drei Jahre" komplett aus der Bilanz streichen.

Kehrtwende um 180 Grad
Kein halbes Jahr später haben sich die Vorzeichen plötzlich grundlegend gewandelt – und Al-Baker muss zähneknirschend zugeben, dass seine Airline die A380 doch braucht. Das gestand der Qatar-Chef in einem exklusiven Interview mit dem Portal Executive Traveller. Schon ab November, so lautete dort der neue Tenor, sollen die ersten fünf Exemplare wieder fliegen. Der Rest der Flotte könne dann 2022 ebenfalls wieder ins Geschehen eingreifen, wenn der Markt sich entsprechend entwickle, so Al-Baker, der aus seinem Widerwillen für die Maßnahme wenig Hehl macht: "Im Moment wollen wir fünf fliegen, aber vielleicht müssen wir auch alle zehn fliegen." Die ersten A380-Crews, die zu Beginn der Pandemie entlassen wurden, habe man bereits wieder eingestellt und bereite sie mit Trainings, Checks und Schulungen auf ihr Comeback vor. Zurück im Cockpit, sollen sie laut Al-Baker das gleiche Gehalt bekommen wie vor der Coronakrise.

Probleme mit der A350
Hauptursache für den nicht ganz freiwillgen Umschwenk in der Gedankenwelt Al-Bakers zugunsten der A380 ist ausgerechnet das neue Lieblingsflugzeug des Qatar-Chefs. Qatar Airways ist weltgrößter Nutzer der A350, fliegt beide Varianten des Großraum-Twinjets, hat aber mit einigen Exemplaren seit geraumer Zeit große Probleme. 13 A350 von Qatar Airways stehen seit dem Sommer, in Absprache mit der katarischen Luftfahrtbehörde, wegen Strukturproblemen dauerhaft am Boden. Die Rumpfoberfläche unterhalb der Farbe "altere unerwartet schnell", es gebe Risse in der Außenhaut, hieß es dazu Anfang August. Außerdem hat Qatar die Abnahme neuer A350 bis auf Weiteres ausgesetzt. Angesichts der steigenden Nachfrage im Langstreckenverkehr reißt diese "A350-Krise" jedoch ein zünftiges Loch in die Kapazitäten der Airline – besonders mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft, wie Al-Baker gegenüber dem Executive Traveller betont. Man habe daher schlicht "keine andere Wahl", als die A380 schnellstmöglich wieder in Dienst zu nehmen.