Boeing 737 MAX: EASA will Boeing-Änderungen selbst prüfen

Wiederzulassung der 737 MAX
EASA will Boeing-Änderungen selbst prüfen

Veröffentlicht am 04.09.2019
EASA will Boeing-Änderungen selbst prüfen
Foto: Boeing

Patrick Ky sprach Klartext: „Ich habe viel Respekt für meine Kollegen bei der FAA“, holte der EASA-Chef am Dienstag vor dem EU-Verkehrsausschuss aus. „Aber sie müssen ihre Methodik (bei der Zulassung von Verkehrsflugzeugen, Red.) ändern.“

Die US-Luftfahrtaufsicht habe in „Delegationsverfahren“ die Zulassung der 737 MAX teilweise an Boeing übertragen. Die EASA werde noch „mit kritischem Blick“ untersuchen, inwieweit der von einem Abgeordneten erhobene Vorwurf der „Auto-Zertifizierung“ auch auf die von Boeing verbaute Trimmautomatik MCAS zutreffe.

„Allein wir entscheiden“

Das MCAS steht in dringendem Verdacht, Ausgangspunkt für die Kontrollverluste in den Cockpits der abgestürzten 737 MAX 8 von Lion Air und Ethiopian Airlines zu sein. In den USA wird die Zulassung der 737 MAX derzeit durch eine unabhängige Kommission aufgerollt.

Laut Ky sind die Verfahren der EASA besser abgesichert. „Wir fahren einen sehr strukturierten Ansatz“, betonte Ky. Allerdings könne auch die EASA mit ihren 800 Mitarbeitern nicht jede Software Zeile für Zeile überprüfen. „Das wäre schier unmöglich – aber alles, was sicherheitsrelevant ist, muss von uns zur Kenntnis genommen und validiert werden.“

Die EASA hat die 737 MAX am 12. März für Passagierflüge in Europa gesperrt. Ky bekräftigte, dass die EASA vor einer Wiederzulassung jede von Boeing vorgenommene Änderung eigenständig prüfen und abnehmen werde. „Allein wir entscheiden.“

„FAA in schwieriger Lage“

Der Fall 737 MAX hat die FAA laut Ky „in eine schwierige Lage“ gebracht und das gegenseitige Vertrauen beschädigt. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass internationale Behörden nun eine zweite oder eine weitere Meinung einholen werden“, sagte Ky. „So war das vor einem Jahr noch nicht.“

Laut Ky ist eine Wiederzulassung der 737 MAX im europäischen Luftraum weiterhin nicht absehbar. „Ehrlich gesagt, ist es mir unmöglich, einen Zeitplan dafür zu nennen“, sagte Ky. „Als wir im April mit der FAA in Kontakt traten, hieß es Mai. Danach verzögerte sich die Sache – Monat für Monat.“