Atak 2 startet die Triebwerke
Der neue Kampfhubschrauber der Türkei erwacht

In Sachen Fluggerät fürs Militär brennt die Türkei derzeit ein wahres Feuerwerk an Neuheiten ab. Jüngster Coup ist der neue Kampffhubschrauber Atak 2, der nun in Ankara zum ersten Mal seine (ukrainischen) Turbinen anwarf – und schon 2025 in Dienst gehen soll.

ATAK-2 helicopter starts engine for the first time in Ankara
Foto: Aytac Unal/Anadolu Agency via Getty Images

Stealth-Fighter, Überschalltrainer, neue Drohnen, Amphibisches Angriffsschiff – man kommt kaum hinterher, angesichts des Tempos, mit dem die türkische Rüstungsindustrie seit Monaten Neuheit um Neuheit präsentiert. Nur einen Tag nach dem Erstflug des neuen Trainingsflugzeugs Hürjet – und wenige Wochen nach dem Rollout des Tarnkappen-Kampfjets MMU – zelebrierte der Staatskonzern Turkish Aerospace Industries (TAI) gestern gleich die nächste Premiere: In einem Youtube-Video vom 26. April zeigt TAI den ersten, fast fertig zusammengebauten Prototyp des neuen Kampfhubschraubers T929 Atak 2 beim jungfräulichen Triebwerkstest. Ein reich bebilderter Artikel der Nachrichtenagentur Anadolu Ajansı flankiert die Videosequenz. Es sind zugleich die ersten offiziellen Fotos des leibhaftigen Atak 2-Prototyps.

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In der Apache-Liga

Die Aufnahmen aus dem schummrigen Hangar in Ankara, genannt Gebäude 993, zeigen die Silhouette eines großen, massiven Helikopters mit Tandem-Cockpit, Dreibeinfahrwerk mit Spornrad, wuchtiger 30-Millimeter-Kanone unterm Bug und Stummelflügeln mit sechs Aufhängungspunkten für weitere Bewaffnung. Laut TAI-Datenblatt besitzt der T929 ein maximales Startgewicht von 11,5 Tonnen. Das ist mehr als das Doppelte dessen, was der Vorgänger T129 Atak als Maximum auf die Waage bringt. Der Atak 2 reiht sich damit in die Liga der schweren Kampfhubschrauber à la AH-64 Apache (Startgewicht 10,4 Tonnen), Mil Mi-24 (11,5 Tonnen) oder Kamow Ka-52 (11,9 Tonnen) ein. Die Waffenlast des TAI-Drehflüglers soll bei anderthalb Tonnen liegen, die Fluggeschwindigkeit geben die Türken mit 170 Konten an (315 km/h).

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ATAK-2 helicopter starts engines for 1st time
Elmurod Usubaliev/Anadolu Agency via Getty Images
Kampfhubschrauber-Top-Liga: Die technischen Daten, die TAI präsentiert, weisen den Atak 2 als veritablen "Multirole Heavy Combat Helicopter" aus.

Ukrainische Motoren

Der Hauptrotor des T929 besitzt fünf, der Heckrotor vier Blätter. Am Heckausleger des Prototyps prangt groß der Schriftzug "Experimental", die Welle zum Heckrotor ist noch unverkleidet – ebenso wie auch die beiden Triebwerke. Dabei handelt es sich um Turbinen des ukrainischen Herstellers Motor Sitsch, Typ TW3-117WMA-SBM1W-01T, mit jeweils rund 2.500 PS Leistung. Berichten zufolge hat die Türkei in der Ukraine eine erste Charge von insgesamt 14 dieser Motoren bestellt, die ersten kamen Anfang 2023 in Ankara an – kriegsbedingt mit mehrmonatiger Verspätung. Später könnten die ukrainischen Triebwerke auch durch türkische Eigenentwicklungen ersetzt werden, doch gegenwärtig sind diese noch nicht verfügbar.

ATAK-2 helicopter starts engine for the first time in Ankara
Anadolu
TAI-Projektingenieur Mehmet Yilmaz zeichnet für die Entwicklung des T929 Atak 2 verantwortlich - und peilt mit seinem Team zeitnah den ersten Flug an.

Erstflug schon demnächst?

Laut Mehmet Yilmaz, als leitender Ingenieur verantwortlich für das Projekt Atak 2, arbeitet TAI seit 2019 an dem neuen Hubschrauber. Intern habe man bereits vor zwei Jahren entschieden, "früh zu fliegen", so Yilmaz im Gespräch mit Anadolu Ajansı. Bislang sei die Entwicklung reibungslos verlaufen: "Wir hatten einen sehr schnellen Designprozess. Seit ungefähr einem Jahr produzieren wir Teile und liefern Geräte." Die Endmontage des Prototyps sei seit etwa drei bis vier Monaten im Gange. Den Erstflug des Atak 2 peilen Yilmaz und sein Team "in nicht allzu ferner Zukunft" an. Sollten die weiteren Triebwerkstests plangemäß und reibungslos verlaufen, könne es auch schnell gehen: "Wenn es keine Probleme gibt, wollen wir innerhalb einer Woche tatsächlich einen Flug durchführen" so der Projektingenieur.

Erklärtes Ziel von TAI ist es in jedem Fall, den T929 bis 2025 zur Serienreife zu bringen – und dann die ersten Exemplare an die türkischen Streitkräfte zu liefern.

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Erscheinungsdatum 05.09.2023