Für Piloten ist Zeit ein wesentlicher Faktor für sicheren Flugbetrieb. Das gilt erst recht für das fliegende Personal der Bundeswehr. Schon bei der Flugplanung müssen Zeiten für Start und Landung definiert werden, während des Fluges muss der Pilot die Zeit stets im Blick behalten. Dafür helfen ihm sowohl die Borduhren im Cockpit als auch die eigene Armbanduhr. Die gehört bei Luftwaffenpiloten zur persönlichen Ausrüstung und wird daher vom Dienstherrn gestellt. So wenig wie die Dienstfahrzeuge beim örtlichen Autohändler gekauft werden, so wenig kauft die Bundeswehr ihre Dienstuhren bei Juwelieren. Stattdessen werden Anforderungen in einem Lastenheft definiert und der Auftrag dann öffentlich ausgeschrieben. Die Ergebnisse zeigt unsere Übersicht.
Junghans J88/Meister Pilot
Nachdem Hanhart die Produktion des Chronographen zwischenzeitlich eingestellt hatte, schrieb die Bundeswehr die Pilotenuhr neu aus und landete wieder im Schwarzwald, dieses Mal bei Junghans in Schramberg. Die Firma lieferte in den 1960er-Jahren den Fliegerchronographen (Durchmesser: 38 mm) mit dem hauseigenen Handaufzugswerk J88.Auch Junghans verwendete zunächst ein verchromtes Messinggehäuse. Beim Uhrenglas fiel die Wahl auf den Kunststoff Hesalit, der zwar deutlich kratzempfindlicher als das zu dieser Zeit übliche Mineralglas ist.

Dafür ist es elastisch und lässt sich maschinell wölben. So übersteht das Glas auch starke Druckunterschiede unbeschadet. Im Jahr 2015 erinnerte sich Junghans wieder an diese Uhr. Kein Wunder, schließlich ist Mitinhaber Hannes Steim selbst Pilot. Gestartet wurde zunächst mit einerlimitierten Serie, inzwischen ist die Meister Pilot (2440 Euro) festes Mitglied der Kollektion. Die kommt mit einem 43-Millimeter-Edelstahlgehäuse, das wahlweise auch mit schwarzer Beschichtung zu haben ist.

Hanhart 417 ES
Die erste Ausschreibung der Bundesluftwaffe gewann die Firma Hanhart, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg die Luftwaffe mit Chronographen belieferte. Der Uhrenbauer aus Gütenbach im Schwarzwald ist ein Spezialist der Kurzzeitmessung und macht sein Geschäft hauptsächlich mit Handstoppuhren und Armbandchronographen. Die Uhrwerke stammen zu dieser Zeit aus eigener Entwicklung und Produktion.1957 lieferte der Hersteller die ersten Chronographen mit der Typbezeichnung 417 aus, in dem das Handaufzugskaliber 41 tickte. Zu Anfang schalte Hanhart dieses Werk, was damals üblich war, in verchromte Messinggehäuse ein, später gab esein Upgrade mit Edelstahlgehäuse (oben, Durchmesser 39 mm), benannt als 417 ES.

Die Uhr kam auch in den öffentlichen Verkauf. Ihr vermutlich größter Fan war der amerikanische Schauspieler Steve McQueen, der sich mit dieser Uhr auch ablichten ließ.So wurde die 417 ES unter Uhrenfans zur Legende, weshalb sich Hanhart vergangenes Jahr entschloss, sie neu aufzulegen. Als Antrieb dient nun das Schweizer Handaufzugswerk Sellita SW510 M, das in einem zeitgemäßen 42-Millimeter-Gehäuse verpackt ist. Zu haben ist diese Uhr für 1790 Euro im hauseigenen Online-Shop. Wer die 417 ES in Originalgröße haben will, muss sich noch ein wenig gedulden – nächstes Jahr könnte sich hier etwas tun.

Chronograph von Heuer und Sinn
Wenn Uhrenfreunde vom "BW-Chronographen" reden, meinen sie die Heuer SA 1550 SG.Sie folgte als offizielle Dienstuhr der Junghans nach und wurde in den 1970er-Jahren von dem Schweizer Uhrenhersteller gebaut, der damals unter "Heuer Leonidas" firmierte. Diese Uhr wurde offiziell "Armbanduhr mit Doppelstoppeinrichtung" genannt, schließlich verfügte sie über das Handaufzugswerk Valjoux 230 mit Flyback-Funktion. Der Stoppzeiger lässt sich, ohne das Stoppwerk anzuhalten, auf Nullsetzen und läuft sofort wieder los. Für seine Zeit war der BW-Chronograph mit 43 Millimetern sehr groß.

Heuer setzte aus genannten Gründen ebenfalls auf ein Kunststoffglas. In den 1980er-Jahren musterte die Bundeswehr die Uhr aus. Der Fluglehrer und Uhrenbauer Helmut Sinn aus Frankfurt am Main kaufte die Restbestände, arbeitete sie auf, versah sie mit einem eigenen Zifferblatt und verkaufte sie erfolgreich weiter. Vergangenes Jahr entschloss sich Sinn, die Uhr als Modell 158 (2590 Euro) wieder aufzulegen,allerdings nur in einer limitierten Auflage von 500 Exemplaren. Im Sinn-Onlineshop ist diese Uhr schon ausverkauft, einige Händler haben aber noch Exemplare am Lager.

Tutima Military/M2
Auch der Uhrenhersteller Tutima gehört in den illustren Kreis der offiziellen Fliegeruhrenbauer. Von 1983 an belieferte das Unternehmen, damals im niedersächsischen Ganderkesee zu Hause, die Bundeswehr mit dem Military-Chronographen, der zunächst als Edelstahluhr (Referenz 798), später dann in Titan (Referenz 760) gebaut wurde. Angetrieben wird die Uhr von dem zuverlässigen Automatikwerk Lemania 5100.

Inzwischen ist Tutima wieder an seinem Gründungsort Glashütte in Sachsen ansässig, die Military wurde eingestellt. An ihre Stelle tritt der M2 Chronograph (ab 4500 Euro), der wie sein historisches Vorbild über die seitlich ins Gehäuse eingelassenen Chronographendrücker verfügt. Das Gehäuse mit einem Durchmesser von 46 Millimeternbesteht aus Titan.

Sinn NaBo/717
Sinn-Uhren tickten aber nicht nur am Arm von Piloten, sondern auch in Cockpits deutschen Militärfluggeräts. Die 1961 lancierte Navigationsborduhr, kurz NaBo, war unter anderem im Starfighter und Tornado eingebaut. Diese Uhr wird heute nicht mehr gebaut.

Jedoch hat Sinn Funktionen und Zifferblattbild in eine Armbanduhr übersetzt, die dieses Jahr unter der Modellbezeichnung 717 (ab 4550 Euro) vorgestellt wurde. Mit einem Durchmesser von 45 Millimetern ist die 717 ein echter Bolide am Handgelenk, angetrieben vom selbst entwickelten Uhrwerk SZ01, das analog zur NaBo über zwei zentrale Zeiger für Stoppsekunde und -minute verfügt.
