Deutscher Luft- und Raumfahrtkongress in Stuttgart
Klimafreundlich fliegen, aber wie?

Beim Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) in Stuttgart beschäftigen sich rund 1000 Teilnehmer aus Wissenschaft, Industrie und Politik mit neuen Technologien und deren Herausforderungen.

 Klimafreundlich fliegen, aber wie?
Foto: DLR (CC BY-NC-ND 3.0)

Am Dienstag startet der 72. Deutsche Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK) im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Drei Tage lang stellen Wissenschaftler in rund 400 Vorträgen aktuelle Entwicklungen und neueste technische Ansätze in verschiedenen Gebieten vor. Es geht im Bereich Luftfahrt unter anderem um klimafreundliches Fliegen, hybrid-elektrische und verteilte elektrische Antriebe, Brennstoffzellen und Flugzeugkonfigurationen. Im Bereich Raumfahrt werden beispielsweise umweltfreundliche Treibstoffe, neue Antriebe, die Kommerzialisierung des niedrigen Erdorbits und Nachhaltigkeit in der astronautischen Raumfahrt diskutiert. Ergänzt wird das wissenschaftliche Programm durch fünf Plenarvoträge und drei Podiumsdiskussionen, die sich unter anderem mit den Flugzeugen der Zukunft, nachhaltigen Treibstoffen und der Raumfahrt im Zeichen des Klimawandels beschäftigen.

NACHHALTIG FLIEGEN

Nach Angaben des Veranstalters, der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR), ging dieses Jahr eine Rekord-Anzahl an Einreichungen ein und auch die Teilnehmerzahl erreicht mit rund 1000 einen neuen Höchstwert. "Die Leute wollen sich austauschen", sagt Roland Gerhards, Präsident der DGLR und Geschäftsführer des ZAL Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung in Hamburg. Erstmals steht der Kongress dieses Jahr nicht unter einem bestimmten Motto, sondern stellt sich unter die Leitlinie "Informieren. Vernetzen. Fördern" der DGLR. Es gehe beim DLRK auch darum, über den eigenen Tellerrand zu blicken und Themen aus angrenzenden Disziplinen kennenzulernen.

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Voneinander lernen

Der Kongress soll zudem zeigen, wie viel die Luftfahrtbranche unternimmt, um sauberes Fliegen zu ermöglichen. "Wir wollen mindestens klimaneutral werden. Wie man dorthin kommt, ist aber noch offen. Es gibt so viele Ansätze wie nie zuvor", sagt Prof. Dr. Andreas Strohmayer, Leiter der DLRK-Programmkommission und Leiter Bereich Flugzeugentwurf am Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart. "Wir müssen gerade jungen Menschen klarmachen, dass die Luftfahrt immer noch spannend ist", sagt Prof. Strohmayer.

Anders als die Luftfahrt steht die Raumfahrt in Sachen Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit positiv da. "Rund 80 Prozent unserer Informationen über den Klimawandel stammen von Satellitendaten", sagt Prof. Dr. Stefanos Fasoulas, Mitglied des DGLR-Senats und Geschäftsführender Direktor des Instituts für Raumfahrtsysteme der Universität Stuttgart. Allerdings hat auch die Raumfahrtbranche einige Themen, in denen sie besser werden kann, beispielsweise muss noch stärker erforscht werden, welche Auswirkungen die Emissionen von Trägerraketen in großen Höhen, oberhalb von zwölf Kilometern, haben. Ein weiteres Thema ist der Umgang mit ausgedienten Satelliten und Raketenstufen. "Die Raumfahrt hat als eine der wenigen Branchen die Chance, rechtzeitig Lösungen zu finden", sagt Prof. Fasoulas.

Luft- und Raumfahrt könnten intensiv voneinander lernen, so Prof. Fasoulas. "Die Luftfahrt hat eine Vorreiterrolle zu Raumfahrt. Zur Geburtsstunde war die Masse ausschlaggebend, also dass Fluggeräte leicht sind, später folgte, dass die Kosten nicht unendlich hoch sind. Zuletzt kam noch ein dritter Punkt dazu: die Minimierung des ökologischen Fußabdrucks."

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Erscheinungsdatum 05.09.2023