MTU kommt glimpflich durch das erste Krisenjahr

Deutscher Triebwerkshersteller
MTU kommt glimpflich durch das erste Krisenjahr

Veröffentlicht am 18.02.2021
MTU kommt glimpflich durch das erste Krisenjahr
Foto: MTU Aero Engines

Der Triebwerskhersteller MTU Aero Engines hat am Donnerstag seine Geschäftszahlen für 2020 vorgelegt: Der Umsatz lag bei 3977 Mio. Euro (2019: 4628 Mio Euro) und das operative Ergebnis bei 416 Mio. Euro (2019; 757 Mio. Euro). Der Gewinn nach Steuern erreichte nur etwas mehr als 50 Prozent des Vorjahres, nämlich 294 Mio. Euro (2019: 538 Mio. Euro).

Den deutlichsten Umsatzrückgang mit einem Minus von 32 Prozent verzeichnete MTU im zivilen Triebwerksgeschäft (von 1537 Mio Euro 2019 auf 1052 Mio. Euro 2020). "In den Umsatzzahlen spiegeln sich die Produktionskürzungen bei Airbus und Boeing sowie rückläufige Flugzeug-Auslieferungen wider", sagte Reiner Winkler, Vorstandsvorsitzender der MTU Aero Engines bei der Vorstellung der Zahlen. Dennoch waren die wichtigsten Umsatzträger im zivilen Seriengeschäft der Getriebefan PW1100G-JM (Airbus A320neo) und das V2500 (A320ceo).

Auch die Verschiebung der Markteinführung der Boeing 777X und die Verringerung der geplanten Produktion schlägt sich negativ bei MTU nieder. "Das hat zu einer Wertberichtigung unserer Investitionen in den 777X-Antrieb GE9X geführt, die im Ergebnis als Sondereinfluss bereinigt ist", so Winkler. Es handle sich um rund 70 Mio. Euro, so der Finanzvorstand Peter Kameritsch.

Retrofit-Programm macht Umsatzrückgang wett

Die zivile Instandhaltung leidet ebenfalls unter der Krise. Bei MTU ist der Umsatz in diesem Geschäftsbereich 2020 allerdings nur um moderate sieben Prozent auf 2522 Mio. Euro zurückgegangen (2019: 2711 Mio. Euro). "Mit dem Retrofit-Programm für den Getriebefan konnten wir den Umsatzrückgang im Kerngeschäft weitgehend kompensieren und den Umsatzverlust wie prognostiziert auf einen mittleren einstelligen Prozentsatz begrenzen", sagte Winkler. Im Rahmen des Retrofit-Programms werden die Schaufeln der dritten Stufe des Niederdruckverdichters des PW1100G-JM ausgetauscht, weil sie zu frühzeitiger Abnutzung neigten. Hauptumsatzträger in der zivilen Instandhaltung sind, wie beim Seriengeschäft, das V2500 und das PW1100G-JM.

Trotz der Krise gibt es auch positive Nachrichten: In der zivilen Instandhaltung habe man 2020 neue Aufträge im Wert von mehr als fünf Mrd. US-Dollar gewonnen. Und auch der Auftragsbestand konnte sich Ende 2020 mit 18,6 Mrd. Euro (2019: 19,8 Mrd. Euro) sehen lassen. "Da wir lediglich Verschiebungen, aber kaum Stornierungen verzeichnet haben, ist das ein noch immer hohes Niveau, das unsere Auslastung rein rechnerisch für mehr als vier Jahre absichert", sagte Winkler. Die meisten Aufträge entfallen auf das V2500 und die Getriebefan-Triebwerke der PW1000G-Familie, insbesondere das PW1100G-JM.

Zivile Instandhaltung könnte 2021 anziehen

Im nicht von der Coronakrise betroffenen Militärgeschäft erzielte die MTU sogar ein Umsatzplus von fünf Prozent (483 Mio. Euro). Hauptumsatzträger war der Eurofighter-Antrieb EJ200. Der Fokus für die Zukunft im militärischen Segment liege aber auf der nächsten europäischen Kampfflugzeug-Generation. MTU Aero Engines und Safran Aircraft Engines entwickeln dafür gemeinsam das Triebwerk namens Next European Fighter Engine.

"Für 2021 erwarten Experten eine beginnende Erholung unserer Branche. Das dürfte sich mit einer leichten Aufwärtsbewegung in unseren Geschäftszahlen niederschlagen", so Winkler. In der zivilen Standhaltung könnte es demnach dieses Jahr bereits ein sattes Umsatzplus von 15 bis 25 Prozent geben, so die Erwartung der MTU.