HY4 fliegt erstmals mit flüssigem Wasserstoff

Testkampagne in Maribor
HY4 fliegt erstmals mit flüssigem Wasserstoff

Zuletzt aktualisiert am 07.09.2023

Das Brennstoffzellen-Testflugzeug HY4 ist im slowenischen Maribor erstmals erfolgreich mit flüssigem Wasserstoff geflogen worden. Das teilte H2FLY am Donnerstag mit. Im Rahmen einer Testflugkampagne seien vier Flüge durchgeführt worden, darunter einer, der mehr als drei Stunden dauerte.

Die HY4 basiert auf der Pipistrel Taurus Electro G2 und kombiniert zwei Passagiergondeln des doppelsitzigen Elektroseglers des slowenischen Herstellers. Dazwischen sitzt ein Brennstoffzellen-Antriebsstrang, den das Stuttgarter Unternehmen H2FLY entwickelt hat. Es besteht aus vier in Reihe geschalteten Niedertemperatur-Brennstoffzellen mit einer Leistung von 52 kW und einem 120 kW starken Permanentmagnet-Synchronmotor, der einen Vierblatt-Propeller antreibt. Unterstützt wird das System beim Start und in Notfällen von zwei in Serie geschalteten Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterien mit max. 90 kW.

Das Flugzeug flog erstmals 2016. Bislang wurde die HY4 mit gasförmigem Wasserstoff betrieben, dafür befinden sich zwei Drucktanks an Bord. In den vergangenen Monaten wurde die HY4 mit einem Kryotank ausgerüstet, den H2FLY im Rahmen des EU-Forschungsprojekts HEAVEN zusammen mit Air Liquide entwickelt hat. Der Tank fasst 16,5 Kilogramm flüssigen Wasserstoff bei einem Druck von 4,5 bis 6 bar.

Weiterentwicklung für größere Flugzeuge

Die Nutzung von Flüssigwasserstoff ermöglicht geringere Tankvolumina als sie für gasförmigen Wasserstoff benötigt werden. Nach Angaben von H2FLY weisen die Testflüge darauf hin, dass sich durch die Verwendung von flüssigem Wasserstoff die maximale Reichweite der HY4 von 750 auf 1500 Kilometer verdoppeln lässt.

"Der heutige Erfolg stellt einen Meilenstein in der Nutzung von Wasserstoff zum Antrieb von Flugzeugen dar. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir den Nachweis erbracht, dass flüssiger Wasserstoff für den emissionsfreien Mittel- und Langstreckenflug geeignet ist", so Prof. Dr.-Ing. Josef Kallo, Mitbegründer von H2FLY. An dem von H2FLY geleiteten HEAVEN-Projekt sind neben Air Liquide auch Pipistrel Vertical Solutions, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), EKPO Fuel Cell Technologies und Fundación Ayesa beteiligt. Die Arbeiten wurden zudem vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMVD) und der Universität Ulm gefördert.

"Nun fokussieren wir uns darauf, unsere Technologie für Regionalflugzeuge und andere Anwendungen auszubauen und damit die wichtige Aufgabe der Dekarbonisierung der kommerziellen Luftfahrt in Angriff zu nehmen", wird Prof. Dr.-Ing. Kallo in einer Pressemitteilung zitiert. H2FLY hatte im Juni angekündigt, neue Brennstoffzellensysteme entwickeln zu wollen, die in Flughöhen bis 27.000 Fuß (ca. 8230 m) eingesetzt werden können und damit auch für die kommerzielle Luftfahrt interessant sind.