Weltweit liefern sich derzeit Start-ups ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Entwicklung von Wasserstoff-Brennstoffzellen für die Luftfahrt. In Deutschland gelang H2FLY schon 2016 der Erstflug mit der viersitzigen HY4, die von einer Kombination aus Brennstoffzellen und Batterien angetrieben wird. Derzeit arbeitet das Unternehmen an einem Wasserstoff-elektrischen Antriebsstrang für eine Dornier 328. Im Vereinigten Königreich hob kürzlich eine von ZeroAvia mit einem Hybrid-Antrieb aus Brennstoffzellen und Batterien ausgerüstete Dornier 228 erstmals ab. Und in den USA bereitet Universal Hydrogen aktuell eine 40-sitzige De Havilland Canada Dash 8-300 auf ihren Erstflug vor – mit einem reinen Brennstoffzellenantrieb unter dem rechten Flügel, ohne Batterieunterstützung.
Man habe von der US-Luftfahrtbehörde FAA ein experimentelles Lufttüchtigkeitszeugnis erhalten, teilte Universal Hydrogen am Dienstag mit. Das von Paul Eremenko (früherer Chief Technology Officer bei Airbus und später bei United Technologies) 2020 gegründete Unternehmen entwickelt Umrüst-Kits für Regionalflugzeuge, bisher für die Dash 8-300 und die ATR 72-600.
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Laut einem von Universal Hydrogen veröffentlichten Video soll der Jungfernflug der Dash 8-300 noch im ersten Quartal vom Grant County International Airport in Moses Lake, Washington aus stattfinden. In dem Video ist auch zu sehen, wie die Testpiloten Rolltests mit dem modifizierten Regionalflugzeug durchführen. Damit sollen die Handhabung am Boden und die Performance des Brennstoffzellenantriebs bei niedrigen Leistungen evaluiert werden.
Wasserstoff in Tankkapseln
Nach Angaben von Universal Hydrogen verfügt die Dash 8-300 über einen Brennstoffzellenantriebsstrang in der Megawatt-Leistungsklasse. Die Brennstoffzellen von Power Plug und der Magni650-Elektromotor (mit bis zu 640 kW Leistung) von Magnix sind in der rechten Gondel installiert, in der linken befindet sich das Original-PW123-Turboproptriebwerk. Die spätere Produktionskonfiguration sieht stärkere 2-Megawatt-Elektromotoren vor. Drei Tankmodule mit dem zunächst gasförmigen Wasserstoff (350 bar) befinden sich im Rumpf. Ein Tankmodul beinhaltet jeweils zwei von Universal Hydrogen entwickelte Composite-Kapseln, die einfach ein- und ausgewechselt werden können. Später soll aus Platzgründen flüssiger Wasserstoff genutzt werden, der in doppelwandigen Isoliertanks aus Aluminium mitgeführt wird.
Universal Hydrogen hat in Toulouse ein Engineering Center aufgebaut, dort wird an der Umrüstung einer ATR 72 gearbeitet. Der Brennstoffzellenantriebsstrang für die ATR 72-600 sei ähnlich wie jener in der Test-Dash-8 und soll das erste kommerzielle Produkt des Unternehmens werden. Allerdings soll von Beginn an flüssiger Wasserstoff genutzt werden. Die ergänzende Musterzulassung wird für 2025 erwartet.
Im Dezember fanden in Toulouse auch Betriebstests mit den Wasserstoff-Kapseln statt. Nach Angaben von Universal Hydrogen soll Flughäfen dadurch der kostspielige Aufbau einer eigenen Wasserstoff-Infrastruktur erspart bleiben.