Allzweckflugzeug
Fairey Firefly

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Die doppelsitzige und trägertaugliche Fairey Firefly („Glühwürmchen“) erwies sich, trotz ihres wenig spektakulären Äußeren, als wahres Multitalent.

Fairey Firefly

Allzweckflugzeug Fairey Firefly

Das Konzept der Firefly ging auf eine Forderung der Royal Navy aus den zwanziger Jahren zurück: Gesucht wurde zunächst ein schneller doppelsitziger Aufklärer, der in der Zweitrolle auch als Abfangjäger eingesetzt werden sollte. In den dreißiger Jahren wurde diese Zweitrolle immer höher gewichtet. Die schließlich in der Ausschreibung N.5/40 formulierten Forderungen verlangten ein Allzweckflugzeug mit guten Jägereigenschaften. Für diese Aufgaben wurde die Firefly maßgeschneidert.

Die wesentlich schneller als ihre Vorgängerin Fairey Fulmar ausgelegte Firefly war mit vier 20-mm-Bordkanonen auch stärker bewaffnet. Mit ihrem flüssigkeitsgekühlten Rolls-Royce Griffon IIB V-12 (Leistung: 1730 PS/1290 kW) kam die Firefly auf über 500 km/h Höchstgeschwindigkeit. Ihr technischer Clou waren aber die guten Langsamflugeigenschaften, die sie mit Hilfe von ausfahrbaren Landeklappen der Bauart Fairey Youngman erzielte. Die Klappen konnten vollständig in den Flügel eingefahren werden. Im Langsamflug konnte die Firefly locker eine Spitfire auskurven.

Die von H. E. Chaplin entworfene Firefly wurde bis 1954 in acht Grundversionen und einer unübersichtlichen Zahl von 22 Unterversionen gebaut. 1702 Flugzeuge sollen laut Fairey entstanden sein, viele wurden umgebaut und in anderen Rollen weiterverwendet. Die wichtigsten waren die Jäger- und Aufklärerversion F.R.1, der U-Boot-Jäger A.S.5 und die Trainerversion T.7.

Die Konstruktionspläne der Firefly wurden im Juni 1940 genehmigt; im selben Sommer verzeichnete der Hersteller schon Bestellungen für 200 Serienflugzeuge. Am 22. Dezember 1941 startet der Prototyp (Z1826) mit Chris Staniland am Steuer auf dem Flugplatz Great West zum Erstflug. Staniland verunglückte mit dem zweiten Prototyp 1942 wegen Problemen mit dem Höhenruder. Daraufhin wurde dessen Hornausgleich auf einen Massenausgleich umgestellt. Auch wurden die Querruder in der Serie mit Metall anstelle von Stoff beplankt.

Als trägertaugliches Flugzeug konnte die Firefly ihre Flügel zum Parken entlang der hinteren Hilfsholme nach hinten schwenken und senkrecht stellen. Bis zur Version Mark 5 geschah dies manuell und sehr personalaufwändig. Bennötigt wurden jeweils fünf Helfern pro Flügelspitze, je einer am Schwenkgelenk und ein Helfer im Cockpit. Der Flügel wurde am Ende hydraulisch verriegelt.

Als erstes Vorserienflugzeug wurde die Z1830 im März 1943 von Fairey in Hayes ausgeliefert. Auch General Aircraft in Hanworth erhielt einen Bauauftrag und produzierte die Firefly von Ende 1943 bis Ende 1945. Statt 200 Flugzeuge wurden hier aber nur 132 tatsächlich gebaut.

Im Lauf der Serienproduktion erhielt die Firefly eine vergrößerte Cockpithaube. Auf den anfänglich installierten Scheibenwischer wurde verzichtet. Immer stärkere Griffon-Versionen wurden installiert. So hatte die bis Kriegsende produzierte Firefly Mark 1 schließlich ein Triebwerk mit 1990 PS (1484 kW) Leistung. Als Auslandsbetreiber der Firefly erhielt 1946 der Royal Netherlands Naval Air Service 30 Flugzeuge.

Unsere Highlights

Firefly spürten „Tirpitz“ auf

Wegen einer schweren Elektronikausrüstung, die Auswirkungen auf die Schwerpunktlage hatte, erhielt die Nachtjägerversion N.F. 2 einen um 46 Zentimeter verlängerten Rumpf. Später gelang die Herstellung kleinerer Bauteile, die eine kompakte Unterbringung ermöglichten. Die Hälfte der 376 Nachtjäger entstand durch den Umbau einer kürzeren Mark-1-Version.

Das nächste große Aufgabenfeld war die Rolle als Trainingsflugzeug. Hierfür erhielt die Firefly eine Doppelsteueranlage und ein hochgesetztes hinteres Cockpit für den Fluglehrer. Für das Training von Flugbeobachtern und Radarbedienern entstand auch noch die unbewaffnete Trainervariante T.3. Davon wurde wiederum eine, ebenfalls unbewaffnete, Nachkriegsvariante T.T.1 abgeleitet, die als Zielschlepper Verwendung fand. Diese Version mit einer durch den Fahrtwind angetriebenen Winde zum Schlepp von Luftzielen wurde auf Anforderung der schwedischen Firma Svensk Flygtjänst aus gebrauchten kanadischen Mk 1 entwickelt, sie kam in Dänemark und Indien zum Einsatz.

Mit der Firefly Mk 4 erschien 1945 eine stärker motorisierte Version. Der Griffon 74 mit zweistufigem Lader sorgte für mehr Leistung, benötigte aber auch einen Zusatzkühler in den inneren Flügelvorderkanten und eine Vierblattluftschraube. Die Vorgängerversion Mk 3 hatte sich nicht bewährt, sie litt unter Stabilitätsproblemen.

Die bei den Marinefliegern in Großbritannien, Kanada und Australien eingesetzte Mk 4 erhielt neue, eckige Flügelspitzen, einen Radarbehälter am rechten Flügel und einen Ausgleichsbehälter am linken Flügel, Zusatztanks, verkleidete Waffenrohre und eine vergrößerte Heckflosse. Die Bewaffnungsvarianten der Mk 4 und Mk 5 (Nacht- und U-Boot-Jäger) wurden immer flexibler. Unter den Flügeln konnten nun neben Wasserbomben auch Sonarbojen mitgenommen werden. Ab der Mk 5 wurden die Schwenkflügel hydraulisch bewegt. Als Übergangslösung vor dem Erscheinen der Fairey Gannet wurde Mitte der 50er Jahre die Firefly als U-Boot-Jäger schließlich auch in einer Version mit drei Mann Besatzung gebaut. Ohne Fanghaken ausgestattet, war sie als reines Landflugzeug konzipiert. Diese A.S.7 wurde auch als T.7-Trainer genutzt, aber erreichte keine großen Stückzahlen mehr. Als letzte Firefly wurde am 26. März 1956 eine U.8 gebaut.

Die Kampfeinsätze der Firefly begannen 1944 beim Fleet Air Arm mit Aufklärungseinsätzen und Angriffen auf das deutsche Schlachtschiff „Tirpitz“ in Norwegen. Die Schwerpunkte der Einsätze lagen jedoch im Fernen Osten, Ostindien und im Pazifik. Auch im Koreakrieg war die Firefly im Einsatz, wo sie auch von Hilfsflugzeugträgern aus eingesetzt wurde. Mitte der fünfziger Jahre endete der Frontdienst des Jägers, noch etwa zehn Jahre lang waren Firefly als Zieldarsteller, Drohne oder Testplattform im Einsatz. Heute gelten nur noch drei der Flugzeuge als flugtüchtig, während wesentlich mehr Exemplare in Museen erhalten blieben. Die berühmte australische Firefly WB271 des Royal Navy Historic Flight wurde jedoch bei einem Absturz 2003 in Duxford zerstört.

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Technische Daten

Fairey Firefly F.R.4

Zweisitziger Abfangjäger, Jagdbomber und Aufklärer

Besatzung: 1 Pilot, 1 Radarbeobachter
Bewaffnung: vier 20-mm-MK und Bomben oder ungelenkte Raketen unter den Flügeln
Antrieb: 1 Rolls-Royce Griffon mit 2250 PS/1678 kW Leistung
Länge: 11,6 m
Spannweite: 12,5 m
max. Startmasse: 7083 kg
Höchstgeschwindigkeit: 590 km/h
Dienstgipfelhöhe: 9723 m
Reichweite: 866 km, mit Zusatztanks bis zu 2420 km

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