Ausverkauf auf Usedom
Hangar 10 stellt Bf 109 und Co. ins Schaufenster

Inhalt von

Bis 2020 war der Hangar 10 auf der Ostseeinsel Usedom das Mekka der deutschen Warbird-Szene. Doch dann stürzte Eigentümer Volker Schülke ab und starb. Jetzt steht das gesamte aviatische Inventar zum Verkauf – vom Schulgleiter bis zur top restaurierten Bf 109.

Hangar 10 stellt Bf 109 und Co. ins Schaufenster
Foto: Uwe Bethke

Es ist ein illustres Ensemble, für das die Schweizer Firma Boschung Global auf ihrer Webseite nach neuen Besitzern sucht. Das Unternehmen mit Sitz in Sarnen in der Zentralschweiz hat sich auf den weltweiten Handel mit historischen Flugzeugen spezialisiert – und verweist selbst auf sein über Jahre gewachsenes, "einzigartiges Netzwerk", das verkaufswillige Eigentümer aviatischer Klassiker mit "einer Vielzahl solventer Kaufinteressenten" zusammenbringt. Seit Kurzem ist das Portfolio solcher Klassiker, die bei Boschung Global im virtuellen Schaufenster stehen, um eine ganze Menge Raritäten reicher: Das gesamte Inventar der Air Fighter Academy GmbH aus Heringsdorf (Usedom) hat sich hier eingefunden.

Unsere Highlights
Hangar 10
Der Hangar 10 auf Usedom ist nicht nur Flugzeug- und Warbird-Fans aus dem In- und Ausland ein Begriff. Doch seit dieser Aufnahme aus dem Jahr 2019 hat sich viel verändert.

Unklare Zukunft für den Hangar 10

Mit der Air Fighter Academy, zu Hause im berühmten Hangar 10 am Flugplatz Heringsdorf, hatte sich Gründer und Chef Volker Schülke einen Lebenstraum erfüllt. Hier sammelte er Warbirds und Klassiker aus dem In- und Ausland, mit besonderem Fokus auf deutsche Raritäten wie Messerschmitt Bf 109 oder Focke-Wulf Fw 190. Als treibende Kraft der Szene stieß er Restaurierungsprojekte an, koordinierte sie bis zur Vollendung und verstand es stets, für jedes Projekt die richtigen Personen zusammenzubringen. Doch im August 2020 verunglückte Schülke am Steuer einer Pilatus P-2 tödlich. Wie es langfristig mit dem Hangar 10 auf Usedom weitergehen soll, ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Sponsored
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogenen Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzbestimmungen.

Raritäten im Schaufenster

Dass das Gros der Flugzeuge, die sich im Eigentum der Air Fighter Academy befinden, nun zum Verkauf steht, ist zumindest ein Fingerzeig darauf, dass die einzigartige Sammlung bald in alle Richtungen verstreut werden könnte. Im Einzelnen listet Boschung Global als flugfähige Muster zwei historische Schulgleiter SG 38 auf, dazu eine sowjetische Polikarpow Po-2, einen Fieseler Storch, je einen Bücker Jungmann und einen Jungmeister, eine Messerschmitt Bf 108, eine Bf 109 G-6, eine Bf-109 G-14 sowie eine Fw 190 A-8. Letztere war seinerzeit die erste von der Flug Werk GmbH für einen Kunden konstruierte Fw 190, deren Erstbesitzer der Franzose Christophe Jaquard war. Sie startete 2009 zum Erstflug, musste aber schon 2010 im Mittelmeer notwassern. Unter Hangar 10-Ägide hauchten die Spezialisten von MeierMotors in Bremgarten dem Flugzeug wieder Leben ein. Seit 2019 fliegt es wieder, angetrieben von einem russischen Asch-82-Sternmotor – aber mit dem originalen Typenschild einer 1944 gebauten Fw 190 als historischem Kern. Die beiden 109 basieren auf Teilen von 1943 (G-6), respektive 1944 (G-14) hergestellten und im Zweiten Weltkrieg abgeschossenen Maschinen.

Zu den flugbereiten Klassikern gesellen sich laufende Projekte: eine im Aufbau befindliche Fokker Dr.1, eine halbfertige Bf 109 E-3 aus dem Jahr 1939 sowie ein (besonders seltener) Bücker 180 Student, der gerade in Tschechien restauriert wird.

Nicht voll zugelassen

Preise nennt Boschung Global auf seiner Webseite für keines der Flugzeuge. Interessenten erhalten den Angebotspreis nur auf Nachfrage. Zu erwähnen bleibt, dass sämtliche flugfähigen Warbirds der Air Fighter Academy mit einer vorläufigen Verkehrszulassung (VVZ) ausgestattet sind. Für eine reguläre Zulassung müssten künftige Eigner eine schwer zu beziffernde Summe an Geld und Zeit aufwenden, verbunden unter anderem auch mit einer ausführlichen Testflugphase. Ob die Flugzeuge vor diesem Hintergrund zeitnah Käufer finden – und was in Zukunft mit ihnen geschieht – wird sich zeigen. Der Hangar 10, derzeit offiziell in Winterpause, war bislang für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die aktuelle Ausgabe
Klassiker der Luftfahrt 03 / 2023

Erscheinungsdatum 21.02.2023

Abo ab 32,99 €