Gefechtsbericht: Wie "Bud" Anderson zum Fliegerass wurde

Kampf in 10.000 Metern Höhe
Wie „Bud“ Anderson zum Fliegerass wurde

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Veröffentlicht am 25.10.2020
Wie „Bud“ Anderson zum Fliegerass wurde
Foto: USAF

Der 27. Mai 1944 verlief für Bud Anderson anders als seine bisherigen Einsätze über Europa. Am Ende dieses Tages wurde er in den Kreis der Fliegerasse aufgenommen – nachdem er zwei deutsche Bf 109 vom Himmel geholt hatte. Die amerikanischen Streitkräfte hatten für die Ernennung zum "Ass" deutlich niedrigere Hürden, als sie in der Luftwaffe zu dieser Zeit galten. Bei mehr als fünf Abschüssen durfte sich ein US-Pilot mit dem begehrten Titel schmücken.

Angriff auf Ludwigshafen

Anderson war mit der 357th Fighter Group unterwegs nach Deutschland, um B-17 Flying Fortress bei einem Angriff auf Ludwigshafen zu begleiten. In den vergangenen Wochen hatte die 8. US-Luftflotte die Ölraffinerien in Deutschland immer wieder angegriffen, um den Fluss des Treibstoffs für Wehrmacht und Luftwaffe auszutrocknen. Ludwigshafen war das Zentrum der Herstellung synthetischer Schmierstoffe und schon häufig das Ziel der Bomber gewesen. Den Deutschen war das natürlich nicht entgangen, und so rechnetendie Piloten mit erheblicher Gegenwehr in Form von Flak und den Jägern der Luftwaffe.

Encounter Report

Im originalen Gefechtsbericht (Encounter Report) liest sich der entstandene Luftkampf wie folgt:
"Ich führte die Cement-White-Sektion der 363 Fighter Squadron an, und wir hatten gerade in einer Höhe von 27.000 Fuß die vorausfliegenden B-17 eingeholt. Wir hatten über die Funkfrequenz der Bomber bereits mitbekommen, dass vor uns das Gefecht in vollem Gange war. Plötzlich unterbrach meine Nummer 3 die Funkstille und meldete vier Banditen, die auf unserer Vier-Uhr-Position auf uns eindrehten. Wir kurvten ebenfalls ein, und da zogen sie bereits nach oben weg, um wiederum in eine bessere Schussposition zu gelangen. Mit Vollgas und voller Drehzahl waren wir bereits auf 28 000 Fuß angekommen.

Ordentliche Anzahl von Schüssen

Mir gelang es, nah genug heranzukommen und ihnen nachzusteigen. Die ersten drei flogen nun im Horizontalflug, während der vierte von ihnen weiterhin nach oben stieg. Meine Nummer 3, Lt. Simpson, verfolgte ihn weiter, und ich blieb an den anderen dran. Erst versuchten sie, uns abzuhängen und uns davonzusteigen. Beides ohne Erfolg. Ich wartete, bis ich nah genug an den Letzten der Gruppe herangekommen war und eröffnete aus dem toten Winkel hinter ihm das Feuer auf die 109. Ich feuerte eine ordentliche Anzahl von Schüssen auf ihn ab und konnte beobachten, wie die Treffer seine Maschine eindeckten.

Unkontrolliert dem Boden entgegengestürzt

Schwarzer Rauch drang unter der Motorhaube hervor, und ich konnte beobachten, dass die Haube abflog, bevor er auf den Kopf rollte und qualmend unkontrolliert dem Boden entgegenstürzte. Ich folgte ihm nicht weiter, da die nächsten beiden Gegner direkt vor mir waren. Jetzt war die Nummer 2 an der Reihe. Mir gelang es, ihn von seinem Flügelmann zu trennen. Er ging in den Sturzflug über, um dann steil nach oben zu ziehen. Ich war an seiner Innenseite, doch überschoss ihn. Ich sah, wie er wieder horizontal flog und auf meine Nummer 2 einkurvte. Ich verringerte meine Geschwindigkeit und setzte mich wieder hinter ihn.

Der Tanz wiederholte sich

Das Spiel begann von Neuem, und er flog erneut die Kurve nach links im Steigflug. Ich überschoss ihn wieder. Der Tanz wiederholte sich nochmals, und diesmal wusste ich aber, was ich zu tun hatte. Als er nun wieder ansetzte und nach oben und links stieg, feuerte ich bereits. Ich geriet in die Verwirbelungen seines Propellers, und so flogen wir fast senkrecht in den Himmel. Meine erste Salve ging über seine rechte Fläche, ich korrigierte die Schussposition nochmals und drückte den Auslöser. Diesmal übersäten die Einschüsse die Messerschmitt.

28.000 Fuß dem Boden entgegen

Als ich fast auf gleicher Höhe neben ihm war, da ich ihn wieder zu überschießen drohte, setzte eine Explosion unter der Cowling den Jäger in Brand. Im Anschluss rollte die Maschine langsam auf den Rücken und stürzte außerhalb meiner Sicht aus 28.000 Fuß dem Boden entgegen. Mein Flügelmann 2nd Lt. J. Skrha konnte die gesamte Begegnung beobachten, und ich beanspruche zwei Messerschmitt-109-Abschüsse."

Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs

Die beiden Abschüsse wurden in der Folge von Andersons Flügelmann bestätigt und anerkannt. Bud Anderson beendete den Krieg mit 16 1/4 Luftsiegen. Er ist inzwischen 98 Jahre alt und immer noch fit genug, auf verschiedenen Veranstaltungen über seine Erlebnisse während des Zweiten Weltkriegs in Europa zu berichten.