Kolumbiens Heeresflieger im Kampf gegen Drogen und Guerilleros

Kolumbiens Dschungelkrieger
Heeresflieger gegen Drogen und Guerilla-Kämpfer

Zuletzt aktualisiert am 22.11.2023

Trotz des 2016 von der kolumbianischen Regierung und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens (FARC) unterzeichneten Friedensabkommens ist die Sicherheitslage in dem südamerikanischen Land nach wie vor fragil. Seit Jahresanfang gibt es immerhin einen Waffenstillstand zwischen der Regierung unter Präsident Gustavo Petro und vier bewaffneten Gruppen, aber der Drogenhandel zum Beispiel floriert weiter – mehr Kokain als je zuvor wurde 2022 beschlagnahmt.

Martin Rojas

Vor diesem unsicheren Hintergrund bleiben die Heeresflieger der kolumbianischen Armee (DAVAA = División de Aviación Asalto Aéreo) ein wichtiger Faktor. Derzeit verfügt die Division über eine Gesamtstärke von über 8000 Männern und Frauen, die sich auf die Fliegerbrigade 25 (BRIAV 25), die Fliegerbrigade 32 (BRIAV 32), die Fliegerbrigade 33 (BRIAV 33) und das Kommando gegen Drogenhandel und grenzüberschreitende Bedrohungen (CONAT3) verteilen.

Verschiedenste Flieger gegen den Dorgenhandel

Letzteres wurde 2021 gegründet und besteht aus der Einsatztruppe gegen grenzüberschreitende Bedrohungen (FUDAT4), drei Spezialbrigaden gegen den Drogenhandel (BRCNA5) und einer Brigade gegen illegalen Bergbau (BRCMI6). Sobald die 2. und 3. BRCNA einsatzbereit sind, wird die Personalstärke der DAVAA voraussichtlich mehr als 10 000 Männer und Frauen betragen. Das CONAT ist kein Fliegerkommando, seine Einheiten sind jedoch in hohem Maße auf Luftmobilität angewiesen, um seine Aufgaben zu erfüllen, weshalb es in die DAVAA integriert ist.

Martin Rojas

Das CONAT soll an der Spitze der Operationen gegen den Drogenhandel stehen, wobei der Schwerpunkt auf der Vernichtung von Anbauflächen und der Zerschlagung von Kokain verarbeitenden Labors liegt sowie auf der Bekämpfung des illegalen Bergbaus. Letzteres fällt in den Zuständigkeitsbereich der BRCMI, die nur aus einem Hauptquartier besteht und die Aufgabe hat, Operationen gegen den illegalen Bergbau mit Unterstützung von Heerestruppen und Polizeikräften zu planen und zu koordinieren. Die DAVAA verfügt derzeit über 108 Hubschrauber und 25 Flugzeuge. Zu den Hubschraubern gehören 45 Sikorsky UH-60L Black Hawk, sieben S-70i, 19 Mi-17 in verschiedenen Versionen (Mi-17-1V, Mi-17MD und Mi-17V5), 22 Bell Huey II, 15 Bell UH-1N. Hinzu kommen zwei An-32, drei C212-100, acht Cessna 208, vier Turbo Commander und acht King Air. Bei den zuletzt angeschafften Hubschraubern handelt es sich um die S-70i, die 2013 in zwei aufeinanderfolgenden Losen geliefert wurden.

Martin Rojas

Helikopter gespendet

Während diese Hubschrauber, die Mi-17 und mehrere UH-60L von der kolumbianischen Regierung aus eigenen Mitteln beschafft wurden, besteht ein Teil der Hubschrauberflotte aus Maschinen, die von der US-Regierung im Rahmen des Hilfsprogramms "Plan Colombia" gespendet wurden. Es war zwischen 2000 und 2015 in Kraft und zielte darauf ab, dem kolumbianischen Militär und der kolumbianischen Polizei Finanzmittel, Ausbildung und Ausrüstung für die Bekämpfung des Drogenhandels und des sogenannten Narkoterrorismus zur Verfügung zu stellen.

Martin Rojas

Die DAVAA hat ihr Hauptquartier in Bogotá am internationalen Flughafen El Dorado. Ihr Hauptstützpunkt befindet sich in Tolemaida im Departement Cundinamarca im Zentrum Kolumbiens, wo das BRIAV 25 und das BRIAV 32 stationiert sind. Das BRIAV 33 ist in Bogotá stationiert, wo sich auch die Heeresfliegerschule (ESAVE) befindet. Letztere ist jedoch nicht Teil der DAVAA, da sie dem Zentrum für militärische Ausbildung (CEMIL) untersteht, das alle akademischen Einrichtungen innerhalb des EJC (Ejército Nacional de Colombia = Heer) beaufsichtigt.

Zahlreiche Typen erfordern viel Ausbildung

Die ESAVE hat die Aufgabe, Ausbildungskurse für die verschiedenen Spezialgebiete der Heeresfliegerei anzubieten. Sie bildet das fliegende Personal aus, wobei ein Teil der künftigen Piloten an die von der kolumbianischen Luftwaffe betriebene Public Force Helicopter School in Melgar geschickt wird, während ein anderer Teil ins Ausland geht. Für die operationelle Ausbildung ist das BRIAV 25 zuständig, das sich aus fünf Fliegerbataillonen (BAAV), dem Ausbildungs- und Umschulungsbataillon (BETRA) und dem Fliegerdienstbataillon (BASPA) zusammensetzt. BAAV 1 ist eine Flächenflugzeugeinheit mit Sitz in Bogotá, während BAAV 2 (UH-60L), BAAV 3 (Mi-17), BAAV 4 (UH-1N) und BAAV 5 (Huey II) Hubschraubereinheiten sind. Jedes der vier letztgenannten BAAV hat die Aufgabe, die operative und taktische Ausbildung auf einem bestimmten Luftfahrzeugtyp zu vermitteln. Die BETRA beherbergt auch das Rotary Wing Advanced Training Center 7, das zahlreiche Kurse für das Wartungs- und Unterstützungspersonal der DAVAA anbietet und gleichzeitig daran arbeitet, ein regionales Kompetenzzentrum für die Bell UH-1H und die Huey II einzurichten, um den Nachbarländern die Möglichkeit zu geben, ihre Huey-Piloten dort auszubilden.

Martin Rojas

Höher landen als fast überall sonst

Zu den wichtigsten laufenden Projekten des BRIAV 25 gehört der Aufbau des High Altitude Operations Center (COAGA8) in Tunja, Departement Boyacá. Boyacá bietet Landeplätze in einer Höhe von 4570 oder sogar 5200 Metern, während die Piloten der kolumbianischen Armee, die noch in den USA ausgebildet werden, nur in einer Höhe von 8000 Fuß landen. Außerdem ist die Umgebung identisch mit derjenigen, in der die meisten Kampfeinsätze der DAVAA stattfinden, was eine viel realistischere Ausbildung ermöglicht.

DAVAA

Zusammenarbeit – essenziell wichtig

Das 2014 gegründete BRIAV 33, das seinen Sitz in Bogotá hat, ist der operative Arm der DAVAA und übt die Kontrolle über die operativen Einheiten der Division aus, zu denen acht Lufttransport- und Mobilitätsbataillone (BMMA) und das Lufttransport-Sondereinsatzbataillon (BAOA) gehören. Erstere wurden 2010 gebildet, um der DAVAA eine größere operative Flexibilität zu verschaffen, und waren ursprünglich Teil des BRIAV 25. Die Bataillone sind über ganz Kolumbien verteilt, um jeweils eine der acht Divisionen der kolumbianischen Armee zu unterstützen. Jeder BMMA ist eine Mindestanzahl von Hubschraubern zugewiesen, die bei Bedarf zur Unterstützung einer bestimmten Operation aufgestockt werden kann. Die BMMA 7 mit Sitz in Medellín, Departement Antioquia, verfügt beispielsweise über eine Grundausstattung von vier UH-60L, zwei Huey II, zwei Mi-17 und einer Cessna 208. Kein Flugzeug ist dauerhaft einem BMMA zugewiesen. Ist eine größere Wartung oder Instandhaltung fällig, wird das Flugzeug nach Tolemaida zurückgeschickt und ein Ersatz aus dem Pool der verfügbaren Flugzeuge bereitgestellt.

DAVAA

Das BAOEA arbeitet anders. Es wurde 2010 gegründet, ist in Tolemaida stationiert und verfügt über eine eigene Hubschrauberflotte mit sieben S-70i und fünf UH-60L, die in zwei Züge mit je sechs Maschinen aufgeteilt sind. Die Einheit ist mit der Durchführung von Spezialoperationen in ganz Kolumbien beauftragt und arbeitet eng mit dem Colombian Joint Special Operations Command (CCOES) zusammen.

UAVs im Einsatz

Das BAOEA ist in drei Kompanien gegliedert: Die A-Kompanie umfasst die Luftfahrzeugbesatzungen und das Unterstützungspersonal für die Black-Hawk-Hubschrauber, die B-Kompanie ist eine Einheit für unbemannte Luftfahrzeuge, die kleine UAVs des Typs AeroVironment RQ-11 Raven fliegt, und die C-Kompanie beherbergt die zehn Such- und Rettungsteams (CSAR-Teams) der BAOEA, die auf die Bergung von Personen, medizinische Evakuierung und ähnliche Aufgaben spezialisiert sind.

Unterschiedliche Maschinen – unterschiedliche Missionsprofile

Die verschiedenen Hubschraubertypen der DAVAA haben jeweils spezifische Fähigkeiten und Aufgaben. Die UH-60L ist das Arbeitspferd der verschiedenen BMMA und dient in erster Linie als Luftangriffshubschrauber und Truppentransporter, kann aber auch für SAR- und medizinische Evakuierungseinsätze (MedEvac) verwendet werden. Der Black Hawk kann Truppen auf viele verschiedene Arten einsetzen, z.B. durch schnelles Abseilen über einem dichtem Dschungeldach. Für Kampfeinsätze sind alle UH-60L mit seitlich montierten leichten Maschinengewehren FN M240 (7,62 mm) bewaffnet.

Martin Rojas

Die Mi-17 werden hauptsächlich für Logistik-, Fracht- und Truppentransporte eingesetzt, können aber auch SAR- und MedEvac-Aufgaben übernehmen. Vor einigen Jahren wurden Versuche unternommen, den Typ mit 70-mm-Raketenwerfern und 7,62-mm-Maschinengewehren des Typs Dillon Aero GAU-17 zu bewaffnen, die an den externen Befestigungspunkten angebracht werden sollten Die Mi-17 wird auch als Fallschirmspringerplattform eingesetzt und kann Absprünge in großer Höhe (HAHO) und in geringer Höhe (HALO) durchführen. Sie wird auch zum Transport von übergroßer Ausrüstung wie Artilleriegeschützen als Außenlast eingesetzt.

Martin Rojas

Neue Hubschrauber?

Die beiden verbleibenden Hubschraubertypen im Bestand der DAVAA, die Bell UH-1N und die Huey II, die allgemein als "Cazadores" (Jäger auf Spanisch) bezeichnet werden, finden in erster Linie für Aufklärung, Eskorte, Feuerunterstützung, Personaltransport, Frachttransport und Sondereinsätze Verwendung. Bei einem typischen Angriff wird in der Regel ein Hubschrauber mit Soldaten eingesetzt, während zwei weitere "Cazadores", dann mit 7,62-mm-Maschinengewehren des Typs GAU-17 bewaffnet, als Eskorte zur Feuerunterstützung fungieren. Die DAVAA hat keine unmittelbaren Pläne für die Beschaffung neuer Hubschrauber. Angesichts der gegenwärtig angespannten wirtschaftlichen Lage in Kolumbien und der damit verbundenen Haushaltsstagnation besteht die kurzfristige Priorität darin, die Verfügbarkeit der bestehenden Flotte so hoch wie möglich zu halten. So arbeitet die kolumbianische Armee an der Wiederinbetriebnahme von 20 Black Hawk, die wegen Ersatzteilproblemen längere Zeit am Boden geblieben sind.

Martin Rojas

Längerfristig wird der Ersatz der Bell UH-1N und später der Huey II in Betracht gezogen. Interesse an der Bell 412EPI und der AW139 wurde schon bekundet. Im Falle der AW139 soll der Vorschlag, der Berichten zufolge von der kolumbianischen Regierung in Erwägung gezogen wird, den Kauf einer großen Anzahl von Helikoptern zur Ausrüstung aller Zweige des Militärs sowie der nationalen Polizei beinhalten, wobei Leonardo als Ausgleich eine lokale Montagelinie einrichten würde.