Bei Turkish Aerospace Industries (TAI) in Karamankazan bei Ankara wird heute wohl ausgiebig gefeiert – und im Präsidentenpalast in der nahegelegenen Hauptstadt der Türkei nicht weniger: Indonesien bestellt bei TAI bis zu 60 Exemplare des neuen türkischen Stealth-Kampfjets Kaan; 48 davon fest, zwölf als Option. Einen entsprechenden Vertrag haben türkische und indonesische Verteidigungsbeamte laut offiziellen Angaben am 11. Juni in der indonesischen Hauptstadt Jakarta unterzeichnet.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan frohlockte in einem Beitrag auf seinem X-Kanal: "Ich möchte meinem Volk eine sehr wichtige und erfreuliche Entwicklung im Zusammenhang mit unserem nationalen Kampfflugzeug Kaan mitteilen. Im Rahmen des Abkommens, das wir mit unserem befreundeten und brüderlichen Land Indonesien unterzeichnet haben, werden 48 Kaan in der Türkei hergestellt und nach Indonesien exportiert." Dabei sollen laut Erdoğan "auch die lokalen Kapazitäten Indonesiens" zum Tragen kommen – sprich, die Indonesier erhalten Zugang zu türkischer Technologie und fertigen ausgewählte Komponenten der bestellten Kampfjets selbst. Er danke seinem "geschätzten Amtskollegen, dem indonesischen Präsidenten Prabowo Subianto" für seine Entschlossenheit und "gratuliere allen unseren Institutionen (...), die an der Produktion des Kaan und der Unterzeichnung dieses für die türkische Geschichte rekordverdächtigen Exportvertrags mitgewirkt haben", so der türkische Präsident weiter.
Türkische Triebwerke
Laut diversen Berichten besitzt der ausgehandelte Kontrakt ein Volumen von mehr als zehn Milliarden US-Dollar. Wann die Lieferung der ersten Kaan-Kampfjets an Indonesien erfolgen soll, ist nicht bekannt. Allerdings sollen bis Ende 2034 alle 48 fix bestellten Flugzeuge übergeben sein – mit türkischen TF35000-Triebwerken, wie es heißt, und nicht etwa mit den F110-GE-129 aus den USA, die beim ersten Baulos für die türkische Luftwaffe noch vorgesehen sind. Die Türkei erwartet ihre ersten Kaan-Jets gemäß aktueller Planung Ende 2028. Das TF35000 dürfte allerdings nicht vor 2030 serienreif sein.
Win-win-Situation
Für die Türkei ist der Verkaufserfolg in Indonesien ein wichtiger Meilenstein, zumal die Vertragsparteien darüber hinaus eine vertiefte strategische Partnerschaft vereinbart haben. Seitens türkischer Analysten hatte es bereits geheißen, das Kaan-Programm sei langfristig auf Exportaufträge angewiesen, weil die Türkei die Kosten für das Mammutprojekt dauerhaft schwer allein schultern könne. So zitiert das Portal Middle East Eye den Militärfachmann Yusuf Akbaba, um die Kosten zu senken, sei es unerlässlich, die Anzahl der Kaan-Bestellungen zu erhöhen. "Mit steigender Stückzahl sinkt der Stückpreis des Flugzeugs", rechnet Akbaba vor. Weitere Verkaufsmöglichkeiten für Kaan sieht der Analyst in Ländern wie Aserbaidschan, Saudi-Arabien oder Katar.
Indonesien kann mit der Kaan-Order derweil technologisch die Lücke schließen, die durch den de-facto-Rauswurf aus dem von Südkorea geführten KF-21-Programm entstanden ist. Angesichts der Erfahrungen der Koreaner mit der mangelhaften Zahlungsmoral Indonesiens und weiterer unangenehmer Vorkommnisse während der Zusammenarbeit am Kampfjet KF-21 sollte die Türkei, bei aller Euphorie, aber entsprechend Vorsicht walten lassen.