Vorhang auf für ein wahres Seemonster: In einer feierlichen Zeremonie zog Chinas staatlicher Rüstungskonzern Avic bereits Ende Dezember 2021 den zweiten Prototypen seines Großflugboots AG600 ans Tageslicht. Exakt sechs Monate hatte die Endmontage des Amphibiums im südchinesischen Zhuhai gedauert, nun zeigte sich es sich – mehr als 38 Meter lang und bis zu 53,5 Tonnen schwer – erstmals der Öffentlichkeit. Noch präsentiert es sich "nackt" und lediglich gelb grundiert, doch schon bald soll es erstmals vom Boden abheben und dürfte dann im Laufe des Jahres auch seinen Farbanstrich erhalten, bevor es den ersten Prototypen der AG600 bei seinen Flugtests unterstützt.
Design-Anpassungen
Deutlich erkennbar ist jedoch schon jetzt, dass Avic das Antlitz des mit Baunummer 1003 versehenen Flugboots gegenüber dem Vorgänger deutlich verändert hat. So verpassten die Konstrukteure der zweiten AG600 eine neu modellierte Frontpartie mit kürzerer, steiler abfallender Nase, modifizierten Cockpitfenstern und einem stärker gewölbtem Oberrumpf im Bereich des Flight Decks. Die vordere Tür auf der Backbordseite liegt nun außerdem weiter vorn, deutlich näher am Cockpit. Auch der Schwimmkörper des Amphibiums wurde überarbeitet. Darüber hinaus fallen dreieckige Strukturen an den Tragflächenhinterkanten ins Auge, die der AG600 im Flug womöglich mehr Stabilität bescheren. Auch könnten sie Platz für größere Querruder-Aktuatoren bieten.
Amphibisches Multitalent
Unterdessen testet Avic den ersten Prototypen der AG600 fleißig weiter und erschließt dem Großflugboot stetig neue Fähigkeiten. So tauchte im September 2021 ein Video im Internet auf, das die Maschine während einer Flugschau in China beim Abwurf von Löschwasser zeigt. Avic positioniert die AG600 seit deren Debüt auf der Airshow China im Jahr 2016 auch als Löschbomber. In dieser Rolle kann sie bis zu zwölf Tonnen Wasser aufnehmen. Die Avic AG600 ist außerdem für Such- und Rettungseinsätze konzipiert und bietet Platz für bis zu 50 Schiffbrüchige. Außerdem dürfte das Avic-Amphibium für die militärische Seeraumüberwachung sowie möglicherweise als Truppentransporter zum Einsatz kommen. Dank einer Reichweite von 4.500 Kilometern könnte sich ihr Aktionsradius beispielsweise über einen Großteil des Südchinesischen Meeres erstrecken.