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Hat Russland sich die abgestürzte US-Drohne Reaper geschnappt?

Bergung im Schwarzen Meer
Hat Russland sich die abgestürzte Reaper geschnappt?

Die US-amerikanische Reaper-Drohne, die am 14. März durch eine russische Su-27 zum Absturz gebracht wurde, liegt anscheinend nicht mehr im Schwarzen Meer. Russische Medien melden, die Reaper sei längst in Russland – und werde dort fachgerecht "entschlüsselt".

Sun sets over the MQ-9 Reaper
Foto: U.S. Air Force

Der Vorfall erhitzte vor rund zwei Monaten weltweit die Gemüter: Eine MQ-9 Reaper der US Air Force geriet am 14. März bei einem Aufklärungsflug über dem Schwarzen Meer mit einer Rotte russischer Su-27 aneinander. Wie später veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen, nebelten die Russen die US-Drohne bei ihrem Abfangmanöver mehrfach absichtlich mit Sprit ein – und kamen dem "Eindringling" so nah, dass eine der Su-27 den Propeller der Reaper beschädigte. Die Drohne stürzte kurz darauf ins Wasser. Die USA tobten, die russischen Piloten dagegen erhielten für ihr Harakiri-Flugmanöver einen Orden. Der Skandal war perfekt.

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Bergung aus der Tiefe

Was bei all dem ganzen Getöse öffentlich fast unterging, war die Frage nach der Bergung der Drohne. Das Pentagon mutmaßte wenige Tage nach dem Vorfall, die Reaper liege in bis zu 1.500 Metern Tiefe. Sie wieder an die Oberfläche zu holen, sei "aus technischer Sicht sehr schwierig", erklärte US-Generalstabschef Mark Milley. Die Russen indessen machten aus ihrer Absicht, es trotzdem zu versuchen, keinen Hehl. Russische Schiffe tauchten kurz nach dem Reaper-Crash an der Absturzstelle auf. Sicherheitsratssekretär Nikolai Patruschew gab zu Protokoll: "Ich weiß nicht, ob wir [die Drohne] bergen können oder nicht, aber jemand muss es tun. Und wir werden sicherlich daran arbeiten. Ich hoffe natürlich auf Erfolg."

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MQ-9 Reaper in flight over the NTTR
U.S. Air Force
Die General Atomics MQ-9 Reaper kommt bei der USAF für vielerlei Zwecke zum Einsatz - von der Aufklärung bis hin zu Präzisionsangriffen.

"Geschenk für Russland"

Schenkt man nun Berichten des russischen Portals Dzen Glauben, war die Hoffnung Patruschews nicht vergebens. Denn laut Dzen konnten russische Spezialisten die abgestürzte Reaper tatsächlich aus dem Meer hieven und anschließend als "Trophäe" zur Analyse nach Russland bringen. Die Ingenieure, denen man die Drohne dafür anvertraut habe, seien auf "eine ganze Reihe sensibler US-Technologien" gestoßen, schreibt Dzen unter Berufung auf Quellen aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Das Wrack sei ein wahres "Geschenk für Russland." Man habe "viele interessante und sehr wichtige Details zu den funk- und optoelektronischen Komponenten" erhalten. Auch Satellitennavigation, elektronische Informationserfassung und Datenverbindungssysteme der Reaper habe man unter die Lupe nehmen können.

Unklare Faktenlage

Wie viele wertvolle Details die Russen aus dem geborgenen Reaper-Wrack tatsächlich herausarbeiten konnten, bleibt allerdings unklar. Gerüchten zufolge gebe es in US-Militärkreisen Bedenken wegen des in der MQ-9 installierten Datenverbindungssystems Link 16, schreibt die Website Eurasian Times. Dieses System wird von Waffensystemen der NATO standardmäßig genutzt. US-General Milley hatte dagegen schon im März öffentlich erklärt, die USA hätten ihrerseits Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass keine sensiblen Informationen verloren gingen, wenn die Drohne von Russland geborgen würde. "Wir sind ziemlich zuversichtlich, dass alles, was von Wert war, keinen Wert mehr hat", so Milley damals. Die russische Seite dagegen frohlockt: Die USA hätten den russischen Einfallsreichtum unterschätzt und nicht erwartet, dass die Russen es wagen würden, die MQ-9 aus dem Meer zu heben.

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Erscheinungsdatum 05.05.2023