Bei einem zukünftig möglichen Kampf gegen annähernd gleichwertige Gegner ("Near Peer"- / "Peer"-Konflikt) hat die US Air Force ein Problem: Es gibt zu wenige Kampfflugzeuge im Bestand. Deshalb ist die Entwicklung von "Collaborative Combat Aircraft" eine der aktuellen Prioritäten des Pentagons. Billige, in großen Massen zu produzierende und ohne Rücksicht auf mögliche Pilotenverluste einsetzbare unbemannte kleine Kampfjets sollen die eigene Durchschlagskraft deutlich erhöhen.
Investitionen in Unbemannte Flügelmänner steigen stark
Entsprechende Studien zum Beispiel beim Air Force Research Laboratory gibt es bereits seit Jahren, nun wurden unter dem übergreifenden Namen "Collaborative Combat Aircraft" die ersten Verträge an fünf Firmen vergeben. Falls keine Probleme durch eine Haushaltssperre dazwischenkommen, sollen in diesem Jahr knapp 400 Millionen Dollar (370 Mio. Euro) in die CCAs investiert werden, rund acht Mal so viel wie bisher. Wie sich die Summe genau verteilt ist unklar, doch spricht die USAF davon, noch vor dem Sommer zwei oder drei Firmen für weitere Arbeiten auszuwählen. Frank Kendall, Secretary of the Air Force, sagte, dass man um die 1000 CCA benötige, die mit dem "Next Generation Air Dominance"-Fighter und der F-35 zusammenarbeiten können. Sie sollen höchstens ein Drittel einer F-35 kosten, manche Studien empfehlen sogar noch billigere CCAs, die dann auch bedenkenlos als Verlustgeräte in Hochrisiko-Missionen benutzt werden können.

Die Collaborative Combat Aircraft müssten mit bemannten Systemen wie der F-35 zusammenarbeiten.
Boeing braucht stärkeres Triebwerk
Alle fünf Auftragnehmer sind seit Jahren im Bereich unbemannte Fluggeräte tätig. Boeing zum Beispiel entwickelt den unbemannten Tanker MQ-25 für die US Navy und die MQ-28 als einstrahliges kleines Kampfflugzeug zunächst für die Royal Australian Air Force. Die Ghost Bat verfügt über ein modulares Missionspaket im Bug, das schnell für verschiedene Missionen ausgetauscht werden kann, einschließlich Bewaffnung und Systemen für die elektronische Kampfführung. Allerdings ist die MQ-28 momentan wohl von einem zu schwachen Triebwerk bestückt. Im letzten Herbst sprach die USAF davon, für CCAs Turbojets/Turbofans im Schubbereich von 13,34 bis 35,59 kN zu benötigen, während die MQ-28 mit rund 8,9 Kilonewton auskommt.

Boeings MQ-28 wird in Australien entwickelt.
Longshot-Programm
General Atomics bewirbt derzeit seine Gambit-Serie von unbemannten Kampfjets. Dabei können auf Basis eines einheitlichen Zentralrumpfs Modelle mit verschiedenen Tragflächen für die unterschiedlichsten Aufgaben realisiert werden. Das Unternehmen wurde auch bereits für LongShot ausgewählt, ein DARPA-Programm, bei dem unbemannte Kampfjets zur Bekämpfung gegnerischer Flugzeuge mit Lenkwaffen ausgerüstet werden, um bemannten Systemen den Weg freizukämpfen. In den letzten drei Jahren wurden im Auftrag der DARPA zahlreiche Entwürfe geprüft, um die Leistung zu optimieren. Nun geht es darum, eine Konstruktion für Flugtests im Jahr 2024 vorzubereiten. Die Tests sollen grundlegende Flugeigenschaften validieren und den Grundstein für nachfolgende Entwicklungen legen.

General Atomics arbeitet an diversen Entwürfen.
Lockheed Martin konzentriert sich auf die Fertigungsabläufe
Von Lockheed Martin ist derzeit kein konkreter Entwurf bekannt. Das Unternehmen spricht vielmehr davon, dass das bei den Skunk Works in Palmdale angesiedelte Team daran arbeite, wie die Fertigung auf große Mengen hochgefahren werden könnte, "um die Vision der Air Force von autonomen Systemen zu verwirklichen, die synergetisch mit bemannten Systemen zusammenarbeiten, um als Teil eines verteilten Teams ein Höchstmaß an Missionsflexibilität zu bieten".

Northrop Grumman ist bei LongShot dabei.
Bezahlbare Fluggeräte
Auch Northrop Grumman verspricht, seine Erfahrung hinsichtlich fortschrittlicher Fertigung, digitaler Technologien und autonomer Systeme einzubringen, um kollaborative Kampfflugzeugfähigkeiten schnell und erschwinglich bereitzustellen. Bereits 2021 wurde das Model 437 vorgestellt, und bei der Tochterfirma Scaled Composites fliegt das bemannte Model 401 als Testträger.

Northrop Grumman zählt auf die Erfahrung von Scaled Composites.
Palmer Lucky mischt mit Anduril mit
Neben den Industrie-Schwergewichten erhielt die bisher weniger bekannte Firma Anduril einen Auftrag. Sie hat unter dem Namen Fury ein "multimissionsfähiges autonomes Luftfahrzeug (AAV) der Gruppe 5" entworfen, "das zuverlässige und kollaborative Autonomie für den High-End-Kampf ermöglicht". Laut Anduril ist es unbedingt nötig, den Ansatz, wie moderne Kampfflugzeuge entwickelt werden, zu ändern. Schnellstmöglich müssten autonome Systeme entwickelt werden, die "" liefern, die als Amerikas Vorhut dient, so dass sein alternder Bestand an teuren und komplexen Systemen erweitert wird, um mit den neuen Herausforderungen zum Beispiel durch China fertigzuwerden.

Anduril hat mit der Fury einen kleinen umbemannten Kampfjet konzipiert.