Seit Serbien 2021 seine letzten MiG-21 in den Ruhestand schickte, konzentriert sich die Last der serbischen Luftverteidigung fast vollständig auf den Flügeln von elf MiG-29. Doch auch die zweistrahligen MiGs haben ihre besten Zeiten hinter sich, stammen sie doch allesamt aus Restbeständen anderer Nationen – vor allem aus Russland und Weißrussland. So erhielt Serbien 2017 eine Lieferung von sechs gebrauchten MiG-29 der russischen Luftwaffe (drei Einsitzer MiG-29S sowie drei Doppelsitzer MiG-29UB). Im Jahr darauf lieferte Weißrussland vier alte MiG-29A nach Belgrad.

Keine Teile mehr aus Russland
Eigentlich hatte Serbien einmal vorgehabt, in Russland sechs weitere MiG-29 zu erwerben. Doch von diesen Plänen nimmt die Regierung unter Präsident Aleksandar Vucic ausdrücklich Abstand. Am liebsten hätte man die MiGs stattdessen ganz vom Hof, und das besser gestern als übermorgen. Denn, so erklärte Vucic gegenüber Journalisten bei seinem Besuch der Rüstungsmesse IDEX in Abu Dhabi, der Kauf von Ersatzteilen für die russischen Jets sei seit der Invasion Russlands in der Ukraine de facto unmöglich geworden. Das wirke sich bedenklich auf den Klarstand der vorhandenen Flugzeuge aus. An die Lieferung weiterer Kampfjets aus Russland ist laut Vucic überhaupt nicht mehr zu denken: "Sie können jetzt fast nichts aus Russland importieren – zumindest fast nichts, was einen militärischen Zweck hat". Das sei jedoch "nicht wegen der Russen" so, fügte Vucic hinzu, ohne darauf näher einzugehen.

Zwölf Rafale für Belgrad?
Der Fokus Serbiens, das nach wie vor Mitglied der Europäischen Union werden möchte, richtet sich deshalb nicht mehr länger nach Osten, sondern nach Westen. Die neuen Kampfjet-Wunschlieferanten des Balkanstaates sitzen in Frankreich, bei Dassault Aviation in Paris. In Abu Dhabi bekräftigte der serbische Präsident abermals sein Interesse daran, seiner Luftwaffe zwölf fabrikneue Exemplare der Rafale zu spendieren. Drei Milliarden Euro will Vucic nach eigenen Angaben dafür lockermachen und kündigte an, den Franzosen zeitnah eine offizielle Anfrage in Form eines "Letter of Request" zu senden.

"Ein bemerkenswertes Flugzeug"
Überraschend kommt das Vorhaben nicht. Aleksandar Vucic hatte sich in der Vergangenheit bereits mehrfach als Fan der Rafale zu erkennen gegeben. So sagte er Ende 2021 im serbischen Fernsehen: "Die Rafale ist ein bemerkenswertes Flugzeug. Ich würde es begrüßen, wenn wir neue kaufen könnten". Im Frühjahr 2022 formulierte Vucic erstmals konkret das Interesse Serbiens, zwölf Rafale zu erwerben – vorzugsweise direkt ab Werk, und nicht, wie der ungeliebte Nachbar Kroatien, als Gebrauchtflugzeuge. Weitergehende Schritte unternahm Belgrad jedoch bislang nicht.