Sechs C-130J hat die Bundeswehr bei Lockheed Martin bestellt, als Ersatz für die Transall und Ergänzung zum Airbus A400M. Die erste "Super Herc" mit Luftwaffe-Lackierung rollte im August aus dem Paintshop, vor etwa vier Wochen dröhnte zum ersten Mal der Klang ihrer vier Allison-AE2100D3-Turboprops über das Lockheed Martin-Werksgelände in Marietta, Georgia. Seither hat die C-130J mit dem Kennzeichen 55+01 und dem Luftwaffe-Schriftzug am Rumpf umfangreiche Bodentests hinter sich gebracht – die schließlich Anfang dieser Woche in einem historischen Ereignis gipfelten: Zum ersten Mal stieg am Montag mit der 55+01 eine Super Hercules mit deutscher Kennung in den stahlblauen Herbsthimmel über Marietta.
Voll im Plan
Das 2017 begonnene und im Mai 2018 vom Pentagon genehmigte Projekt, die Bundeswehr für taktische Transportaufgaben mit sechs C-130J auszurüsten, marschiert damit zielstrebig weiter auf der vorgesetzten Zeitleiste. Einer Übergabe der ersten Hercules an die Luftwaffe Anfang des kommenden Jahres dürfte nichts im Wege stehen. Das wäre rund vier Monate früher als ursprünglich im Vertrag festgesetzt. Die restlichen fünf Exemplare – darunter drei Tanker KC-130J – sollen bis Ende 2023 nachfolgen. Die volle Einsatzbereitschaft des Hercules-Sextetts, das als Teil eines binationalen Verbands im französischen Évreux stationiert wird, strebt die Luftwaffe für 2024 an. Laufen die Dinge bis dahin weiter so rund wie bisher, sollte auch dieser Termin gut zu halten sein.

Alte Liebe, neue Liebe
Das Training der deutschen Einsatz-Crews, die künftig von Évreux aus mit der Super Hercules fliegen sollen, läuft unterdessen auf Hochtouren. Bereits seit 2020 fliegen Luftwaffe-Piloten gemeinsam mit französischen Kameraden im Einsatz mit den C-130J der Armée de l'Air. Weitere deutsche Piloten, Techniker und Ladungsmeister erhielten bis zum vergangenen Frühjahr in den USA ihre Mustereinweisung auf die C-130J. Standorte des Trainings in Übersee sind die US Air Foce-Basis Little Rock in Arkansas sowie das Lockheed Martin-Werk in Marietta.
Ein großer Teil der künftigen deutschen Hercules-Piloten flog bei der Luftwaffe zuvor die Transall C-160. Die "alte Liebe" ist zwar nicht vergessen, doch das neue Muster sorgt trotzdem schon für Begeisterung: "Was mich wirklich überrascht hat, ist die Leistung", zitiert die Bundeswehr auf ihrer Webseite einen Transall-Umsteiger. "Diese Power ist echt toll!" Das moderne Cockpit der C-130J sei im Vergleich zum "Uhrenladen" der Transall ebenfalls ein Meilenstein: "Das ist dann, als ob man von einem alten Tom-Tom auf Google Maps umschaltet."