75 Jahre US Air Force
Die stärkste Luftmacht der Welt

Die US-Luftstreitkräfte waren schon die stärksten der Welt, als im September 1947 ihre Geburtsstunde als unabhängige Teilstreitkraft schlug. Seither haben sie ihre Position mit der Einführung immer neuer Hightech-Flugzeuge verteidigt. Die Herausforderungen sind nicht geringer geworden.

Die stärkste Luftmacht der Welt
Foto: Boeing

Präsident Harry S. Truman war schon an Bord der VC-54 "Sacred Cow", um zu seiner todkranken Mutter zu fliegen, als er am 26. Juli 1947 noch den "National Security Act of 1947" und damit auch die Geburtsurkunde der unabhängigen dritten Teilstreitkraft United States Air Force unterschrieb. Praktisch umgesetzt wurde die Gründung der USAF dann ab dem 18. September 1947 mit der Ernennung von Stuart Symington zum ersten Secretary of the Air Force und General Carl A. Spaatz (ab 26. September) zum ersten Chief of Staff. Spaatz war zuvor Commanding General of the Army Air Forces und sorgte somit für Kontinuität.

Unsere Highlights

Vom knappen Budget zur Aufrüstung

Die Anfangsjahre der USAF fielen in eine Zeit der knappen Budgets, so dass längst nicht alle Pläne umgesetzt werden konnten. Neue Herausforderungen wie die Berliner Luftbrücke ab Juni 1948, bei der die Amerikaner die Hauptlast trugen, die Zündung der ersten sowjetischen Atombombe im August 1949 und nicht zuletzt der Koreakrieg ab Juni 1950 sorgten aber bald wieder für stark steigende Militärausgaben. Im Kalten Krieg wurde die Luftstreitkraft rasch wieder aufgerüstet. Das Hauptaugenmerk lag auf Langstreckenbombern, die Atomwaffen in die Sowjetunion tragen konnten.

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In den 1950er Jahren baute die USAF ein umfangreiches Verteidigungsnetz auf – von den Interkontinentalraketen (ICBM) am Boden über die B-52 Stratofortress in der Luft bis hin zu den neuen Satelliten und Trägersystemen im Weltraum – und die Rolle der Luftstreitkräfte wurde immer wichtiger. Der nächste "heiße" Einsatz war dann in den 1960er Jahren der Vietnamkrieg. Flugzeuge wie die F-4Phantom II, die F-105 Thunderchief und die B-52 Stratofortress wurden bei den Luftangriffen auf die kommunistische nordvietnamesische Regierung intensiv genutzt.

Patrolling the skies
USAF
Fast seit Anfang mit dabei: Die Boeing B-50 Stratofortress flog bereits vor 70 Jahren.

Neue Investitionen

In den 1970er Jahren konzentrierte sich die USAF auf Investitionen in eine neue Generation von Flugzeugen, von der A-10 Thunderbolt II, der F-15 Eagle, der F-16 Fighting Falcon, der E-3 Sentry bis hin zur Interkontinentalrakete M-X Peacekeeper. Im darauffolgenden Jahrzehnt wurden die Fähigkeiten der US Air Force mit dem Bau des Tarnkappenmusters F-117A und des Stealth-Bombers B-2A Spirit noch weiter ausgebaut.

Kurz nach dem Ende des Kalten Krieges richtete sich das Augenmerk der Amerikaner auf den Persischen Golf, wo Saddam Hussein mit der viertgrößten Armee der Welt in Kuwait einmarschiert war. Diese Invasion führte zur Operation Wüstensturm, die Anfang 1991 mit einer sechswöchigen großen Luftkampagne begann. Nach dem Krieg am Persischen Golf erlebte die USAF die größte Umstrukturierung seit ihrer Gründung. Sie konsolidierte 13 Hauptkommandos zu den neun, die es heute gibt. Viele untergeordnete Hauptquartiere und ehemals wertvolle Stützpunkte wurden geschlossen, ganze Geschwader und Staffeln wurden außer Dienst gestellt. Die Air Force schrumpfte von mehr als 600 000 Soldaten in den 1980er Jahren auf weniger als 388 000 im Jahr 1996.

Obwohl die USAF nach dem Ende des Kalten Krieges kleiner geworden war, musste sie in den 1990er Jahren viele kleinere Operationen bewältigen wie in Somalia, Ruanda (Support Hope), Haiti (Uphold Democracy) und auf dem Balkan (Provide Promise und Deny Flight). Um den blutigen Bürgerkrieg in Bosnien zu beenden, flogen Flugzeuge der USAF im Rahmen der Operation Deliberate Force Ende 1995 Präzisionsangriffe gegen serbische Einrichtungen.

Boeing
In den 1970er Jahren konzentrierte sich die USAF auf Investitionen in eine neue Generation von Flugzeugen. Als F-15EX wird die Eagle auch 50 Jahre nach dem Erstflug noch gebaut.

Terrorbekämpfung

Seit der Zerstörung des World Trade Centers in New York am 11. September 2001 stand zwei Jahrzehnte die Bekämpfung von Terrorgruppen in den Einsatzgebieten Afghanistan und Irak im Zentrum – beendet durch den chaotischen Rückzug aus Kabul im August 2021. Bereits seit der neuen National Defense Strategy von 2018 gibt es allerdings den Schwenk hin zur Vorbereitung auf die Auseinandersetzung mit Großmächten. China wird dabei als mit Abstand gravierendste Bedrohung identifiziert, Russland kommt an zweiter Stelle. Auch Nordkorea, Iran und weiterhin extremistische Organisationen werden erwähnt.

Um all diese Bedrohungen unter Kontrolle zu halten, sind die US Air Force und die neue Space Force als dominierende, weltweit agierende Streitkräfte wie eh und je gefordert. Es gilt, den technologischen Vorsprung zu verteidigen, mit Entwicklungen wie dem B-21 Stealth-Bomber (Erstflug wohl 2023) und einem neuen Fighter der sechsten Generation.

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Erscheinungsdatum 05.09.2023