JF-17C : Aserbaidschan fliegt (bald?) Günstig-Jets aus Pakistan

JF-17 Thunder
Hat Aserbaidschan schon „Billig-Jets“ aus Pakistan erhalten?

Veröffentlicht am 10.10.2024

Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew nahm direkt persönlich Platz im Cockpit, als seine Luftwaffe im Rahmen der Rüstungsmesse ADEX in Baku zum ersten Mal ihr künftiges Kampfjet-Muster der Öffentlichkeit präsentierte. Der von Pakistan und China gemeinsam entwickelte "Billig-Fighter" JF-17 Thunder hat es nach Angaben der Präsidialverwaltung in Baku tatsächlich in die Reihen der aserbaidschanischen Luftwaffe geschafft – und das nur gut ein halbes Jahr, nachdem in Medienberichten von einem Kaufvertrag für eine ungenannte Anzahl JF-17 die Rede war.

Die ersten JF-17 Thunder-Kampfjets für Aserbaidschan sind geliefert.
Präsidialverwaltung der Republik Aserbaidschan

Lieferstatus: unklar

Die JF-17C sei "bereits integriert" in das Arsenal der aserbaidschanischen Luftstreitkräfte, ließ Präsident Alijew über seine Webseite verlauten. Dabei handle es sich um Maschinen des derzeit modernsten Produktionsstandards Block III. Das Exemplar, in dem der Staatschef Probe saß, gehörte jedoch augenscheinlich (noch) zur pakistanischen Luftwaffe – und war Teil einer Abordnung aus insgesamt zwei JF-17C und eines Il-78-Tankers, den die Pakistanis zur ADEX nach Baku entsandt hatten.

Tatsächlich fällt es etwas schwer, den Worten der aserbaidschanischen Präsidialverwaltung zu glauben. Denn dass der pakistanische Rüstungskonzern PAIC binnen sieben Monaten bereits die ersten fertigen JF-17 für Aserbaidschan liefern kann, mutet eher unwahrscheinlich an – noch mehr angesichts der Tatsache, dass selbst Pakistan die ersten Block III-Jets erst seit März 2023 einsetzt und erst rund zwei Dutzend Serienexemplare gebaut sind.

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Verwirrende Aussage

Theoretisch könnte es sich bei den (angeblich) an Baku übergebenen JF-17 Block III auch um junge Gebrauchtflugzeuge handeln. Aber warum sollten die Pakistanis ihre gerade erst erhaltenen Top-Exemplare des einheimischen Musters nach so kurzer Zeit wieder abgeben, wo sie doch selbst nur wenige besitzen? Und hätte man dann in Baku nicht lieber die ersten eigenen JF-17 gezeigt, anstatt der pakistanischen?

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Lieferung "in naher Zukunft"?

Interessant ist, dass – einen Tag nach der Verlautbarung der aserbaidschanischen Präsidialverwaltung – das Militär in Pakistan bestätigte, dass Aserbaidschan einen Kaufvertrag für mehrere JF-17C Block III unterschrieben hat. Davon, dass erste Flugzeuge bereits geliefert seien, ist in der Erklärung jedoch nicht die Rede. Der Youtube-Kanal Military Coverage erklärte in einem Video, die Lieferungen an Aserbaidschan würden "in naher Zukunft" starten. Eine Anfrage der FLUG REVUE an die zuständigen Stellen mit der Bitte um Klärung des Sachverhalts blieb bislang unbeantwortet.

Wie viele JF-17 Aserbaidschans Luftwaffe aus Pakistan erhält und bis wann alle geliefert sein sollen, ist ebenfalls noch nicht offiziell bekannt. Angeblich soll es sich um (vorerst) zwölf Flugzeuge handeln, acht Block III-Einsitzer und vier Doppelsitzer. Als Kaufpreis wurde im Frühjahr 2024 eine Summe von 1,6 Milliarden US-Dollar genannt, die unter anderem auch Ausbildung und Munition für die JF-17 umfassen sollte. Für zwölf Einheiten der ausdrücklich als Günstig-Kampfjet vermarkteten JF-17 wäre das aber ein sehr stattlicher Preis, selbst wenn es um die Spitzenversion Block III geht. Passender wären für den Betrag wohl eher 24 Exemplare.

Was hat Aserbaidschan mit der JF-17 vor?

Aserbaidschan sieht die JF-17 Thunder mutmaßlich als designiertes Nachfolgemuster für seine einst aus diversen Quellen gebraucht erworbenen Mikojan-Gurewitsch MiG-29. Die JF-17C Block III besitzt ein modernes AESA-Radar sowie ein Helmdisplay, wird über Fly-by-Wire gesteuert und ist als veritables Mehrzweckkampfflugzeug konzipiert. In dieser Funktion kann sie ein breites Arsenal von Luft-Luft- und Luft-Boden-Bewaffnung mitführen. Die Jets aus dem pakistanischen Bestand sind biher mit je einem – aus Russland stammenden – RD-93-Turbofan ausgerüstet, der mit Nachbrenner bis zu 84,4 kN Schub liefert. Das RD-93 ist seinerseits eine Variante des Klimow RD-33, das die Aserbaidschaner gut aus der MiG-29 kennen. Geplant ist jedoch, künftige JF-17 auf das chinesische Guizhou WS-13-Triebwerk umzurüsten.