Die Rafale mit der Bordnummer 159, die am vergangenen Freitag im regnerischen Zagreb einschwebte, machte das Dutzend voll. Ab sofort kann Kroatiens Luftwaffe auf einen Gesamtbestand von zwölf Dassault Rafale F3R zurückgreifen – in Kroatien heißen sie C3R. Dabei handelt es sich um zwei Doppelsitzer Rafale B mit den Bordnummern 180 und 170 sowie zehn Einsitzer Rafale C (Bordnummer 150 bis 159). Alle zwölf Jets stammen aus Gebrauchtbeständen der französischen Luftwaffe, rollten zwischen 2005 und 2006 aus der Fabrik und wurden für ihren neuen Dienstherrn bei Dassault runderneuert und auf den neuen Standard aufgerüstet. Die ersten sechs Maschinen hatten die Kroaten bereits vor einem Jahr erhalten – um bis April 2025, wie vertraglich vorgesehen, die sechs restlichen Exemplare in Empfang zu nehmen.
Bei der kroatischen Luftwaffe ersetzt die Rafale die altgedienten Mikojan-Gurewitsch MiG-21bisD, die im Herbst 2024 endgültig vom Luftpolizeidienst abgezogen wurden und am 19. Dezember ihren letzten Flug absolvierten. Die verbliebenen MiGs werden aktuell in Zagreb auf ihren Ruhestand in diversen Museen des Landes vorbereitet. Fliegen könnten sie zwar zum Teil noch – aber sie dürfen es nicht mehr.

Kroatiens Rafales fliegen vom militärischen Teil des internationalen Flughafens von Zagreb - genau wie vor ihnen die MiG-21.
Noch nicht kampffähig
Bis die Rafales am kroatischen Himmel endgültig das Zepter der MiG-21 und den Schutz des Luftraums übernehmen, wird jedoch noch etwas Zeit ins Land ziehen. Denn die französischen Delta-Kampfjets können aktuell noch nicht scharf schießen – weil ihnen dazu die notwendigen Waffen fehlen. Zwar wurden in der Vergangenheit schon kroatische Rafales mit MICA-Luft-Luft-Raketen an den Flügelenden gesichtet. Dabei handelte es sich allerdings um Übungsraketen für Trainingszwecke, nicht um scharfe Exemplare. Auch lasergelenkte GBU-12-Bomben für Luft-Boden-Angriffe sollen, so heißt es aus Insiderkreisen, bislang nur in der Dummy-Version vorhanden sein. Weitere Details zum für die kroatischen Rafales vorgesehenen Waffenarsenal sowie zur weiteren Systemausstattung der Jets sind – abgesehen vom AESA-Radar Thales RBE2-AA im Bug – bislang nicht bekannt. Offiziell hieß es bislang nur, Kroatien habe ein "Basispaket an Luft-Luft-Lenkwaffen" erworben. Ob dazu beispielsweise auch die Langstreckenrakete Meteor zählt, ist unklar, aber wenig wahrscheinlich.
Klar ist derweil, dass die Rafales der Kroaten ihre vorläufige Einsatzbereitschaft nicht vor Ende dieses Jahres erreichen werden. Gerüchteweise heißt es gar, dass scharfe Lenkwaffen erst 2026 kommen sollen. Seit Spätherbst 2024 und bis auf Weiteres leisten daher Kroatiens NATO-Partner Ungarn (mit JAS-39 Gripen) und Italien (mit Eurofighter Typhoon) entsprechende Amtshilfe.