Stupide, freifallende Eisenbomben werden mithilfe eines einfachen Rüstsatzes zu lenkbaren Präzisionswaffen: Das "Gleit- und Korrekturmodul" UMPK, das Russland seit 2023 verstärkt im Ukraine-Krieg auf Bomben aller Größenordnungen montiert, stellt die ukrainische Flugabwehr vor anhaltende Probleme. Bis zu 40 Kilometer hinter der Frontlinie klinken die russischen Jagdbomber, vor allem die Suchoi Su-34, ihre provisorischen Gleitbomben aus. Von dort aus finden sie selbständig ins Ziel, das rund 60 Kilometer weit entfernt liegen kann – dank des Rüstsatzes mit Klappflügeln, V-Leitwerk und Trägheitsnavigation. Die Gleitbomben sind für die Ukrainer nur schwerlich abzufangen. Als größte Waffe dieses Typs setzen die Russen die FAB 3000 ein – mit einem Gewicht von 3.000 Kilogramm die schwerste Bombe ihrer Art weltweit.
In diese Dimensionen stießen die Ukrainer bislang nicht vor. Dennoch tauchten schon vor Monaten Bilder und Videos in den sozialen Netzwerken auf, die ukrainische Waffentests mit einem Gleitbomben-Rüstsatz dokumentierten, der dem russischen UMPK stark ähnelt. Damals fungierte eine Suchoi Su-24 als Träger, die verwendete Bombe wog laut dem ukrainischen Portal Defence UA 500 Kilogramm.
MiG-29 mit Gleitbombe
Nun hat die ukrainische Luftwaffe ihr Pendant der UMPK-Lenkbombe, das gemäß Defence UA den Namen KABU trägt und vom Konstruktionsbüro Medoid entwickelt wird, offenbar an die Mikojan-Gurewitsch MiG-29 migriert. Jedenfalls kursieren seit Wochenbeginn auf X (grobkörnige) Fotos einer ukrainischen MiG-29 – mit der entsprechenden Waffe unterm Flügel.
Nennenswerte Details zu dem Bild gibt es nicht, sodass nur spekuliert werden kann, ob die Ukrainer die KABU-Gleitbombe bereits im scharfen Einsatz verwenden oder immer noch "nur" erproben. Im Juni hatte Defence UA unter Berufung auf den Hersteller geschrieben, dass man bei den absolvierten Tests bereits Reichweiten von bis zu 60 Kilometern erlangt habe, diese aber noch auf bis zu 80 Kilometer ausdehnen wolle. Hierfür benötige man jedoch zusätzliche finanzielle Mittel.
Technik (auch) aus Frankreich
Das Portal Defence UA zitiert in seinem Beitrag vom 25. Juni einen Vertreter des Unternehmens Medoid, das Lenkbomben-Kit für die getestete 500-Kilogramm-Bombe sei "unsere eigene Entwicklung" und die Flügel ließen sich binnen weniger Minuten an der Bombe anbringen. "Das Navigationsmodul ist unser eigenes, aber jetzt haben wir beschlossen, eine Neuentwicklung eines der führenden französischen Unternehmen zu testen, um maximale Unverwundbarkeit und Stabilität unter den Bedingungen der elektronischen Kriegsführung zu gewährleisten", so der Medoid-Sprecher weiter. Es gebe jedoch "noch einige Details, die wir aus dem Ausland importieren müssen."
Günstige und effektive Waffe
Für die Ukraine brächten einsatzfähige Gleitbomben zweifellos einen großen Nutzen. Da das Konzept des Gleitsatzes technisch wenig komplex ist und die zur Verwendung kommenden Eisenbomben zudem günstig und in mutmaßlich großen Mengen vorhanden, ließe sich die KABU-Bombe in die unterschiedlichen Waffensysteme der Ukraine – von den Sowjet-Mustern Su-24, Su-25 und MiG-29 bis hin zu F-16 und Mirage 2000 aus dem Westen – mehr oder weniger problemlos integrieren breitgefächert einsetzen. Bislang existieren dazu allerdings noch keine Berichte, weder von ukrainischer noch von russischer Seite.