US-Spionageflugzeug fliegt letzten Einsatz - Aus für die Navy-Schnüffler

Navy-Schnüffler kehrt aus Mittlerem Osten zurück
US-Spionageflugzeug fliegt letzten Einsatz

Zuletzt aktualisiert am 11.11.2024

Der Staffelname kommt nicht von ungefähr: Die "World Watchers" der US Navy waren mit ihrem Spezialflugzeug auf dem ganzen Globus unterwegs. Die Lockheed EP-3E ARIES II der Fleet Air Reconnaissance Squadron (VQ) 1 diente zur Informationsgewinnung, Überwachung und signalerfassende Aufklärung (SIGINT). Dank zahlreicher Sensoren übermittelte sie die entsprechenden Lagedaten fast in Echtzeit an die entsprechenden Stellen.

EP-3E ARIES II Aufklärer der US Navy am Boden
US Navy

Variante der P-3 Orion

Ab Ende der 60er Jahre hatte die US Navy zwölf Orion-Seeaufklärer zur ARIES-Flugzeugen (Airborne Reconnaissance Integrated Electronic System) umrüsten lassen. Als Ersatz kamen in den 90er Jahren zunächst zwölf EP-3E ARIES II mit modernerer Ausrüstung ins Inventar.

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Rückkehr in die USA

Der letzte Einsatz des Musters erfolgte im Bereich der Fünften Flotte in der Region des Mittleren Ostens und endete am 29. Oktober. Aufgrund der aktuellen Situation hatte die Navy die Verlegung der zwei Aufklärer um 30 Tage verlängert. So landete die 159893 als letzte Maschine erst am 6. November wieder auf ihrer Heimatbasis NAS Whidbey Island im US-Bundesstaat Washington. Am 4. November war bereits die 161410 von ihrem letzten Kommando aus Souda Bay in die USA zurückgekehrt.

Unbemannter Ersatz

Die verbliebenen sechs Exemplare sollen der ursprünglichen Planung nach bis Ende des Jahres außer Dienst gehen und bei der 309th Aerospace Maintenance and Regeneration Group in Davis-Monthan eingelagert werden. Derzeit sind dort bereits zehn EP-3E abgestellt. Ende März 2025 ist dann die Deaktivierung der VQ-1 vorgesehen. Als ARIES-Ersatz will die US Navy die unbemannte MQ-4C Triton verwenden, und zwar von drei Standorten aus: Guam in Asien, Sigonella in Europa und einem nicht genannten Ort im Mittleren Osten. Außerdem lässt sich die Boeing P-8A Poseidon bei Bedarf mit einem Sensorbehälter ausstatten.

Northrop Grumman MQ-4C Triton landet in Sigonella.
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Zusammenstoß mit China-Jet

Weltweite Bekanntheit hatte die Sonder-Orion durch den Hainan-Vorfall im April 2001 erlangt. Auf einem Patrouillenflug fingen zwei J-8-Jäger der chinesischen Streitkräfte die EP-3E mit der Seriennummer 156511 ab. Dabei kollidierte ein Jet mit dem Navy-Flugzeug, dass dabei das komplette Radom verlor. Die J-8 stürzte ins Meer, der Pilot Oberstleutnant Wang Wei kam ums Leben. Mit viel Mühe konnte Lieutenant Shane Osborn seine Maschine in der Luft halten, aber eine Notlandung auf dem chinesischen Flugplatz Lingshui schien unausweichlich.

Daten zerstört mit Kaffee und Axt

Vorher versuchte die Crew allerdings, alle sensitiven Daten und Geräte an Bord zu zerstören. Da es dazu damals keine Vorschriften gab, improvisierte sie und kippte heißen Kaffee in die Computer und zerhackte Festplatten mit einer Axt. Schließlich landete Osborn ohne Genehmigung, da die chinesischen Stellen nicht auf seine Funksprüche reagierten. Anschließend wurden die 24 Besatzungsmitglieder interniert und ausgiebig verhört. Erst nach zehn Tagen kamen sie wieder frei.

Historischer Aufklärer im Museum

Die EP-3E blieb dagegen noch bis Juli in chinesischer Hand. Die Rückkehr erfolgte in zerlegtem Zustand. Zwei gecharterte Antonow An-124 brachten den Aufklärer schließlich in die USA, wo ihn Lockheed Martin und L3 wieder einsatzbereit machten. Im Oktober 2024 bekam das Flugzeug eine neue Heimat im Pima Air and Space Museum in Tucson, Arizona.