Das Jahr 2020 war für Boeing ein Desaster. Vor allem deshalb, weil man im zivilen Sektor durch 737 MAX-Grounding und Coronakrise nur 157 neue Jets an den Kunden bringen konnte – so wenige, wie zuletzt in den 70er-Jahren. Doch auch im Militärbereich lief es für Boeing 2020 nicht ganz rund. So lieferte der Hersteller vergangenes Jahr nur 14 Exemplare des neuen Tankers KC-46A an die US Air Force – und damit gerade halb so viele wie im Jahr davor.

Tanker mit Schwachpunkten
Nach wie vor hat das Pegasus-Programm mit Problemen zu kämpfen. Im Frühjahr 2020 etwa stellte die Air Force bei Testflügen "übermäßige Kraftstofflecks" fest, die zu einem exzessiven Spritverlust im Einsatz führten. David Goldfein, Stabschef der US Air Force, urteilte deshalb gegenüber dem US-Senat, er würde die KC-46A nur im absoluten Notfall als Tankflugzeug heranziehen – etwa dann, wenn es zu einem Krieg mit China oder Russland käme. Für ein Flugzeugprogramm, das antrat, um die veralteten KC-10 und KC-135 zu ersetzen, ein wenig schmeichelhaftes Statement.

Boeing verspricht "neue Fähigkeiten"
Das neue Jahr beginnt für Boeing und die KC-46 trotzdem mit einer guten Nachricht: Wie der Flugzeugbauer heute Morgen mitteilte, hat die US Air Force ein weiteres Los von zwölf Pegasus-Tankern bestellt. Den Auftragswert beziffert Boeing mit 1,7 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro). Insgesamt hat die US-Luftwaffe damit 79 KC-46A in Auftrag gegeben. 42 davon sind bereits ausgeliefert, das erste Exemplar ging im Januar 2019 an die Truppe. Für Boeing ist die jüngste Order der sechste Pegasus-Auftrag durch die US Air Force seit August 2016. Die Jets dieses Bauloses sollen die Schwachpunkte früherer Exemplare nach dem Willen des Herstellers möglichst hinter sich lassen: "Die KC-46 der nächsten Generation bietet der US-Luftwaffe und internationalen Kunden neue Fähigkeiten und operative Flexibilität", versprach Boeing.