Der Luftkrieg der Zukunft wird geprägt sein vom Zusammenspiel bemannter und unbemannter Flugzeuge. In diesem Szenario sind sich Entwickler aller Herren Länder einig. Auch das europäische Kampfjet-Programm FCAS fußt auf solchen Überlegungen – "Air Combat Cloud" lautet das Stichwort. Doch während FCAS als Hauptfaktor der "Combat Cloud" noch für viele Jahre Zukunftsmusik bleibt, stehen andere, bereits verfügbare Flugzeugmuster, schon mitten im Testprogramm für neue Aufgaben, die später einmal auf sie warten könnten.

Premiere vor der Ostseeküste
Der Airbus A400M ist eines dieser Flugzeugmuster. Der Militärtransporter fliegt in derzeit 39-facher Anzahl für die Bundeswehr, 53 Exemplare hat die Luftwaffe insgesamt bestellt. Die bereits ausgelieferten Maschinen sind zu Hause beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf – mit einer Ausnahme: Eine A400M hat die Luftwaffe nämlich an die WTD61 in Manching überstellt, "um das Fähigkeitsspektrum zu erproben", wie es von offizieller Stelle heißt. In dieser Rolle sorgte das Flugzeug vor Kurzem über der Ostsee für eine Premiere. Zum ersten Mal setzte die A400M am 15. November im Flug eine ferngesteuerte DT-25-Drohne ab, die im Anschluss daran in einen kontrollierten Eigenflug überging.
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Projekt "UAV Launcher"
Im Frühjahr 2021 berichtete die FLUG REVUE erstmals über das Projekt, die A400M als fliegende Startplattform für Drohnen zu erproben. Zu diesem Zweck entwickelte Airbus zusammen mit der Geradts GmbH aus Bremen, dem Stuttgarter Drohnenspezialisten SFL und dem DLR eine Träger- und Auswurfkonstruktion, die den Start unbemannter Fluggeräte, sogenannter UAVs, aus dem Hecktor einer fliegenden A400M ermöglichen sollte. Basierend auf einer Simulation des DLR, absolvierte der sogenannte "UAV Launcher" Anfang 2022 den ersten Praxistest. Allerdings vollführte die seinerzeit ausgesetzte Drohne in der Luft keine weiteren Manöver, sondern glitt "nur" an einem Fallschirm zu Boden.
Übergabe an Bodenstation
Dieses Mal gingen die Test-Ingenieure nahe des Truppenübungsplatzes Todendorf einen Schritt weiter. Per Seilzug schossen sie an Bord der A400M die DT-25 als "Remote Carrier" über die Heckrampe ins Freie. Danach kontrollierten sie die ersten Flugsekunden der Zieldarstellungsdrohne von einer speziellen Kontrollstation im Laderaum des Airbus-Transporters. Nach dem Start der drei Strahltriebwerke übergaben sie die Kontrolle des Remote Carriers an die Bodenstation in Todendorf – wo die Drohne schlussendlich sicher landete.

"Komplett neue Fähigkeit"
Testflugingenieur Christian R. von der WTD61 sprach im Vorfeld des Abwurfs von einer "komplexen Mission" und einer "komplett neuen Fähigkeit, die wir hier erproben" und für die es einer monatelangen Vorbereitung bedurft habe. Eine Sprecherin der Bundeswehr erklärte den Zusammenhang der Tests mit dem FCAS-Programm wie folgt: "FCAS soll aus bemannten Mehrzweckkampfflugzeugen, unbemannten Begleitflugzeugen sowie neuen Waffen- und Kommunikationssystemen bestehen. Transportflugzeuge wie die A400M fungieren als 'Kraftverstärker' und Reichweitenverlängerer für die Remote Carrier." Der geräumige Frachtraum der A400M soll eines Tages bis zu 40 Drohnen aufnehmen können.