Das Inventar der usbekischen Luftwaffe ist klar sowjetisch geprägt. MiG-29 und Su-27 bilden die Speerspitze, dazu kommen Su-25-Erdkämpfer sowie An-26 und Il-76 als Transporter. Bei den Hubschraubern dominieren die Mil-Muster Mi-8 und Mi-24/Mi-35. Doch die Maschinen, großteils nach dem Zusammenbruch der UdSSR in die neu gegründeten Streitkräfte integriert, sind ziemlich in die Jahre gekommen. Bei der Suche nach Ersatz schloss Usbekistan in jüngerer Vergangenheit bereits mehrfach Deals mit Airbus. So fliegen die Usbeken heute auch Airbus C295 als Transportflugzeuge und setzen auf die europäischen Drehflügler H125 und H215 Cougar.
Flirt mit Franzosen-Fighter
Insofern ist es nicht völlig überraschend, dass die Regierung in Taschkent auch in Sachen Kampfjets den Blick Richtung Europa richtet – und zwar über den großen Partner Russland hinweg, in den Westen des Kontinents. So bekundete Usbekistan bei einem Staatsbesuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Anfang November wohl ausdrücklich Interesse am Kauf des Kampfjets Rafale aus dem Hause Dassault. Das zumindest schreibt das französische Portal Intelligence Online und beruft sich auf Quellen in der französischen Regierung. Demnach geht es um den möglichen Kauf von 24 Rafales – die damit zum ersten nicht-russischen Kampfjet-Muster in den Reihen der usbekischen Luftwaffe avancieren würde.

Die Rafale ist Europas Kampfjet-Exportschlager. Einer der jüngsten Großkunden ist Indonesien, das bis zu 42 Rafales haben will.
Viele Rafale-Kunden
Allerdings ist fraglich, ob Dassault die gewünschten 24 Flugzeuge überhaupt in einem annehmbaren Zeitraum liefern könnte – schließlich ist der Backlog in den vergangenen Jahren dank Bestellungen aus zahlreichen Ländern stetig angewachsen. Allein die Vereinigten Arabischen Emirate bestellten Ende 2021 80 Rafales, aus Indonesien kam eine Order über insgesamt 42 Stück, und auch Großkunde Indien will nach seiner Entscheidung für die Rafale M als neues Trägerflugzeug (vorerst) 26 Exemplare nachbestellen. Dazu kommt die Produktion neuer Rafales der aktuellen Version F4 für die französische Luftwaffe, mit der ältere Maschinen ersetzt werden. Usbekistan müsste sich also in einer recht langen Schlange hinten einreihen.

Usbekistan ist, bzw. war auch am Kauf neuer Su-30SM aus Russland interessiert. Doch Lieferungen blieben bisher aus.
Auf Russland kein Verlass?
Ob demnächst tatsächlich eine Bestellung aus Taschkent auf dem Schreibtisch von Dassault-Chef Éric Trappier eintrudelt, bleibt also fraglich. Allerdings sind auch Fighter-Alternativen aus Russland wohl auf absehbare Zeit nicht so einfach zu bekommen. So verhandelte Usbekistan zuletzt mit Moskau über den Kauf einer unbekannten Anzahl neuer Su-30SM-Doppelsitzer. Die Verhandlungen brachten jedoch (bislang) keine Lieferungen zustande, obschon es bereits 2020 zu einem Vertragsschluss gekommen sein soll.
Der Gesamtzustand der alternden Fighter-Flotte der Usbeken scheint indessen nicht der beste. Die Su-27 etwa fliegen seit einiger Zeit gar nicht mehr. Von den insgesamt 38 usbekischen MiG-29 steht nur knapp die Hälfte noch im Einsatz, der Rest ist eingelagert und wird mutmaßlich als Teilespender vorgehalten. Wartung und Instandsetzung der fliegenden MiGs erfolgte zuletzt unter anderem in Belarus – eine 2019 in Moskau angefragte Modernisierung ist bis dato nicht erfolgt.