Die russische Luftwaffe ist der größte Nutzer der Antonow An-124. Der riesige Schwerlastfrachter, einst primär als Militärflugzeug entwickelt und gebaut, ist eine wichtige logistische Stütze für die Streitkräfte und kann im Einsatz bis zu 150 Tonnen Nutzlast transportieren. Etwa ein Dutzend An-124 fliegen mit dem roten Stern am Heck für das 566. Transportfliegerregiment aus Seshcha (Oblast Brjansk) und das 224. Transportgeschwader aus Migalowo (Oblast Twer). Das ist mehr als die Hälfte aller aktiven An-124 weltweit.
Einen dieser fliegenden Kolosse bekamen die Piloten zweier italienischer F-35A am 28. August über der Ostsee vors Visier. Die beiden Stealth-Kampfjets waren zuvor als Alarmrotte vom estnischen Fliegerhorst Ämari aus gestartet, um die An-124, die sich nach Angaben der NATO ohne Transpondersignal, Kommunikation und vorherige Anmeldung im internationalen Luftraum nahe der russischen Exklave Kaliningrad bewegte, zu identifizieren und ihren Flugweg zu überwachen. Dabei hielt einer der Italiener den speziellen "Formationsflug" seines Kameraden mit der russischen Antonow zu Dokumentationszwecken mit seiner Kamera fest.
Air Policing Baltikum
Wie die NATO im Nachgang ausführte, eskortierten die F-35A den russischen Schwertransporter auf seinem Weg durch den internationalen Luftraum, bis er das überwachte Gebiet wieder verlassen hatte. Anschließend kehrten die italienischen Tarnkappen-Kampfjets wieder zu ihrer Basis in Ämari zurück, wo die italienische Luftwaffe seit August insgesamt vier F-35A vom 32° Stormo "Armando Boetto" aus Amendola stationiert hat. Das Fighter-Quartett ist vor Ort im Rahmen der NATO-Mission "Baltic Eagle III" für den Schutz des Luftraums der baltischen Staaten und der NATO-Ostflanke zuständig und übernahm diese Aufgabe in Estland zuvor turnusgemäß von der portugiesischen Luftwaffe. Italien teilt sich den Luftpolizeidienst über dem Baltikum mit Eurofighter Typhoon aus Spanien und Saab JAS-39 Gripen aus Ungarn, die vom Fliegerhorst Šiauliai in Litauen operieren.
Häufige Treffen über der Ostsee
Begegnungen zwischen russischen Militärflugzeugen und den Alarmrotten der NATO sind in der Region nichts Besonderes und erfolgen im Regelfall nach den international gültigen Gepflogenheiten und ohne besondere Vorkommnisse. Meistens treffen die westlichen Kampfjets allerdings auf kleinere Muster, wie beispielsweise das "Spionageflugzeug" Iljuschin Il-20M. Rund zwei Wochen vor ihrer besonderen Begegnung mit der riesigen An-124 fingen italienische F-35A am 13. August bereits eine russische Suchoi Su-33 und eine Su-24 im internationalen Luftraum über der Ostsee ab.