Seit nunmehr 65 Jahren zählt der Langstreckenbomber Tupolew Tu-95 zu den wichtigsten Waffensystemen der russischen Luft- und Weltraumkräfte. Nun könnte er auf seine alten Tage eine neue Aufgabe zugeteilt bekommen. Die nämlich, im Einsatz mit einem unbemannten Kampfflugzeug im Verbund zu agieren. Von derlei Tests berichtete die Nachrichtenagentur Tass in einem Beitrag vom 23. Dezember 2020. "Vor kurzem wurden Flugversuche durchgeführt, um die Interaktion zwischen einer Tu-95MS und einer Drohne zu üben", zitiert die Agentur dort einen Insider. Die Besatzung des Bombers habe dabei vom Cockpit aus die Drohne gesteuert. Dass es sich bei besagter Drohne um die S-70 Ochotnik handelte, wollte die anonyme Quelle weder bestätigen noch dementieren – zuvor jedoch war die S-70 bereits mehrfach als "loyal wingman" im Verbund mit dem Stealth-Fighter Su-57 unterwegs gewesen.

Bomben treffen "mit hoher Präzision"
Bestätigt ist indes, dass die S-70 im Rahmen der Erprobung erstmals Bodenziele angriff. Bei Tests in der Region Astrachan im Südwesten Russlands habe die Ochotnik aus ihrem internen Waffenschacht ungelenkte 500-Kilogramm-Bomben abgeworfen, schreibt die Agentur RIA Novosti in einem Bericht vom Dienstag. Aus dem militärisch-industriellen Komplex hieß es dazu, das anvisierte Ziel sei "mit hoher Präzision getroffen" worden. Das von der Ochotnik verwendete Ziel- und Navigationssystem ermögliche es, frei fallende Munition mit einer Genauigkeit zu verwenden, die der von hochpräzisen geführten Waffen nahekomme. Die Stealth-Drohne sei in der Lage, bodengestützte stationäre sowie "begrenzt mobile" Ziele mit zuvor bekannten Koordinaten autonom zu treffen – auch dann, wenn die Zieleingabe erst im Flug erfolge.
Raketentests als nächste Stufe?
Im Jahr 2021 dürften die Flug- und Waffentests mit der S-70 weiter ausgedehnt werden. So erwarten Beobachter auch die ersten Abschüsse von Luft-Luft-Raketen durch die Kampfdrohne. Ende 2020 hatte die Ochotnik bereits Raketen mit aktivem Suchkopf im Flug mitgeführt. Allerdings handelte es sich dabei noch "kastrierte" Exemplare, ohne Sprengkopf und Antrieb. Das russische Verteidigungsministerium geht nach wie vor davon aus, dass die Drohne zwischen 2024 und 2025 ihre Serienreife erlangt.