Im Notfall soll er Leben retten – doch dafür muss er hundertprozentig korrekt funktionieren: Der Schleudersitz, auf dem sie Platz nehmen, ist für Piloten die Lebensversicherung im Kampfjet-Cockpit. Die Jets der Luftwaffe, Eurofighter und Tornado, besitzen – wie zahllose andere Muster weltweit – Gestühl der britischen Firma Martin Baker. Martin Baker ist Pionier und Weltmarktführer, wenn es um Schleudersitze geht – und berühmt für höchste Qualität.

Nur noch notwendige Flüge
Dennoch sind es jetzt eben diese Martin Baker-Schleudersitze, die Deutschlands Kampfpiloten vorerst an den Boden fesseln. Denn die Luftwaffe hat gestern mit sofortiger Wirkung alle Kampfjet-Trainingsflüge gestoppt. Diese Flugpause gilt nach wie vor – und bis auf Weiteres. Der Grund: Es sei derzeit nicht sicher, ob die in den Sitzen verbauten Auslöserkartuschen korrekt befüllt wurden. Eine sichere Funktion der Schleudersitze könne daher nicht garantiert werden. Bis die Sachlage zweifelsfrei geklärt ist, sollen deutsche Kampfjets nur noch fliegen, wenn es unbedingt notwendig ist. Heißt konkret: Einsätze zur Luftraumsicherung und Bündnisverpflichtungen an der NATO-Ostflanke sind von der Anweisung ausgenommen.
Sitze werden überprüft
Die Meldung über die möglichen Probleme mit den Auslöserkartuschen kam nach Bundeswehr-Angaben direkt vom Hersteller Martin Baker. Man gehe davon aus, dass 20 Prozent der Kartuschen fehlerhaft seien, hieß es weiter. Um die betroffenen Sitze zu identifizieren, müssen nun sämtliche Tornados und Eurofighter überprüft werden. Das betrifft bei der Luftwaffe insgesamt rund 230 Flugzeuge. Nach Informationen des Militär-Portals "Augen geradeaus!" haben neben Deutschland auch weitere Eurofighter-Nutzer in Europa ähnliche Vorkehrungen getroffen.