Stealth Fighter für Deutschland
Bekommt die Luftwaffe nun doch F-35?

Eigentlich war alles klar: neue Eurofighter und die Boeing Super Hornet sollten die alternden Tornados der Luftwaffe ersetzen. Der Stealth-Kampfjet F-35 war aus dem Rennen. Mit der neuen Regierung aber wendet sich das Blatt – und die F-35 ist wieder im Geschäft.

Lockheed Martin F-35A mit Bremsfallschirm.
Foto: via VBS

Eines ist bereits klar: Das Standard-Kampfflugzeug des Westens für die kommenden Jahrzehnte kommt von Lockheed Martin. Die F-35 hat in den zurückliegenden Monaten und Jahren beinahe jede Ausscheidung gewonnen – und zwar nicht nur in NATO-Staaten. Zuletzt siegte der Stealth Fighter in der Schweiz und in Finnland, in Europa steht die F-35 bereits jetzt in Großbritannien, Italien, den Niederlanden und in Norwegen im Einsatz. Belgien, Dänemark und Polen werden in naher Zukunft folgen.

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Nur in Deutschland, so schien es, war der Tarnkappenjet bei der Wahl eines Tornado-Nachfolgers keine Option. Die Große Koalition jedenfalls hatte eine Beschaffung der F-35 bereits 2019 ausgeschlossen – und sich im Jahr darauf schließlich für den Kauf neuer Eurofighter und der Boeing F/A-18 Super Hornet ausgesprochen, inklusive 15 Maschinen der Spezialversion EA-18G Growler für die elektronische Kampfführung.

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Boeing EA-18G Growler und F-18F Super Hornet im Angebot für die Luftwaffe.
Boeing
F/A-18F und EA-18G waren eigentlich fast schon sicher gesetzt für die Tornado-Nachfolge. Doch nun könnte Hersteller Boeing doch noch das Nachsehen haben.

Neue Regierung, neue Chance

Doch während Boeing in Deutschland schon fleißig auf der Suche nach Industriepartnern ist, scheinen sich die Dinge nun plötzlich doch noch einmal zu verschieben. Zumindest schreibt das die Nachrichtenagentur Reuters und bezieht sich dabei auf Insider aus dem Verteidigungsministerium. Dort ist die F-35 nun wohl doch wieder eine Option – und scheint im Kabinett Scholz sogar neuer Favorit zu sein. Ein möglicher F-35-Kauf sei "wieder auf dem Tisch" zitiert Reuters eine Quelle, auch wenn eine schnelle Entscheidung eher nicht zu erwarten sei. Die Regierung selbst äußerte sich bislang nicht, auch aus den USA gab es keine Stellungnahme. Die Tendenz spricht nach Meinung aller drei im Reuters-Bericht erwähnten Insider aber recht deutlich für die F-35.

F-35A der königlich niederländischen Luftstreitkräfte.
KLu
Die F-35A setzte sich jüngst in Finnland und der Schweiz durch. In den Niederlanden (Foto) ersetzt sie die F-16.

F-35 "eine gute Lösung"

Aus Kreisen der Ampelparteien waren in den vergangenen Wochen bereits werbende Töne für den Tarnkappenjet zu hören gewesen. So erklärte die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann gegenüber der Tageszeitung "Welt", sie halte die F-35 "für eine gute Lösung, wenn wir gleichzeitig den Eurofighter mit Blick auf das deutsch-französische Projekt eines Kampfflugzeugs der Zukunft weiterentwickeln." Der Eurofighter könnte dann für die elektronische Kampfführung herangezogen werden – eine Aufgabe, die bislang ebenfalls von den Tornados übernommen wird.

Insbesondere in Frankreich wird man die anstehende Entscheidung Deutschlands für oder gegen die F-35 mit Argwohn verfolgen – könnte der Kauf des Stealth Fighters doch die gemeinsamen Bemühungen um das künftige Kampfflugzeug FCAS deutlich abbremsen. Schließlich wäre die F-35 als Kampfjet der fünften Generation deutlich mehr als eine Brückenlösung für die nukleare Teilhabe und könnte weit über 2040 hinaus im Dienst bleiben.

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