In seinem Fazit zum jüngsten Schusstest der Stealth-Kampfdrohne Kizilelma überschlägt sich Drohnenspezialist Baykar Technologies beinahe mit Superlativen: "einen weiteren beispiellosen Erfolg" habe man mit dem Abschuss einer Zieldrohne durch den Kizilelma-Prototyp erzielt. Die von der Kizilelma abgefeuerte Rakete sei "mit absoluter Präzision" ins Ziel geflogen. Und überhaupt habe man mit diesem denkwürdigen Testflug Historisches geleistet: "Dieser Test war der erste in der Geschichte der Luftfahrt, bei dem ein unbemannter Kampfjet ein mit einem Düsentriebwerk angetriebenes Luftziel mit einer BVR-Luft-Luft-Rakete (Beyond Visual Range) erfolgreich zerstörte", bilanziert Baykar in einer Pressemitteilung.
Tatsächlich hat das Istanbuler Unternehmen damit nicht ganz unrecht: Der Kizilelma-Waffentest, der am 28. November über dem Schwarzen Meer vor der Küste der Provinz Sinop über die Bühne ging, öffnet die Tür zu einem neuen Kapitel der Luftkriegsführung. Zwar sind international auch andere Kampfdrohnen in der Lage, Luft-Luft-Raketen auf gegnerische Ziele abzufeuern. So kann etwa die US-amerikanische MQ-9 Reaper mit Sidewinder-Raketen operieren.
Nie zuvor allerdings gab es bislang weltweit ein Szenario, bei dem eine Kampfdrohne – unter Nutzung ihres eigenen Radars – eine radargelenkte Rakete auf ein außerhalb der Sichtweite operierendes Ziel abfeuerte.
Drohne, Radar, Rakete: alles türkisch
Die Kizilelma habe mithilfe ihres bordeigenen AESA-Radars MURAD 100-A vom türkischen Hersteller Aselsan die zuvor in die Luft geschickte, strahlgetriebene Zieldrohne erkannt, identifiziert, verfolgt und anvisiert. "Sobald das Radar das Ziel präzise markiert hatte, feuerte Kizilelma eine von Tübitak SAGE entwickelte Gökdogan BVR-Luft-Luft-Rakete (...) ab", führt Baykar Technologies aus. "Die einheimische Rakete traf das strahlgetriebene Ziel mit absoluter Genauigkeit."
Für die gesamte Kette der Angriffsmission sei ausschließlich türkische Technik zum Einsatz gelangt – was laut Baykar eine weitere Premiere darstellt.

Im Verbund mit fünf F-16-Doppelsitzern flog die Kizilelma-Drohne über dem Schwarzen Meer.
Im Verbund mit fünf F-16
Während der Einsatzmission operierte der Kizilelma-Prototyp außerdem mit fünf F-16-Doppelsitzern der türkischen Luftwaffe, die auf dem Fliegerhorst Merzifon gestartet waren, im Formationsflug. Eine Bayraktar Akinci-Aufklärungsdrohne hielt den historischen Verbund bemannter und unbemannter Kampfjets für die Nachwelt fest. In einer der F-16 flog nach Unternehmensangaben der Baykar-Gründer und-Chef Selçuk Bayraktar mit. Auf den hinteren Sitzen der vier weiteren F-16 hatten demzufolge Luftwaffen-Kommandeur General Ziya Cemal Kadıoğlu, Stabschef General Rafet Dalkıran sowie die Direktoren von Aselsan, Tübitak SAGE und Roketsan, Ahmet Akyol, Kemal Topalömer und Murat İkinci, Platz genommen.
Die illustre Zusammenstellung des teilnehmenden Personals unterstreicht den herausragenden Stellenwert, den die türkische Verteidigungsindustrie dem scharfen Schusstest beimaß.

Baykar-Chef Selçuk Bayraktar flog auf dem Rücksitz in einer der fünf F-16 mit, um "seine" Kampfdrohne in Aktion zu sehen.
Kizilelma für den "Luftkampf der Zukunft"
Das historische Ereignis lieferte laut Baykar auch einen Fingerzeig darauf, "wie die Luftkampfkonzepte der Zukunft Gestalt annehmen." Mit einem im Vergleich zu den meisten bemannten Kampfflugzeugen deutlich geringeren Radarquerschnitt und dank ihrer fortschrittlichen Bordsensoren könne die Bayraktar Kizilelma feindliche Flugzeuge "aus sehr großer Entfernung" erkennen, bevor sie selbst von ihnen entdeckt werde. "Mit diesem neuen Konzept – sehen, ohne gesehen zu werden, zuschlagen, ohne getroffen zu werden – wird die Bayraktar Kizilema zu einer Plattform, die entscheidende Überlegenheit im Luftkampf bietet'", prophezeit der Hersteller aus Istanbul.





