Die schwedischen Streitkräfte haben am gestrigen Montag offiziell ihre ersten beiden Kampfflugzeuge vom Typ Saab Gripen E übernommen. Bei einer feierlichen Zeremonie auf dem Luftwaffenstützpunkt Skaraborg wurden die Flugzeuge übergeben.
An der Übergabe nahm auch Verteidigungsminister Pål Jonson teil, der den Tag als "wichtigen Meilenstein für die Luftwaffe und die schwedische Verteidigung" bezeichnete. Auf der Plattform X betonte Jonson die technologische Überlegenheit des neuen Jets: "Die Gripen E verkörpert Schwedens technologischen Vorsprung. Es handelt sich um ein hochmodernes Kampfflugzeug, das in nahezu jeder Hinsicht völlig neu konzipiert wurde."
Besonders hob der Minister die fortschrittlichen Systeme zur elektronischen Kampfführung hervor. Dort spielt Saab ganz vorne mit. Die Gripen E wird derzeit mit KI-Funktionen getestet, die bereits international auf Interesse stoßen.
Die vom deutschen Unternehmen Helsing entwickelte KI "Centaur" übernahm dabei die Kontrolle über das einmotorige Kampfflugzeug und führte komplexe Manöver in simulierten Luftkämpfen außer Sichtweite durch. Der menschliche Pilot griff nur noch zum Abfeuern der Waffen ein – auf Anweisung der KI. Zwischen Mai und Juni dieses Jahres fanden drei Testflüge statt, darunter ein Luftkampf gegen eine Gripen D über der Ostsee.
Bedeutender Schritt bei der Modernisierung der Luftstreitkräfte
Die Gripen E ist gegenüber der Vorgängerversion deutlich leistungsfähiger: Sie verfügt über mehr Waffenstationen, ein stärkeres Triebwerk (98 kN statt 80 kN), 1.400 Liter zusätzlichen Treibstoff für größere Reichweite, ein modernes AESA-Radar und eine komplett neue Avionik. Diese Verbesserungen sollen Schwedens Kampfjet für die kommenden Jahrzehnte wettbewerbsfähig halten.
Nicht nur zu Hause ein Erfolg
Nicht nur die schwedische Luftwaffe ist an den heimischen Jets interessiert. Unter anderem wollen Kolumbien, Peru und Thailand die Gripen kaufen – ganz sicher sind die Deals allerdings noch nicht.
Thailand kündigte im September an, zwölf Flugzeuge des Typs Gripen E/F erwerben zu wollen. Eine Abstimmung durch das Parlament über die Beschaffung steht noch aus. Phuket hat bereits seit 2011 schwedische Jets im Bestand, Gripen C und D.
In Ungarn sind derzeit 14 der schwedischen Kampfflugzeuge (Typ C/D) im Einsatz, weitere vier sollen im kommenden Jahr folgen. Auch die Regierung in Budapest interessiert sich nach Angaben von Saab für die neuen Gripen E.
Im Konkurrenzkampf mit den USA und der F-35
Da die brasilianische Industrie maßgeblich am Bau der neuen Gripen-Generation beteiligt ist, nutzen auch die Luftstreitkräfte des südamerikanischen Landes die europäischen Flugzeuge. 2023 begann die Endmontage der ersten von vorerst 15 Gripen E bei Embraer in Brasilien. Insgesamt hat die brasilianische Luftwaffe 36 Super-Gripen bestellt, 28 Einsitzer Gripen E und acht Doppelsitzer Gripen F.
Auf dem Exportmarkt steht die Saab Gripen E in starker Konkurrenz zum Stealth-Kampfjet F-35 Lightning II von Lockheed Martin in den USA. Mehrfach trafen die beiden Muster bei Ausscheidungen in den vergangenen jahren aufeinander. Auf dem Papier ist die Gripen E nicht nur schneller und wendiger, sondern auch günstiger in Anschaffung und Betrieb. Trotzdem verzeichnet Lockheed Martin international deutlich bessere Absatzzahlen für die F-35. Das liegt einerseits an der fortschrittlichen Technik der F-35, etwa ihrer überlegenen Tarnkappen-Technologie. Allerdings spielen bei der Beschaffung auch die Lobby der USA und der weltpolitische Einfluss der Nordamerikaner eine große Rolle. Saab-Chef Micael Johansson äußerte sich 2022 recht genervt über die Wettbewerbssituation auf dem internationalen Markt. "Es ist extrem frustrierend", erklärte er gegenüber Reportern.
Das Problem liege nicht am Gripen-Produkt selbst, das das Unternehmen entwickelt und produziert habe. "Wenn es ein völlig ausgeglichenes Spielfeld gäbe, bei dem es nicht um Sicherheitspolitik und andere Bereiche ginge, dann wären wir deutlich erfolgreicher", so Johansson. In vielen Ländern sei der Einfluss der USA enorm. "Gegen sie anzutreten ist nicht einfach", räumte der Saab-Chef ein.
In den vergangenen Jahren hat sich Johanssons Prognose bestätigt: Zuletzt hatten sich Kanada und Tschechien für den US-Fighter F-35 entschieden – wenngleich die Tür für die Gripen E zumindest in Kanada noch nicht komplett geschlossen scheint. Auch Schwedens Nachbarland Finnland entschied sich letztlich für das Produkt aus dem Hause Lockheed Martin.