Super Hercules für die Türkei aus zweiter Hand: gebrauchte britische C-130J

Gebrauchte britische C-130J
Super Hercules für die Türkei aus zweiter Hand

ArtikeldatumVeröffentlicht am 17.10.2025
Als Favorit speichern

Ist damit der angedachte Ausbau der türkischen A400M-Flotte vom Tisch? Dazu hat man sich in Ankara bislang nicht ausdrücklich festgelegt. Doch die zwölf C-130J, die die Türkei aus Großbritannien erwirbt, lassen den möglichen Kauf weiterer Airbus-Transporter zumindest weniger dringlich erscheinen. Das britische Dutzend Super Hercules, von der Royal Air Force schon 2023 aus Budgetgründen aufs Abstellgleis gestellt, wird die Möglichkeiten der türkischen Transportflieger jedenfalls merklich erweitern – während die Briten ihre Ladenhüter los sind, die sie lange Zeit erfolglos auf dem Weltmarkt angeboten hatten.

Großbritannien war einst Erstkunde für die grundlegend modernisierte Super Hercules. Zuletzt besaß die Royal Air Force insgesamt 15 C-130J, allesamt fabrikneu bestellt bei Lockheed Martin und ab 1999 ausgeliefert. Zwei Exemplare sind Vertreter der (kurzen) Standardrumpf-Version (in Großbritannien als C5 geführt), die satte Mehrheit von 13 Stück fällt jedoch auf die verlängerte Hercules-Variante C-130J-30 (C4). Die Türkei hat es ausschließlich auf die C4-Maschinen mit langem Rumpf abgesehen, dank dem sie im Frachtraum zwei zusätzliche Paletten Nutzlast aufnehmen kann.

Empfohlener redaktioneller Inhalt
Social Icon X

Umfangreiche Wartung in Cambridge

Wann die türkische Luftwaffe mit der Übergabe der ersten Second-Hand-Super-Hercules rechnen kann, ist bislang nicht bekannt. Die seit zwei Jahren stillgelegten Flugzeuge sind aktuell in Cambridge eingelagert und müssen zunächst fachgerecht ausgemottet werden. Das britische Verteidigungsministerium ließ zudem über einen Sprecher ausrichten, dass man "ein privates Unternehmen" engagiert habe, um die Flugzeuge "im Rahmen einer Vereinbarung mit der Türkei zu warten und zu modernisieren." Mit dem "privaten Unternehmen" ist höchstwahrscheinlich die Firma Marshall Aerospace gemeint, auf deren Firmengelände in Cambridge die britischen C-130J bereits geparkt sind. Im Jahresbericht für das Geschäftsjahr 2024 hatte Marshall nach Angaben des britischen Portals Flight Global vermerkt, dass ein voraussichtlicher Vertrag zur Wiederinbetriebnahme der C-130J – einschließlich des Einbaus neuer Tragflächen-Mittelkästen in fünf der Flugzeuge – einen Wert von über 200 Millionen Pfund (230 Millionen Euro) umfasse. Die Arbeiten sind demnach für einen Zeitraum von vier Jahren geplant – ob tatsächlich schon damit begonnen wurde, ist unklar.

Paratroopers conduct joint exercise in Jordan in support of Carrier Strike Group
Crown Copyright (Royal Air Force)

Die Türkei und die C-130 Hercules

Die türkische Luftwaffe betreibt seit vielen Jahren bereits C-130 der älteren Versionen C-130B und C-130E. Etwa 17 Exemplare sind derzeit am Flughafen Kayseri im Einsatz. Ein Großteil der Bestandsflotte hat im Rahmen einer umfassenden Frischekur von Turkish Aerospace Industries (TAI) bereits neue Avionik und strukturelle Maßnahmen zur Verlängerung der Lebensdauer erhalten. Mit den britischen C-130J werden die Türken ihre Hercules-Flotte infolgedessen wohl eher vergrößern, anstatt die älteren Exemplare zu ersetzen.

Die C-130J Super Hercules ist die mit Abstand fortschrittlichste Variante des US-amerikanischen Transporter-Bestsellers. Sie besitzt neue, leistungsstärkere AE2100D3-Triebwerke von Rolls-Royce (ehemals Allison) mit FADEC und Sechsblatt-Propellern. Ein Glascockpit und Head-up-Displays für beide Piloten sind Standard. Darüber hinaus punktet die C-130J, die erstmals am 5. April 1996 abhob, mit höherer Reichweite und einer auf 650 km/h gesteigerten Höchstgeschwindigkeit.