Es wäre die Auferstehung einer Legende: Die englische Luftfahrt-Webseite UK Aviation meldet, dass das Unternehmen Kepler Aerospace eine der letzten erhaltenen Vickers VC10 wieder in die Luft bringen will – sieben Jahre nach dem letzten Flug einer VC10 am 25. September 2013. Kepler soll die VC10 mit der Kennung ZA150 vom bisherigen Eigentümer, dem Brooklands Museum in Dunsfold, abgekauft haben, um den Vierstrahler in Zukunft als Tanker einzusetzen. In dieser Rolle diente die Maschine bereits bis zu ihrem Renteneintritt bei der Royal Air Force (RAF).

Letzte je gebaute VC10
Die ZA150 ist eine jener VC10, die in der Vergangenheit von privaten Fangruppen in einem funktionsfähigen Zustand gehalten wurden. Sie hat ihr Zuhause auf dem Dunsfold Aerodrome südwestlich von London und kann aus eigener Kraft rollen – unter dem markerschütternden Geheul ihrer vier am Heck montierten Rolls-Royce Conway-Turbofans. Zugleich ist die ZA150 die letzte je gebaute VC10. Ihren Erstflug hatte sie im Jahr 1970. Zunächst ging sie danach als 5H-MOG an East African Airways und wurde 1978 schließlich für die RAF zum Tankflugzeug umgebaut. Bedenkt man, dass die Boeing KC-135 der US Air Force zum Teil mehr als 60 Jahre auf dem Buckel haben, ist die ZA150 an sich noch lange kein Fall fürs Altmetall.
Kepler soll auch Simulatoren gekauft haben
Wäre es also tatsächlich möglich, die verblichene Legende der britischen Luftffahrt wieder fliegen zu lassen? Zumindest scheint es Kepler Aerospace mit dem Vorhaben relativ ernst zu meinen. UK Aviation meldet, dass die US-Firma über das britische Wartungsunternehmen GJD Services Ltd. nicht nur das Flugzeug selbst vom Brooklands Museum erworben hat. Zwei VC10-Simulatoren, die im Museumsarchiv eingelagert sind, sollen ebenso Teil des Deals sein. Darüber hinaus kursieren unter britischen Luftfahrtfans Gerüchte, dass Kepler Aerospace auch die beiden VC10 aus Bruntingthorpe haben möchte. Diese beiden Jets, von denen zumindest eine ebenfalls voll funktionsfähig ist, dämmern derzeit einer ungewissen Zukunft entgegen, weil der neue Eigentümer ihres Heimatstandorts keine Flugzeuge mehr auf dem Gelände haben möchte. Formaler Eigentümer der Maschinen ist ebenfalls GJD Services.

Bruntingthorpe-VC10 Teil des Deals?
Eine Spendenaktion der VC10 Preservation Group , die sich um die Flugzeuge kümmert, und die damit die Verlegung der Jets an einen anderen Ort finanzieren wollte, hatte keinen Erfolg und wurde inzwischen gestoppt. Ein Faktum, das die Gerüchteküche weiter anheizt, zumal durch den Erwerb der beiden Bruntingthorpe-VC10 auch die Versorgung der ZA150 mit Ersatzteilen zumindest fürs Erste gesichert wäre. Die VC10 Preservation Group hatte in der Vergangenheit bereits betont, einen beträchtlichen Vorrat an Ersatzteilen für die VC10 und deren Conway-Triebwerke zu besitzen.

Ähnlicher Deal mit RAF-TriStars schlug fehl
Es könnte am Ende also wirklich alles zusammenpassen – nicht auszuschließen deshalb, dass tatsächlich bald wieder eine reaktivierte VC10 in den Himmel steigt. Allerdings gab es vor drei Jahren bereits ähnliche Bestrebungen, sechs von der Royal Air Force ausgemusterte Lockheed TriStar in den USA als Tanker weiterzubetreiben. Das Vorhaben verlief im Sande, bis zum heutigen Tag war keine der auserwählten TriStars in der Luft. Darauf wetten, dass es mit der VC10 besser laufen wird, sollte man also eher nicht. Die beteiligten Parteien haben bislang nicht auf Nachfragen der FLUG REVUE geantwortet.