Einstrahlig, mit Stealth-Eigenschaften und KI im Cockpit, dafür ohne Höhenleitwerk: So zeigt sich Russlands neueste Kampfjet-Entwicklung "The Checkmate" seit heute auf dem MAKS-Gelände in Schukowski dem Publikum. Dem Vernehmen nach soll es sich dabei um den echten, allerdings noch nicht fertiggestellten Prototyp handeln. Im Vorfeld hatte Rostec, der Überbau aller staatlicher Rüstungsfirmen in Russland, mit einer gewitzten Kampagne weltweit die Neugierde auf das Projekt angeheizt. Russlands Präsident Wladimir Putin war am Denstagmittag der Erste, für den sich vor Ort in der speziell gebrandeten Messehalle der Schleier lüftete. Gestern Abend ließ Suchoi vor Ort für Pressevertreter und geladene Gäste, sowie virtuell auch per Livestream offiziell die Hüllen fallen. Die restlichen Messebesucher können seit heute einen Blick auf "The Checkmate" werfen.
Einmotorig, leicht, exportorientiert
Für die ersten technischen Details sorgte Juri Sljusar, Präsident der Flugzeugbau-Holding UAC (United Aircraft Corporation), zu der Suchoi gehört. Gegenüber Präsident Putin gab Sljusar zu Protokoll, "The Checkmate" werde im Flug Mach 1,8 erreichen, 2.800 Kilometer weit fliegen und 7.400 Kilogramm Waffen tragen können. Seinen Worten nach umfasst das mögliche Auftragsportfolio rund 300 Flugzeuge – was zugleich den Eindruck unterstreicht, dass die Russen "The Checkmate" verstärkt im Ausland an den Mann bringen möchten. Darauf hatte bereits die betont international gehaltene PR-Kampagne im Vorfeld der Präsentation hingedeutet. Hauptabsatzmärkte sollen laut UAC Afrika, Indien und Vietnam sein. Der sehr optimistisch angesetzte Stückpreis liegt bei rund 30 Millionen US-Dollar.
UAC nennt den Fighter auch LTS (Ljogki taktitscheski samoljot, leichtes taktisches Kampfflugzeug) und spricht von einem "leichten einmotorigen Jagdflugzeug der fünften Generation, das in Russland noch keine Entsprechung hat." Letzteres trifft allein schon wegen der Zahl der Triebwerke zu: Die letzten Kampfjets der Russen, die einmotorig an den Start gingen, waren die MiG-23, deren Derivat MiG-27 sowie die Suchoi Su-22. Moderne russische Fighter besitzen allesamt zwei Triebwerke.
Selbstverständlich Stealth
Nichtsdestotrotz attestiert UAC dem neuen Jet "eine hohe Flugleistung" unter allen klimatischen Bedingungen. Als Antrieb für "The Checkmate" könnten die Russen deshalb das Produkt 30 vorsehen – jenen Turbofan von NPO Saturn, der möglichst bald auch in den Top-Fighter Su-57 Einzug halten soll und der mit Nachbrenner 168 kN leistet. Luft zum Atmen erhält das Triebwerk beim LTS durch einen großen, nach vorn gepfeilten Lufteinlauf unterm Kinn des Flugzeugs, der sich bis auf halbe Höhe über die Rumpfseiten weiterzieht. Seine Waffen führt "The Checkmate" selbstverständlich intern mit, außerdem gibt es eine Bordkanone. Das gesamte Design zielt auf eine geringe Radarsichtbarkeit ab. Im Cockpit sollen "Supercomputer-Technologien", gepaart mit "bewährten Lösungen" dem Piloten die Arbeit erleichtern, erklärt UAC weiter. Ein AESA-Radar ist natürlich ebenso Standard, wie ein Panorama-Display für den Piloten, ähnlich dem der F-35 von Lockheed Martin. Auch Instrumente zur elektronischen Kampfführung sollen mit an Bord sein.
Auch als Drohne nutzbar
Gegenüber Präsident Putin sprach UAC-Chef Sljusar ferner davon, dass "The Checkmate" als "multifunktionale Plattform einer neuen Generation" gedacht sei, die sich besonders durch "niedrige Betriebskosten und breite Kampffähigkeiten" auszeichne. Automatische Diagnosesysteme sollen den Wartungsaufwand gering halten. Michail Strelets, Chefentwickler bei Suchoi, wies bei der Präsentation in Schukowski auf die "offene Architektur" des Flugzeuges hin. Diese ermögliche es, ihn bei Bedarf in einen Zweisitzer oder in eine unbemannte Drohne umzuwandeln.

Erstflug übernächstes Jahr?
Den Jungfernflug des ersten, einsitzigen Prototypen plant UAC offenbar schon für 2023. In den beiden folgenden Jahren sollen weitere Testflugzeuge entstehen. 2026, so hieß es, sei mit den ersten (Vor-)Serienflugzeugen zu rechnen. Das ist, wenn man das Tempo der russischen Luftfahrtindustrie bei anderen Projekten der jüngeren Vergangenheit und Gegenwart betrachtet, recht ambitioniert. Es könnte allerdings auch heißen, dass das Projekt hinter verschlossenen Toren schon weiter vorangeschritten ist, als bislang erwartet.