Der Stolz der türkischen Rüstungsindustrie zeigt sich erstmals im Freien – und das sogar noch vor dem offiziellen Enthüllungstermin, der für Samstag, den 18. März anberaumt ist. Fotos, die aktuell auf Twitter kursieren, zeigen den ersten in der Türkei entwickelten Kampfjet MMU, wie er – angetrieben von seinen beiden General Electric F110-Turbofans – über den Taxiway eines nicht näher identifizierten Flugplatzes rollt. Vermutlich handelt es sich dabei um den Fliegerhorst Mürted, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Ankara, den Hersteller Turkish Aerospace Industries (TAI) seit geraumer Zeit als Werksflugplatz nutzt. Von hier aus wird der türkische Stealth-Fighter aller Voraussicht nach auch irgendwann zu seinem Erstflug abheben – und damit für die Türkei endgültig das Tor zu einer neuen Ära in der Luftfahrt aufstoßen.
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Beachtliches Tempo
Einen konkreten Termin für den Jungfernflug des Prototyps, dessen Kürzel MMU in der deutschen Übersetzung "nationales Kampfflugzeug" bedeutet, gibt es noch nicht. Dem Vernehmen nach soll er aber noch 2023 erfolgen. Angesichts der Vehemenz, mit der die Türkei ihr Prestigeprojekt in der Vergangenheit vorantrieb, scheint das durchaus realistisch – auch deshalb, weil TAI das neue Flugzeug ausdrücklich in mehreren Stufen entwickelt, sodass wichtige Waffensysteme und Fähigkeiten erst in späteren Prototypen eingebaut werden. Das Tempo, das die Türken an den Tag legen, ist jedenfalls beachtlich. 2019 zeigten sie auf dem Pariser Aérosalon erstmals ein lebensgroßes Mockup des geplanten Stealth-Jets. Im November 2021 verkündete TAI den Bau der ersten Teile – und gewährte Anfang 2023 Einblicke in die neu errichtete Endmontagelinie, wo der erste MMU-Prototyp bereits zu großen Teilen fertiggestellt war. Anfang März begannen dann die Tests mit den frisch eingebauten Triebwerken – gefolgt von den nun dokumentierten Rollversuchen des neuen Kampfflugzeugs. Die Bilder davon sollen vom 16. März stammen. Sie zeigen das MMU in dunkelgrauer Farbgebung, während Radom, Cockpitrahmen und Lufteinläufe in hellerer Farbe lackiert sind.

Phantom-Nachfolger
Laut türkischen Medienberichten will TAI bis Ende 2026 insgesamt drei MMU-Prototypen der Grundausführung Block 0 in die Luft bringen. Ein weiterer Prototyp soll der seriennahen Version Block-1 entsprechen und erweiterte Fähigkeiten besitzen. Die Auslieferung der ersten zehn Serienflugzeuge mit Block-1-Standard an die türkische Luftwaffe könnte im Idealfall 2029 beginnen. In der Türkei soll das – für die heimischen Bedürfnisse maßgeschneiderte – neue Kampfflugzeug vor allem die veralteten F-4E Phantom II ablösen. Neben Stealth-Eigenschaften wartet das MMU zu diesem Zweck mit einem leistungsstarken AESA-Radar sowie mit Künstlicher Intelligenz im Cockpit auf. In einer späteren Phase ist außerdem geplant, das zunächst als Antrieb eingesetzte GE F110 aus den USA durch ein vom türkisch-britischen Joint-Venture TAEC entwickeltes Pendant zu ersetzen. Hinter dem Unternehmen stehen Rolls-Royce und das türkische Unternehmen Kale. Vor 2029 ist hier aber nicht mit einem einsatzreifen Triebwerk zu rechnen.