Im Hollywood-Streifen "Armageddon – Das jüngste Gericht" rettet Bruce Willis die Erde vor einem Asteroideneinschlag – mithilfe eines Space Shuttles und einer Atombombe. Doch was könnte die Menschheit im echten Leben tun, wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde wäre? Mit dieser Frage beschäftigt sich die europäische Asteroidenmission Hera, die frühestens am Montag, 7. Oktober mit einer Falcon 9 von Cape Canaveral aus starten soll. Das Startfenster ist bis 27. Oktober geöffnet.
Das Ziel von Hera ist das Doppelasteroidensystem Didymos und Dimorphos, wo die Sonde am 28. Dezember 2026 ankommen soll. Auf dem Asteroidenmond Dimorphos, der Didymos umrundet, hat die NASA vor zwei Jahren die Sonde DART (Double Asteroid Redirection Test) einschlagen lassen. Sie hat nachweislich die Umlaufbahn von Dimorphos um Didymos verändert und sie um eine gute halbe Stunde verkürzt. Doch viele Dinge sind noch unklar: Gibt es einen Krater oder hat Dimorphos seine Form verändert? Wie schwer ist Dimorphos? Und welche Struktur verbirgt sich in seinem Inneren? Das alles werden Hera und ihre beiden Cubesats Juventas und Milani untersuchen.
Um im Ernstfall wirklich einen Asteroiden ablenken zu können, sind die Erkenntnisse von Hera wichtig. "Mit DART wurde bewiesen, dass die Menschheit die Technologie hat, einen Asteroiden abzulenken. Hera wird nachgucken, was genau passiert ist", sagte Richard Moissl, Leiter des Planetenverteidigungsbüros der ESA, bei einem Pressebriefing am 2. Oktober. Für eine echte Asterodienabwehrmission sieht Moissl indes idealerweise eine umkehrte Reihenfolge der Sonden vor: Zuerst sollte eine Sonde wie Hera den Asteroiden untersuchen, bevor ein sogenanter Impaktor wie DART geschickt wird.
Paradebeispiel Tscheljabinsk
Auch wenn Asteroideneinschläge selten sind, so können sie verheerende Auswirkungen haben. "Bis zu einer Größe von zehn Metern müssen wir uns nicht groß Sorgen machen. Unsere Atmosphäre schützt uns davor ganz effizient. Aber darüber hinaus wird es langsam immer gefährlicher", sagt Moissl. Ein bekanntes Beispiel ist der Meteor von Tscheljabinsk, der am 15. Februar 2013 in die Erdatmosphäre eingetreten und dort zerbrochen ist. Das verursachte eine Druckwelle, die fast 4000 Gebäude beschädigte. Etwa 1500 Menschen wurden damals verletzt.
Hera wurde von OHB in Bremen in nur vier Jahren entwickelt und gebaut, rund 100 europäische Unternehmen und Institute sind an der Mission beteiligt. "Wir sind überzeugt, dass das Teil der Mission ist: dass man in kurzer Zeit reagieren können muss, wenn es um 'Planetary Defence' geht", sagte Sabine von der Recke, Vorstandsmitglied von OHB. Die Sonde trägt elf Instrumente, darunter zwei Kameras von Jena-Optronik und eine von HPS entwickelte Antenne, sowie ein radiowissenschaftliches Experiment mit sich. Die Kosten der Mission belaufen sich auf 383 Millionen Euro. Deutschland ist der größte Beitragszahler.
Im März 2025 soll Hera ein Schwerkraftumlenkungsmanöver am Mars durchführen, im Februar 2026 steht dann ein zweites Deep-Space-Manöver an, das die Sonde auf den richtigen Kurs zum Didymos-System bringt. Wenn die Sonde schließlich am 28. Dezember 2026 an Dimorphos ankommt, wird sie den Asteroiden rund sechs Monate lang untersuchen. Zunächst wird sie ihn aus 20 bis 30 Kilometern Höhe vermessen. Anschließend werden die beiden Cubesats ausgesetzt. Dann folgt eine detaillierte Charakterisierung des Asteroiden, Hera nähert sich Dimorphos auf bis zu acht Kilometer an. Die Entfernung wird dann immer weiter auf schließlich einen Kilometer reduziert. Am Ende sollen sowohl Hera als auch die beiden Cubesats auf Dimorphos landen.